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(GZ-15/16-2021)
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► Warum eigentlich nicht?

 

Recyclingbaustoffe

 

In Bayern fallen mittlerweile jährlich über 53 Mio. Tonnen Bauabfälle als Bauschutt, Bodenaushub, Gleisschotter und Straßenaufbruch an. Laut bayerischem Landesamt für Statistik wurden davon 2018 nur 18,6 % (9,92 Mio. Tonnen) in Recyclinganlagen aufbereitet. Mehr als zwei Drittel aller Bauabfälle werden in Bayern bis heute deponiert oder zum Großteil in Gruben und Brüchen verfüllt. Dafür werden oftmals weite Transportwege verbunden mit der entsprechenden Verkehrs-, Umwelt- und Klimabelastungen ungefragt in Kauf genommen. Der Bedarf von rund 150 Mio. Tonnen mineralischen Baustoffen, den wir in Bayern jährlich haben, werden nur ca. 10 % durch Sekundärbaustoffe (Recyclingbaustoffe) gedeckt.

Statistisch gesehen (Bay. Landesamt für Statistik 2018) recyceln oder verwerten wir auf Baustellen in Bayern 66,8 % des Bauschutts, beim Gleisschotter 82,3 % und sogar 98 % des Straßenaufbruchs (Altasphalt). Doch diese Zahlen belegen leider nur den Anlageninput, d.h. die Mengen, die in den Asphaltmisch- und Bauschuttrecyclinganlagen angeliefert werden. Was aber letztendlich davon wieder im neuen Asphalt verwendet oder als Recyclingbaustoff in Gebäuden, beim Straßenbau, im Erdbau oder in Bauprodukten eingesetzt wird, das spiegeln diese Zahlen nicht wider. Dass die wieder eingesetzte Menge aber wesentlich geringer ist, ist in Bayern belegt durch die täglich wachsenden Altasphalt- und Bauschuttberge nicht zu übersehen. Bei Bodenaushub werden zudem lediglich 6,2 % aufbereitet oder auf Baustellen direkt wiederverwertet.

Warum werden nicht mehr Primärbaustoffe durch Sekundärbaustoffe substituiert? Können wir nicht mehr recyceln? Anscheinend NEIN und die dafür angeführten Gründe sind vielfältig: der Einsatz von Sekundärbaustoffen wäre zeit- und kostenaufwendiger, die heute verfüllten oder deponierten Bauschutt- oder Bodenmaterialien wären zudem für das Recycling nicht geeignet oder die Qualität von Recyclingbaustoffen wäre schlechter als die von Primärbaustoffen.

JA, wir müssen uns mit der Thematik „Recyclingbaustoffe“ beschäftigen. Das kostet Zeit und finanziellen Aufwand gegenüber Baustoffen, deren Einsatz und deren Anwendung uns heute bereits geläufig ist. Aber diesen Aufwand haben wir bei jedem „neuen“ Baustoff, bis wir uns daran gewöhnt haben, in regelmäßig einzusetzen. Vor dem Hintergrund der explodierenden Entsorgungsgebühren und steigenden Preise für natürliche Sande, Kiese und andere Gesteinsmaterialien sind Recyclingbaustoffe mittlerweile für viele Bauherren bereits ein probates Mittel, um ihre Baukosten auf der Entsorgungs- als auch der Beschaffungsseite spürbar zu senken.

Mangelnde Akzeptanz

Viele der heute noch verfüllten oder deponierten Bauabfälle und dabei insbesondere Bodenaushub sowie Boden-Bauschutt-Gemische könnten mit der zur Verfügung stehenden modernen Aufbereitungstechnik jederzeit zu hochwertigen Sekundärbaustoffen aufbereitet werden. Hemmschuh dafür ist jedoch die mangelnde Akzeptanz und Nachfrage nach Recyclingbaustoffen. Viele Recyclingunternehmen zögern deshalb, in neue Anlagentechnik und Arbeitsplätze zu investieren.

Auch die Qualität von geprüften, güteüberwachten und zertifizierten Sekundärbaustoffen kann nicht in Zweifel gezogen werden. Die Anforderungen an die bautechnischen Eigenschaften (z.B. Korngrößenverteilung, Frostempfindlichkeit, Tragfähigkeit usw.), die an Primärbaustoffe gestellt werden, sind nämlich 1:1 die Anforderungen, die auch von den Sekundärbaustoffen zu erfüllen sind: kein Recycling-Bonus, keine Abstriche. Zusätzlich werden Recyclingbaustoffe zudem auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft. D.h. der Bauherr weiß hier genau, was er einbaut und vor allem wie und wo er diese Materialien bei einem späteren Aus- oder Rückbau wiederverwerten oder entsorgen kann. Alles ohne böse Überraschungen.

QUBA-Qualitätssiegel

Bei der Auswahl von Sekundärbaustoffen erfährt der private, gewerbliche und kommunale Bauherr dabei Unterstützung durch das QUBA-Qualitätssiegel. Das Siegel gewährleistet ihm, dass alle einschlägigen Normen und Regelwerke auf EU-, Bundes- und Länderebene eingehalten werden. QUBA-zertifizierte Recyclingbaustoffe sind qualitativ hochwertig und unterliegen einem engmaschigen Prüf- und Überwachungskonzept. Die hergestellten Recyclingbaustoffe als auch die Hersteller müssen dabei teilweise höhere als im offiziellen Regelwerk formulierte Anforderungen erfüllen.

Die einheitliche, marktübliche und anwenderfreundliche Kennzeichnung der zertifizierten Recyclingbaustoffe ermöglicht Bauherren, Architekten und Planern die direkte Zuordnung, den direkten Vergleich und eine einfache Bewertung der angebotenen Recyclingbaustoffe im Rahmen von Ausschreibungen und Bauvergaben. Über ein frei zugängliches Firmenverzeichnis und einer tagesaktuellen Karte aller zertifizierten Anlagen und Baustellen haben sie zudem jederzeit Zugriff auf alle Produzenten von Sekundärbaustoffen mit dem QUBA-Qualitätssiegel.

Der Baustoff Recycling Bayern e.V. hat sich deshalb im Herbst 2020 dem QUBA-Qualitätssiegel angeschlossen. Bereits über 200 unserer bayerischen Mitgliedsbetriebe und mehr als 2 Mio. Tonnen Recyclingbaustoffe wurden bis Ende Juni 2021 nach den QUBA-Richtlinien zertifiziert.

QUBA-zertifizierte Recyclingbaustoffe: Noch nie war Kreislaufwirtschaft, Klima- und Umweltschutz am Bau so einfach! Weitere Informationen unter www.baustoffrecycling-bayern.de und www.quba-gmbh.org oder über die Geschäftsstelle info@baustoffrecycling-bayern.de bzw. info@quba-gmb.org

 

 

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