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(GZ-20-2021)
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► DSGV-Pressekonferenz:

 

„S-Mittelstands-Fitnessindex“

 

Die kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland haben die Corona-Krise bislang besser überstanden als von vielen erwartet. Das zeigt der S-Mittelstands-Fitnessindex, für den Experten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) die Jahresabschlüsse von rund 300.000 anonymisierten Unternehmensbilanzen von Firmenkunden der Sparkassen ausgewertet, das Firmenkreditgeschäft der Sparkassen untersucht und Firmenkundenberater in ganz Deutschland befragt haben.

Laut DSGV-Präsident Helmut Schleweis zeigt die Analyse der Bilanzen von Unternehmen mit bis 250 Millionen Euro Umsatz, dass die Umsätze der Mittelständler insgesamt nur um rund 3 Prozent, und die Gewinne um gut 5 Prozent zurückgingen. Es wurde weiter Eigenkapital aufgebaut. Rechnerisch geben die Eigenkapitalquoten durch die noch stärker steigenden Bilanzsummen allerdings etwas nach.

Hohe Flexibilität

93 Prozent der Unternehmen haben auch 2020 noch einen Gewinn erzielt. Trotzdem gab es in jeder Branche zum Teil harte Schicksale. Der Anteil der Unternehmen, die 2020 coronabedingt einen bilanziellen Verlust erlitten haben, beträgt im Durchschnitt knapp 7 Prozent. In den meisten Fällen reichten die Kapitalpuffer aus, um Verluste zu kompensieren. Bei nur 0,7 Prozent der Unternehmen überstiegen die Verluste das Eigenkapital und in rund der Hälfte dieser Fälle konnte durch Nachschüsse trotzdem ein positiver Eigenkapitalbestand erhalten werden.

Wie Schleweis betonte, habe der deutsche Mittelstand, geprägt von der großen Wirtschaftskrise 2009, eine hohe Flexibilität entwickelt und eine starke finanzielle Robustheit erworben. Dies ziehe sich wie ein roter Faden durch die Ergebnisse der jährlichen Analysen. „Die insgesamt hohe Resilienz des deutschen Mittelstands ist somit bemerkenswert, aber – zumindest für uns – nicht überraschend“, so der Präsident.

Starkes Wachstum in allen Branchen erwartet

Unter der Annahme, dass es keinen weiteren Lockdown gibt, erwartet der DSGV für 2021 ein starkes Wachstum in allen Branchen. In einigen Branchen könne das Vorkrisenniveau in diesem Jahr aber noch nicht wieder erreicht werden.

Das Gastgewerbe zum Beispiel werde mit rund 14 Prozent Umsatzwachstum in diesem Jahr nur einen relativ kleinen Teil seiner hohen Corona-Verluste wieder einspielen, während der Metall-, Maschinen- und Fahrzeugbau aufgrund der guten Exportlage und der wieder anziehenden heimischen Konjunktur deutliche Zuwachsraten verzeichnen kann. Hier spielten die intakten Wachstumstreiber und die technologische Spitzenposition der Unternehmen eine wesentliche Rolle.

„Die Umsätze werden hier auch in den kommenden Jahren weiter wachsen“, prognostizierte Schleweis, „denn erstens ist das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht, und zweitens bedeutet der Umbau zu mehr Nachhaltigkeit kräftige Investitionen“.

IT- und Baubranche

In der IT-Branche werde die fortschreitende Digitalisierung weiterhin für stabiles Wachstum sorgen – getrieben zum Beispiel durch mehr Home-Office und durch den höheren Anteil von Software in industriellen Produkten und Anwendungen, unterstrich der DSGV-Chef. Die Baubranche bzw. der baunahe Handwerksbereich profitierten weiter von einer sehr guten Auftragslage. Allerdings behinderten aktuell die Materialknappheit und vor allem der Fachkräftemangel einen noch deutlicheren Umsatzanstieg.

Chemie- und Pharma-Unternehmen würden insbesondere von der Entwicklung im Bereich Gesundheit positiv beeinflusst. Pandemiebedingt werde vielerorts in neue Anwendungen investiert; dies bilde für die Branche die Grundlage für eine langfristig positive Entwicklung.

Rückschläge sind bei all diesen positiven Prognosen nicht auszuschließen, erklärte Schleweis. Zu den Risikofaktoren, die die Erholung zum Teil ausbremsen können, zählten die Knappheit an spezifischen Vorprodukten (Holz in der Baubranche und Chips für den Automobilbau), langwierige Genehmigungsverfahren und bürokratische Hemmnisse, sowie die Unsicherheit zum Fortgang der Pandemie und zur Wirksamkeit der Impfkampagnen.

Umbau zu einer nachhaltigen Wirtschaft als Mammutaufgabe

„Wenn die Pandemie überwunden ist, steht mit dem Umbau zu einer nachhaltigen Wirtschaft die nächste Mammutaufgabe an. Der Umbau zu mehr Nachhaltigkeit ist wahrscheinlich das größte Investitionsprogramm dieser Dekade“, fuhr der Präsident fort.

Firmenkunden der Sparkassen sehen diese Transformation überwiegend als Chance und ergreifen bereits konkrete Maßnahmen. Umfragen unter den Firmenkundenexperten der 371 Sparkassen belegen: Laut zwei Drittel der Befragten sehen ihre Firmenkunden den Wandel hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft eher als Chance, nur für rund 20 Prozent überwiegen die Risiken.

Mehr als die Hälfte der befragten Experten berichtet, ihre Firmenkunden hätten bereits konkrete Maßnahmen ergriffen, zum Beispiel Investitionen in CO2-effiziente Produktionstechnologien. Ein weiteres Drittel der Experten weiß von Plänen ihrer Kunden für mehr Nachhaltigkeit, die demnächst umgesetzt werden sollen.

„Überall in Deutschland begleiten Sparkassen ihre Firmenkunden auf dem Weg Richtung Nachhaltigkeit. Es geht jetzt darum, vor Ort alle auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen und die nötigen Investitionen zu finanzieren. Dafür stehen die Sparkassen bereit. Es kann und darf dabei aber nicht darum gehen, die guten von den anderen Unternehmen zu unterscheiden“, erklärte Schleweis.

Sparkassen-ESG-Score

Für die Beurteilung, wie nachhaltig Firmenkunden sind, stehe Sparkassen mit dem Sparkassen-ESG-Score ein zuverlässiges Modell zur Verfügung, das die durchschnittliche Betroffenheit einer Branche von Nachhaltigkeitsaspekten misst. Neben Treibhausgasemissionen gingen auch Aspekte wie angemessene Entlohnung und faire Bedingungen am Arbeitsplatz mit ein. Demnach weisen aktuell rund 20 Prozent der Branchen im Durchschnitt erhöhte bzw. hohe Nachhaltigkeitsrisiken auf.

„Kredite in Branchen mit erhöhten und hohen Nachhaltigkeitsrisiken erfordern in Zukunft eine besondere Begründung. Bei der Einschätzung von ökologischer, sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeit zahlt sich die Nähe der Sparkassen zu ihren Kunden besonders aus. Nur mit einem tiefen Verständnis des Geschäftsmodells eines Unternehmens lassen sich Entwicklungspotenziale erkennen und Nachhaltigkeitsrisiken treffsicher beurteilen“, hob Schleweis hervor.

DK

 

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