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(GZ-8-2021)
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► Positionspapier:

 

Masse mit Klasse

Positionen von BAK, BIngK, BDA und dena zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums

 

Die Planerverbände Bundesarchitektenkammer (BAK), Bundesingenieurkammer (BIngK), Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA und Deutsche Energie-Agentur (dena) haben ein gemeinsames Positionspapier „Quantität nie ohne Qualität – gebaute Umwelt zukunftsgerecht gestalten“ erstellt. Beschrieben werden zentrale Anforderungen, um bezahlbaren Wohnraum bedarfsgerecht, nachhaltig und schnell zu schaffen.

Nach Auffassung der Planerverbände sind die bisherigen Aktivitäten der Bundesregierung, zum Beispiel mit der Baulandkommission, eine geeignete Grundlage für die Schaffung eines adäquaten Angebots an bezahlbarem Wohnraum. Zugleich bedürfe es hierzu dringend weiterer staatlicher Maßnahmen und Investitionen. Passende Förderinstrumente und steuerliche Anreize, insbesondere mehr Flexibilität auf der planungs- und bauordnungsrechtlichen Ebene könnten die benötigten Potenziale für mehr bezahlbaren Wohnraum, aber auch für Baukultur und Nachhaltigkeit aktivieren. Das gemeinsame Positionspapier formuliert hierzu vier Prämissen und benennt konkrete Maßnahmen.

1. Qualität des Wohnens schafft Baukultur: Gebaute Umwelt wirkt langfristig. Quantität muss zwingend mit Qualität einhergehen. Insbesondere kommunale Auslober wie Wohnungsbauunternehmen sollten zur Anwendung qualitätsorientierter Kriterien bei der Vergabe verpflichtet werden. Öffentliche Kredit- und Fördermittel im Wohnungsbau sind an die verbindliche Auslobung von Planungswettbewerben und konkurrierende Vergabeverfahren zu binden.

2. Potenziale im Bestand nutzen: Klima schützen und Ressourcen schonen: „Umbaukultur“ implementieren, damit die Potenziale des Bauens im Bestand – Umnutzungen, Aufstockungen, Verdichtungen – aktiviert werden können. Potenziale und Hindernisse bei Aufstockungen und Umnutzungen verifizieren, z.B. durch wettbewerblich ermittelte Modellprojekte „Bauen ohne Grundstück“ im Experimentellen Wohnungs- und Städtebau. Ökologischen Fußabdruck unter Beachtung der grauen Energie als zusätzliche Ziel-, Planungs- und Nachweisgröße etablieren.

3. Integrierte Entwicklungskonzepte und soziale Bodenpolitik sind Grundlage bezahlbaren Wohnungsbaus: Um gemischte und lebendige Städte und Quartiere auch mit Blick auf Freiräume und Mobilitätskonzepte zu fördern, sollten alle Hindernisse für die Nutzung integrierter Stadtentwicklungsinstrumente beseitigt werden und die Baunutzungsverordnung, die nach wie vor vom Gedanken der Funktionstrennung geprägt ist, an veränderte Rahmenbedingungen – Klimaschutz, Migration, Mobilität und Wandel der Arbeitswelt durch Digitalisierung – angepasst werden. Zudem bedarf es neuer Konzepte zur Belebung der Innenstädte, unter anderem durch verstärkte Integration von Wohnungen und wohnverträglichen Arbeitsplätzen, um Vielfalt und damit die Stadt der ‚kurzen Wege‘ zu ermöglichen. Ideen- und Planungswettbewerbe sind hierfür bewährte Instrumente.

Die Implementierung einer sozial gerechten Bodenordnung ist eine drängende Grundsatzfrage. Baulandnachfrage und -spekulation bestimmen maßgeblich den Preis von Boden. Im Gegensatz zu anderen „Konsumgütern“ ist Boden nicht vermehrbar. Hier ist u.a. dringend eine Grundsteuerreform, hin zu einer Bodenwertsteuer, notwendig. Insbesondere aus Nachhaltigkeitsaspekten sollte das Ziel weiterverfolgt werden, den Flächenverbrauch zu minimieren („30-ha-Ziel“).

4. Qualifizierung sicherstellen und Nachwuchs fördern: Initiative analog „Industrie 4.0“ auch für das Planungs- und Bauwesen schaffen. Angebote der öffentlichen Hand für eine Verwaltungslaufbahn erhöhen und Leitungsfunktionen mit qualifizierten Architekten und Ingenieuren besetzen. Eine mittelstandsfreundliche Ausschreibungs- und Vergabepraxis muss sicherstellen, dass sich qualifizierte Planer auch aus kleineren und mittleren Büros in den Planungs- und Bauprozess einbringen können. Unangemessen niedrige Schwellenwerte für Planungsleistungen, überzogene Zugangskriterien und zu aufwändig gestaltete Vergabeverfahren verhindern die Beteiligung qualifizierter kleinerer und mittlerer Büros an Ausschreibungen.

BAK, BDA, BIngK und dena gehen davon aus, dass die von der Baukostensenkungskommission, dem Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen sowie im Rahmen der Wohnraumoffensive und der Baulandkommission erarbeiteten Vorschläge und Maßnahmenempfehlungen konsequent weiterverfolgt und umgesetzt werden.

DK

 

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