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(GZ-9-2021)
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► Online-Jahrespressekonferenz der bayerischen Sparkassen:

 

Gefestigtes Kundenvertrauen in der Corona-Krise

Rekordmarken bei Kreditvolumen und Einlagen

 

Die bayerischen Sparkassen haben im vergangenen Jahr ihre Rolle als Marktführer im Kundengeschäft behauptet. Wie Prof. Dr. Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, bei der Online-Bilanzpressekonferenz erläuterte, haben „ein gutes Krisenmanagement, die rasche Anpassung der Prozesse an die Ausnahmesituation und eine überaus effektive Unterstützung im Lockdown für Privat- und Unternehmenskunden die Kunden noch enger an ihre Sparkassen gebunden“.

V.l.: Vizepräsident Roland Schmautz, Präsident Prof. Dr. Ulrich Reuter und Landesobmann Ralf Fleischer. Bild: SVB
V.l.: Vizepräsident Roland Schmautz, Präsident Prof. Dr. Ulrich Reuter und Landesobmann Ralf Fleischer. Bild: SVB

Das Kreditvolumen der bayerischen Sparkassen lag 2020 bei der Rekordmarke von 151 Mrd. Euro. Mit einem Plus von 5,8 Prozent wurde die höchste Wachstumsrate der vergangenen zehn Jahre verzeichnet. Auch das Kreditneugeschäft wuchs im Pandemiejahr auf Rekordniveau: Die Darlehenszusagen an Unternehmen und Selbstständige betrugen 19,9 Mrd. Euro (+18,2 Prozent). Davon entfielen 2,1 Mrd. Euro auf vermittelte staatliche Förderkredite.

Das Hausbankprinzip hat sich hier Reuter zufolge besonders bewährt, die dringend benötigten schnellen Kreditentscheidungen wurden so erst möglich. Die Einlagen der bayerischen Sparkassen stiegen auf 187,6 Mrd. Euro, das Wachstum war mit +7,2 Prozent so hoch wie seit über zehn Jahren nicht. Privatpersonen bilden insgesamt die größte Kundengruppe der bayerischen Sparkassen: Sie stehen für 41,2 Prozent des Kreditvolumens und 78,6 Prozent aller Einlagen.

Über 90 Prozent der 2020 ausgereichten Kredite der Sparkassen an Privatpersonen waren Immobilienkredite (56,2 Mrd. Euro; +6,5 Prozent). Auch das Immobiliengeschäft wies das größte Wachstum der vergangenen zehn Jahre auf. Wie schon im Vorjahr wuchs das Neugeschäft überdurchschnittlich: Die Zusagen für Wohnungsbaukredite an Privatpersonen nahmen um 16,4 Prozent auf 12,6 Mrd. Euro zu.

Wertpapierjahr 2020

2020 war ein Wertpapierjahr: Der Umsatz stieg um 30,8 Prozent auf den Spitzenwert von 23,9 Mrd. Euro, getragen in erster Linie durch den Handel mit Aktien und Optionsscheinen. Doch haben im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht nur Wertpapiere zur positiven Entwicklung des Geldvermögens der Kunden beigetragen: 2020 war insgesamt ein absolutes Jahr der Geldvermögensbildung für die Kunden der bayerischen Sparkassen. Sie legten 17,1 Mrd. Euro neu auf ihren Konten, Depots, in Bausparverträgen und Lebensversicherungen an. Mit diesem Plus von 60,3 Prozent wurde ein neuer Höchststand erreicht. 10,4 Mrd. Euro davon liegen bei den privaten Kunden.

Die operative Geschäftsentwicklung zeigt, dass das Kundengeschäft der bayerischen Sparkassen im Pandemiejahr 2020 noch stärker gewachsen ist als in den Vorjahren. Da die Einlagen sogar noch stärker als die Kredite gewachsen sind, hat sich damit allerdings der bereits bestehende Einlagenüberschuss noch weiter vergrößert und infolgedessen auch die Ertragsproblematik der bayerischen Sparkassen verschärft. Denn das gute Wachstum kann sich in der aktuellen Zinssituation nicht positiv im Ergebnis niederschlagen, es verstärkt sogar den bereits vorhandenen Trend zu sinkenden Zinsergebnissen: 2020 ist der Zins-
überschuss um 3,1 Prozent auf 3.155,1 Mio. Euro gesunken.

2020 erzielten die bayerischen Sparkassen ein Betriebsergebnis vor Bewertung von rund 1.609,4 Mio. Euro. Damit liegt es um 1,4 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Maßgeblich für diese Entwicklung war, dass der starke Rückgang des Zinsüberschusses (-101,7 Mio. Euro) auch durch eine Steigerung der Provisionsüberschüsse (+56,1 Mio. Euro) nicht kompensiert werden konnte. Dementsprechend hat sich auch die Cost-Income-Ratio der bayerischen Sparkassen von 65,4 Prozent in 2019 auf 65,6 Prozent in 2020 leicht verschlechtert. Für jeden Euro Erlös mussten die bayerischen Sparkassen im vergangenen Jahr also fast 66 Cent einsetzen.

Nachhaltig seit 200 Jahren

Unter dem Strich steht bei den bayerischen Sparkassen für das Geschäftsjahr 2020 ein Betriebsergebnis nach Bewertung von 868,1 Mio. Euro (2019: 975,7 Mio. Euro). Nach den noch vorläufigen Berechnungen wird nach Steuern am Ende ein Jahresüberschuss von 309,7 Mio. Euro (2019: 379,2 Mio. Euro) stehen. Sparkassen verstehen sich schon durch ihren öffentlichen Auftrag als gemeinwohlorientierte regionale Kreditinstitute als nachhaltig – inzwischen seit 200 Jahren.

„Und gerade in kritischen Zeiten wie der Negativzinsphase oder in der aktuellen Pandemie-Situation zeigen Sparkassen wieder ihre regionale Stärke“, erklärte Reuter.

Auf ihr Jahresergebnis führen die bayerischen Sparkassen für 2020 441,4 Mio. Euro an gewinnabhängigen Steuern ab. 198 Mio. Euro davon sind Gewerbesteuern, die erneut auch die bayerischen Kommunen stärken – das ist mehr als eine halbe Million pro Tag.

Förderer der Gesellschaft

Als Kreditinstitute mit einem öffentlichen Auftrag spielen die Sparkassen auch eine besondere Rolle als nachhaltige Förderer der Gesellschaft im Freistaat: Neben Sponsoring­ und Spenden haben die 64 bayerischen Sparkassen und der Sparkassenverband 2020 insgesamt 115 Stiftungen unterhalten, mit denen sie soziale Zwecke, Umwelt, Kultur und Sport in ihren Geschäfts­gebieten fördern. Insgesamt wurden fast 40 Mio. Euro für gemeinnützige Zwecke und Einrichtungen bereitgestellt – das ist mehr als eine dreiviertel Million pro Woche, die gemeinnützige Empfänger in ganz Bayern erreicht. Auf diese Weise stützen die Sparkassen die soziale Infrastruktur vor Ort.

Ganz explizit engagieren sich die Sparkassen seit 2020 beim ökologisch nachhaltigen Umbau Europas. Auch die bayerischen Sparkassen und der Sparkassenverband Bayern unterstützen die „Selbstverpflichtung für klimafreundliches und nachhaltiges Wirtschaften“ der Sparkassen-Finanzgruppe. Sie basiert auf den Zielen des Pariser Klimaabkommens und den „Principles for Responsible Banking“ der Finanzinitiative des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. Die Sparkassenorganisation bekennt sich damit zunächst zu dem Ziel, den eigenen Geschäftsbetrieb bis spätestens 2035 CO2-neutral zu gestalten.

Vor allem aber fördern die bayerischen Sparkassen den notwendigen Strukturwandel, indem sie die ökologische Transformation der bayerischen Wirtschaft finanzieren. Denn in den kommenden Jahren muss erheblich mehr Kapital in nachhaltige Investitionen fließen als bisher, damit die ehrgeizigen Ziele des Green Deals der EU erreicht werden können.

Darüber hinaus bieten die Sparkassen in der Wertpapierberatung systematisch nachhaltige Investments an. Unter dem Motto „Investoren werden zu Sinnvestoren“ fördern sie die nachhaltige Vermögensbildung im Eigeninteresse der persönlichen Absicherung und dabei gleichzeitig ökologisch und gesellschaftlich.

Digitale Angebote vermehrt genutzt

Die Corona-Pandemie wirkt als Beschleuniger in nahezu allen Entwicklungstrends der Sparkassen. So hat sie auch für einen großen Schub bei der Nutzung digitaler Angebote gesorgt, die Zahlungsgewohnheiten verändert und auch die Selbständigkeit der Kunden in der Erledigung ihrer Bankgeschäfte ohne Besuch in einer Geschäftsstelle weiter erhöht, wie Roland Schmautz, Vizepräsident des Sparkassenverbands Bayern, berichtete. Allein im Verlauf des Jahres 2020 nahm die Zahl der Online-Banking-Kunden der bayerischen Sparkassen um eine halbe Million zu.

Die bayerischen Sparkassen haben diese Entwicklungen aufgegriffen und den Umbau ihres Filialnetzes auch im Pandemiejahr 2020 fortgesetzt. Sie unterhielten zum Jahresende 2.009 personenbesetzte Geschäftsstellen und Beratungscenter, das sind 8,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Schmautz zufolge „zeigt die Krise, dass noch weniger Kunden auf die Filialen als alleinigen Anlaufpunkt angewiesen sind, als bisher gedacht. Wir sehen das an den steigenden Online-Zahlen einerseits und an der sinkenden Kundenfrequenz in unseren Geschäftsstellen andererseits. Doch wir wissen auch um die Kundengruppe, die nicht online-affin ist und weiterhin persönlichen Zugang wünscht. Deshalb bleiben wir zusätzlich zur Bündelung unserer Kompetenzen an infrastrukturintensiven Orten – wenn auch in veränderter Dichte – in der Fläche präsent.“

Die 64 bayerischen Sparkassen betreiben ein immer noch dichtes Netz von 2.009 Geschäftsstellen (2019: 2.195), 617 Selbstbedienungs-Geschäftsstellen (2019: 556) und 3.542 Geldautomaten (2019: 3.599). Diese Anlaufstellen werden ergänzt durch Kundenservicecenter für das Telefonbanking und digitale Beratungscenter. Parallel bauen die Sparkassen die digitalen Zugangswege für ihre Kunden aus. Basis ist dabei das Online-Banking, auf dem zahlreiche Zusatzleistungen aufbauen.

Internet-Filiale und S-App

Die Interaktionen über die Internet-Filiale – der mittlerweile größten Filiale der Sparkassen – oder über die S-App – steigen stark, die Sparkassen konnten die Zahl der Transaktionen binnen zwölf Monaten fast verzehnfachen. Schmautz erwartet noch mehr:

„Wir rechnen damit, dass sich die Entwicklung fortsetzt und wir in den kommenden zwei Jahren mindestens eine weitere Verdopplung sehen werden. Auch die Online-Produktabschlüsse wachsen ordentlich – beim S-Privatkredit etwa haben wir einen Zuwachs um 58 Prozent in 2020 erlebt. Wertpapier-Transaktionen sind je nach Art sogar um zwischen 344 bis 806 Prozent gestiegen.“

In der Krise setzt sich auch der Wandel zur Karten- oder Mobilzahlung am Point-of-Sale in den Geschäften weiter fort. So nutzten auch die Sparkassenkunden verstärkt elektronische Bezahlverfahren.

Deutschlandweit stieg etwa der Einsatz der girocard im Jahr 2020 um 23 Prozent, dabei wurden rund 13 Prozent mehr Umsätze getätigt: Insgesamt haben die Sparkassen-Kunden 2,6 Mrd. Mal mit ihrer Sparkassen-Card, der in Deutschland meistgenutzten girocard, bezahlt. Ein wachsender Anteil der Kunden geht einen Schritt weiter und bezahlt immer öfter auch mit dem Smartphone.

Abschließend warf Schmautz einen Blick in die Zukunft des Bezahlens in Europa und erklärte das Ziel der EPI – European Payment Initiative: „Perspektivisch sollen alle Bezahlarten unter einem Dach zusammengeführt werden. Ziel ist es, die verschiedenen Verfahren für Online-, Karten- und Mobile-Zahlungen aus den europäischen Ländern in einem einheitlichen europäischen Zahlungssystem zusammenzuführen.“

In einem ersten Schritt werden ab Mai die deutschen Banken und Sparkassen ihre Online-Bezahlverfahren paydirekt, giropay und Kwitt unter der Marke giropay zusammenführen.

Perspektivisch soll dann auch die girocard integriert werden. Mit der gemeinsamen Marke giropay wird die Basis für einen neuen Standard gesetzt, der Bequemlichkeit, Sicherheit und europäischen Datenschutz miteinander verbindet.

In seinem Ausblick mahnte Reuter zunächst generell mehr Maß in der Bankenregulierung an. Das risikoarme Kreditgeschäft der Sparkassen als Regionalbanken müsse immer noch an vielen Stellen stärker von Regulierungsmaßnahmen entlastet werden, um den kleineren Kreditinstituten die Luft zum Atmen zu lassen. Verhältnismäßigkeit sei hier bei Weitem noch nicht erreicht, warnte Reuter: „Ich hoffe, dass die deutsche Politik die Gefahr erkennt.“

Mit dem Ausbruch der Corona-Krise verschärft sich die Problematik des zunehmenden Einlagenüberhangs der Sparkassen in doppelter Weise. Die Ersparnisse nehmen beschleunigt zu. Gleichzeitig wird die Negativzinssituation durch die EZB-Geldpolitik weiter verschärft. Seit 2014 hat die EZB Negativzinsen ausgerufen, die sie frühestens 2024 erhöhen wird. Selbst kleine Renditeerhöhungen werden sofort mit neuen Ankäufen beantwortet.

„Das ist ein Fluch für Sparer und genauso für die Sparkassen, von denen einige sehr einlagenstark und damit schwer betroffen sind.“ Der Präsident forderte als ersten Schritt zumindest deutliche Mindestreserve-Erleichterungen bei der EZB für Regionalinstitute. Eine klare Ausweitung der Freibeträge würde schon ein wenig Druck herausnehmen.

Negativzinspolitik

„Die Sparkassen haben die Negativzinspolitik wirklich lange abgepuffert, haben ihre eigenen Effizienzreserven gehoben, Kosten reduziert und den Vertrieb angekurbelt. Es wird aber dennoch mit der Zeit unausweichlich, die Wirkungen tatsächlich im Sinne der ursprünglichen Absicht der EZB durchzuleiten bis zu den Endkunden“, machte Reuter deutlich. Er rechne damit, „dass es deshalb schon bald kein Kreditinstitut mehr geben kann, das neues Geld annimmt, ohne ein Verwahrentgelt dafür erheben zu müssen“.

Insgesamt, so der SVB-Präsident, hätten die bayerischen Sparkassen gezeigt, dass sie auch unter widrigen Bedingungen voll einsatzbereit für ihre Kunden und weitgehend stressresistent sind. Mit diesem Bewusstsein gingen sie jetzt kraftvoll in die kommenden Monate.

Reuter rechnet nun mit einer Belebung der Wirtschaft ab Jahresmitte und geht davon aus, dass die Sparkassen im Freistaat im angelaufenen Jahr ihre Ergebnisse stabilisieren. Der Rückgang des Betriebsergebnisses wird sich nach seiner Überzeugung verlangsamen, weil viele Maßnahmen greifen.

„Das heißt, die Sparkassen sind und bleiben starke Partner für ihre Kunden in ganz Bayern.“

DK

 

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