► Henne Nutzfahrzeuge und MULAG Mähtechnik:

„Ökologisch heißt nicht schöner!“

Informationsveranstaltung zum insektenfreundlichen Mähen in Peißenberg

Auf der IFAT 2020 hätte der u.a. für den Unimog passende Mähkopf ECO 1200, eine Weltneuheit im ökologischen Mähen, präsentiert werden sollen, wäre diese Großveranstaltung nicht pandemiebedingt verschoben worden. Um interessierten Bauhofmitarbeitern dieses neue und gleichzeitig auch die altbewährten Produkte rund ums Mähen vorzuführen, organisierten Henne Nutzfahrzeuge aus Kirchheim und MULAG aus dem Schwarzwald eine Tour, die sie durch Rosenheim, Forchheim, Rothenburg o.d. Tauber, Herrieden, Essenbach und Peißenberg führte. Rund 50 Teilnehmer ließen sich allein in Peißenberg den neuen Mähkopf ECO 1200 im Vergleich mit den herkömmlichen Geräten präsentieren. Der Markt Peißenberg selbst ist ein gutes Beispiel, denn hier wird ökologisches Mähen nicht nur praktiziert, sondern die Idee dahinter auch gelebt. Der Markt wurde bereits mehrfach für die insektenfreundliche Bewirtschaftung der gemeindeeigenen Flächen ausgezeichnet.

Präsentieren die insektenfreundliche Mähtechnik für den Unimog: V.l. Peter Hofmann, Gebietsverkaufsleiter Straßenunterhaltungsgeräte MULAG Fahrzeugwerk, Thomas Rieger, Geschäftsführer, Frieder Füllemann, Verkauf, beide Henne Nutzfahrzeuge, Bürgermeister Frank Zellner und oben Bauhofleiter Roman Bals, beide Markt Peißenberg. Bild: CH

Erster Bürgermeister Frank Zellner begrüßte die Anwesenden erleichtert, dass man sich nun langsam wieder um andere wichtige Themen kümmern könne, und Insektenfreundlichkeit steht in Peißenberg sehr weit oben auf der Agenda. Bereits 2018 wurde die Kommune vom Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland e.V. (BUND) als „Pestizidfreie Kommune“ aufgenommen.

Im September 2020 folgte dann die Auszeichnung der Deutschen Umwelthilfe mit dem Label „StadtGrün naturnah“ in Silber, die GZ berichtete in Ausgabe 19/2020. Mit dem Label wird der vorbildliche Einsatz der Gemeinde für die biologische Vielfalt auf städtischen Flächen gewürdigt. Peißenberg setzt innerorts sowie im Straßenbegleitgrün auf extensive Bewirtschaftung und verwendet regionales Saatgut, zudem werden vermehrt Zwiebelpflanzungen vorgenommen. Sonja Mayer vom Bauamt Peißenberg führt aus, dass für die Verkehrsinseln Staudenmischpflanzungen verwendet werden:

„Dabei bevorzugen wir heimische und ökologisch hochwertige Gehölze ohne gefüllte Blüten.“ Ziel der Maßnahmen sei, das Nahrungsangebot wildlebender Insekten und damit auch die weitere Nahrungskette zu befördern. Der Bezirk Oberbayern ernannte die Marktgemeinde 2019 zur „Bienenfreundlichen Gemeinde“.

Viel Aufklärungsarbeit nötig

Laut Hubert Knauer, Bauhofmitarbeiter, ist diese Auszeichnung nicht nur ein Aufkleber, den man sich verpasst habe. Und tatsächlich sind die Bemühungen, die gemeindlichen Grünanlagen insektenfreundlich zu gestalten, sichtbar. Was wiederum viel Aufklärungsarbeit erfordere, so Knauer, denn „ökologisch heißt nicht gleichzeitig auch schön. Der Bauhof wird oft angesprochen, wann denn mal wieder jemand zum Mähen vorbeikommt. Auf die Diskussion, dass die hohe Wiese Absicht ist, muss man vorbereitet sein.“

Auch Peter Hofmann, Gebietsverkaufsleiter bei MULAG, der den Grünpflegekopf ECO 1200 vorstellt, gibt zu bedenken, dass man sich an ein neues Schnittbild gewöhnen müsse, denn „ohne Verzicht an mancher Stelle, ist eine Umstellung nicht zu haben“. Aber der politische Druck ist in der Branche deutlich spürbar, weshalb der Mähtechnik-Experte MULAG schon früh auf veränderte Kundenwünsche reagierte. Das naturschonende Mähen mit dem Unimog, dass der neue Mähkopf ermöglicht, stellt Lösungen für die folgenden Anforderungen dar:

• Abstreifen und Aufscheuchen von Insekten und Aussamen von Pflanzen
• Größere Schnitthöhe: Am Boden lebende Insekten sind besser geschützt
• Kein Ansaugen: Deutlich weniger Insekten gelangen ins Schneidwerk
• Reduzierte überrollte Fläche: Insekten werden geschont, die Bodenverdichtung minimiert
• Schnittgut aufnehmen: Kein Nährstoffeintrag durch verrottendes Schnittgut (Magerwiese)

Theoretisch kommt ein Insekt durch den neuen Mähkopf durch, was bisher nicht möglich war. Dass diese Theorie sich auch in die Praxis umsetzen läßt, wurde inzwischen durch Untersuchungen der Universitäten Tübingen und Hohenheim bestätigt. Im Vergleich zur regulären Schlegel-Mähtechnologie mit an-
schließendem Überrollen und Mulchen überleben beim ECO 1200 über 70 Prozent der Insekten, wobei im Versuch auf das vorherige Aufscheuchen verzichtet wurde, um vergleichbare Bedingungen herzustellen.

Immense Müllproblematik

Wer sich mit dem Mähen entlang von Straßen beschäftigt, der weiß um die immense Müllproblematik. Das bisherige Mähverfahren sorgt dafür, dass z.B. Glasflaschen sowie sämtlicher anderer Abfall in kleinste Splitter zerlegt dem Grüngut beigemischt sind. Das wiederum führt dazu, dass das abgemähte Straßenbegleitgrün nicht überall entsorgt werden kann. Oft bleibt nur noch die Verbrennung als Sondermüll. Weil aber der neue Mähkopf das Schnittgut nicht mehr ansaugt, bleibt auch der Müll ganz. Nun muss er aber im Nachgang per Hand aufgelesen werden.

Frieder Füllemann, verantwortlich für den Verkauf Unimog und Kommunaltechnik bei Henne Nutzfahrzeuge, bedankt sich beim Peißenberger Bauhofleiter Roman Bals und Bürgermeister Frank Zellner, die diese Veranstaltung ermöglichten. Auch der Henne-Geschäftsführer Thomas Rieger ist angetan von diesem Format: „Zukünftig kann ich mir vorstellen unsere Kunden mit aktuellen Themen direkt und in einem kleineren Kreis zu informieren.“

Die unterschiedlichen Schnittbilder: V.l. Mähkopf Eco 1200 plus inkl. Absaugen des Schnittguts, Mähkopf Eco 1200 ohne Absaugen und Schlegelmähtechnologie inkl. Abrollen und Mulchen. Bild: CH

CH

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