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(GZ-21-2020)
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► VWB e.V. und LVBW eG:

 

Bayerische Wasserkraftverbände weisen WWF-Studie entschieden zurück

 

Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern (VWB) e.V. und Landesverband Bayerischer Wasserkraftwerke eG üben scharfe Kritik an WWF-Studie „Lasst den Flüssen ihren Lauf“. In einem Hintergrundbericht zum Zustand der Fließgewässer in Bayern verurteilen sie den auf falscher Interpretation von Tatsachen basierenden Frontalangriff auf die für den Klimaschutz notwendige Wasserkraft-Technologie.

„Wir sind fassungslos ob der einseitigen Darstellung und der pauschalen Schuldzuweisung durch den WWF“, kommentiert Fritz Schweiger, 1. Vorsitzender der Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern (VWB) e.V, die Studie „Lasst den Flüssen ihren Lauf“. Der „Hintergrundbericht zum Zustand der Fließgewässer in Bayern“ wurde im August der Öffentlichkeit vorgestellt. Auf Basis dieser Studie fordert der WWF den Stopp des Neubaus von Wasserkraftwerken und den Rückbau bestehender Anlagen.

„Nicht nur basiert diese Forderung auf falschen Ausgangsvoraussetzungen und Interpretationen, es ist auch eine sehr kurzsichtige Forderung mit Blick auf den Naturschutz in Zeiten des Klimawandels“, ergänzt Hans-Peter Lang, Vorstandsvorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Wasserkraftwerke (LVBW) eG. „Energieerzeugung aus Wasserkraft ist eine notwendige Säule des Klimaschutzes und sorgt dafür, dass die Lebensgrundlagen für Menschen und Tiere - auch für Fische - langfristig erhalten bleiben.“

In dieser ersten Stellungnahme zu der WWF-Studie weisen die Bayerischen Wasserkraftverbände VWB und LVBW auf folgende Sachverhalte hin.

Nur 4.000 Wasserkraftwerke an 57.000 Querbauwerken - Auch der Bayerische Staat ist in der Verantwortung

Als Fazit der Studie teilt der WWF in der Pressemitteilung vom 19.08.20 mit: „Knapp 57.000 Querbauwerke wie Abstürze, Wehre und Staudämme zerschneiden Bayerns Flüsse. Nur 11 % dieser Barrieren sind ‚frei durchgängig‘, können also problemlos von Fischen überwunden werden.“

„Von diesen 57.000 Querbauwerken befinden sich lediglich an 4.000 von ihnen Wasserkraftanlagen“, stellt Fritz Schweiger von der VWB klar. „Das ist ein Bruchteil, und außerdem sind viele von ihnen in den vergangenen Jahren ökologisch verbessert worden. Dazu sind wir schon allein aufgrund strenger gesetzlicher Auflagen verpflichtet.“ Die Wasserkraftanlagen könnten somit nicht die alleinige Ursache für die vom WWF konstatierte mangelhafte Qualität und Durchgängigkeit von 85 Prozent der bayerischen Flussgewässer sein, so Schweiger.

Rund 60 Prozent der Wasserkraftbetreiber, die Mitglied in den beiden Wasserkraftverbänden sind, haben in den vergangenen Jahren Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung der Standorte durchgeführt, zum Beispiel, indem sie Fischtreppen gebaut haben.

Die übrigen Querbauwerke, immerhin rund 93 Prozent der Wehre in Bayern, befinden sich im Eigentum des Bayerischen Staates, fährt Schweiger fort. „Hier ist der Staat in der Verantwortung, für die Durchgängigkeit zu sorgen.“ Zudem wurden die Wehre nicht ohne Grund gebaut, sondern erfüllen wichtige Funktionen. Sie dienen beispiels-
weise dem Hochwasserschutz und der Grundwasserstabilisierung.

Unterschiedlichste Akteure verunreinigen Gewässer

Auf einen weiteren Sachverhalt weist Hans-Peter Lang vom LVBW hin: „Es gibt sehr viele, sehr unterschiedliche Umgebungsbedingungen, die einen negativen Einfluss auf die Wasserqualität haben“. Als Beispiele nennt er die Begradigung von Flüssen, das Eintragen von diffusen Stoffen, Ausleitungen aus Kläranlagen und Reifenabrieb auf Straßen, die in Gewässer geschwemmt werden. Und nicht zuletzt verunreinigt und verstopft der Wohlstandsmüll, der achtlos weggeworfen wird, die Flüsse. „Man macht es sich sehr einfach, wenn man nur den Wasserkraftanlagen die Schuld für alle Defizite in die Schuhe schiebt“, resümiert Lang.

Zudem wurden kaum neue Anlagen im Zuge der Energiewende gebaut. Wenn sich die Zustände der Flüsse in den vergangenen Jahren, wie vom WWF konstatiert, deutlich verschlechtert haben, so könne es kaum an diesen bis zu 100 Jahren bestehenden Anlagen liegen. Denn im Jahr 1920 gab es noch rund dreimal so viele Wasserkraftanlagen wie heute.

Kleine Wasserkraft ist nicht klein - Kleine bayerische Anlagen decken Strombedarf aller Haushalte in der Oberpfalz

Der WWF kritisiert weiterhin den geplanten Ausbau der Wasserkraftleistung angesichts des Stromertrags. „Gerade einmal 1,5 % des bayerischen Stroms werden derzeit von den rund 4.000 Kleinwasserkraftwerken (Leistung < 1MW) erzeugt“, schreibt der WWF in der Pressemitteilung. „Die sogenannte Kleine Wasserkraft wird gern klein geredet - zu Unrecht“, kommentiert Fritz Schweiger von der Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern (VWB). „Immerhin erzeugen die Anlagen über eine Milliarde Kilowattstunden Strom im Jahr. Damit kann rechnerisch der Strombedarf aller Haushalte in der Oberpfalz gedeckt werden. Darüber hinaus ist Strom aus Wasserkraftanlagen CO2-frei, er wird regional erzeugt und vermeidet damit Energieverluste und trägt zur Stabilisierung örtlicher öffentlicher Stromversorgungsnetze bei.“

„Wir fordern eine sachliche Auseinandersetzung mit der Wasserkrafttechnologie und keine ideologiegetriebene Fehlinterpretation von Tatsachen, um eine für die Energiewende und den Klimaschutz notwendige Technologie zu verunglimpfen“, appellieren Fritz Schweiger und Hans-Peter Lang im Namen ihrer Verbände. „Umwelt- und Naturschutz muss langfristig zusammen mit dem Klimaschutz gedacht werden, und hierfür ist die Wasserkraft essenziell.“

Zur Pressemitteilung und Studie des WWF: https://bit.ly/37Q8N2i

 

Dieser Beitrag ist aus dem Sonderdruck „Passion für Wasserkraft – Corona-Spezial“, der am 5.11.2020 als Beilage zu Ausgabe 21/2020 erschienen ist.

 

 

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