Fachthemazurück

(GZ-21-2020)
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► Begeisterung für Energie:

 

Passion für Wasserkraft

Von einer touristischen Werbemaßnahme über den technischen Fortschritt bis zur wirtschaftlichen Entwicklung einer Region

 

Dass bayerische Kommunen Wasserkraft nach wie vor als ökologisch und ökonomisch sinnvolle Energiequelle verstehen, hat Großweil in der Nähe des Kochelsees bewiesen. Unterstützt durch die Gemeindewerke Garmisch-Partenkirchen und einen privaten Investor entstand an der Loisach ein modernes, fischfreundliches Schachtkraftwerk. Die Inbetriebnahme dieser Anlage hätten wir gerne mit unserem 8. Bayerischen WasserkraftForum gewürdigt. Mit einem Besuch des nahegelegenen Walchenseekraftwerks hätten wir so unseren Besuchern neueste Technik und Wasserkraftpionierleistung gemeinsam präsentiert. Leider hat uns das derzeitige Virusgeschehen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir mussten die Veranstaltung absagen. Einen Wasserkraft-Sonderdruck halten Sie heute trotzdem in den Händen, denn das Thema hat viele berichtenswerte Facetten. Ein paar davon dürfen wir Ihnen in der Beilage zur Ausgabe 21/2020 präsentieren.

V.l.: Rupert Speer, Bürgermeister Saulgrub; Arno Nunn, Geschäftsführer Ammer-Loisach Energie;  Landrat Anton Speer, Landkreis Garmisch-Partenkirchen und Andreas Rödl, Bürgermeister Oberammergau. Foto: CH
V.l.: Rupert Speer, Bürgermeister Saulgrub; Arno Nunn, Geschäftsführer Ammer-Loisach Energie; Landrat Anton Speer, Landkreis Garmisch-Partenkirchen und Andreas Rödl, Bürgermeister Oberammergau. Foto: CH

Die Ammer-Loisach-Energie beispielsweise lud – nur ein paar Kilometer von Großweil entfernt – zufällig am Vortag der geplanten und dann abgesagten Veranstaltung zu einem Spatenstich für ein neues, kommunales Wasserkraftwerk an der Halbammer ein.

Der regionale Energieversorger ist ein Zusammenschluss aus zehn Gemeinden (Bad Bayersoien, Saulgrub, Bad Kohlgrub, Schwaigen, Eschenlohe, Grainau, Oberau, Ettal, Oberammergau, Unterammergau) und dem Energieversorger Energie Südbayern. Das Gelände für die neue Anlage stellen Bayerische Staatsforsten und die Gemeinde Saulgrub.

In der Nähe befindet sich das historische Wasserkraftwerk Kammerl. Oberammergaus Bürgermeister Andreas Rödl berichtete, dass Kammerl eigentlich den Strom hätte liefern sollen, mit dem die Gäste im Jahr 1900 per Bahn zu den Passionsspielen kommen sollten. Aber das Kraftwerk war nicht rechtzeitig fertig geworden.

Für die Idee, die Bahn mit Strom statt mit Dampf zu betreiben, soll Thomas Cook verantwortlich gewesen sein, der so den Tourismus (und damit auch die technische und wirtschaftliche Entwicklung) in der Region ankurbeln wollte.

Aufgrund verschiedenster technischer Schwierigkeiten fuhr die Bahn aber erst ab 1905 elektrisch von Murnau nach Oberammergau. Trotzdem ist diese Strecke weltweit die erste, die mit einphasigem Wechselstrom betrieben wurde. Das Wasserkraftwerk Kammerl zählt heute deutschlandweit zu den bedeutendsten Denkmälern für erneuerbare Energien.

„Wasserkraftwerke werden in Bayern nicht oft gebaut, obwohl sie ein Zukunftsthema mit langer Tradition sind“, erläuterte der Geschäftsführer der Ammer-Loisach-Energie, Oberammergaus ehemaliger Bürgermeister Arno Nunn.

„Dieses neue Kraftwerk an der Halbammer dient dem Klimaschutz und der Wertschöpfung vor Ort, denn mit den Bauarbeiten werden regionale Firmen beauftragt.“ Das Wasserkraftwerk soll ab Ende 2021 mit einer Leistung von 135 KW jährlich etwa 500.000 KWh Ökostrom erzeugen – genug, um den Jahresverbrauch von etwa 300 Haushalten zu decken.

Landrat Anton Speer wünschte dem Projekt den verdienten Erfolg und bekräftigte das Bekenntnis des Landkreises Garmisch-Partenkirchen zur Wasserkraft: „Circa 10 Prozent der Energie im Landkreis wird mit Wasserkraft erzeugt und wir sind auf der Suche nach weiteren Möglichkeiten.“

Da die Halbammer wegen Hochwasserschutzmaßnahmen sowieso nicht durchgängig ist, hält sich der ökologische Eingriff in Grenzen. Sollte sich an der Durchgängigkeit etwas ändern, müssten auch am Kraftwerk entsprechende Maßnahmen nachgerüstet werden. Die Begeisterung für Energie aus Wasserkraft war bei den zahlreich anwesenden kommunalen Vertretern deutlich spürbar.

Saulgrubs Bürgermeister, Rupert Speer, berichtete über technische Visionen, die das Ammertal schon früh beflügelten:

„Als selbst in Berlin noch die Gaslaternen leuchteten, gab es im Bereich des Kraftwerks Kammerl schon elektrisches Licht.“

Vom neuen Kraftwerk erhofft sich die Gemeinschaft jetzt Synergieeffekte. Mit dem e-ALOIS, dem eCarsharing-Programm der Ammer-Loisach Energie, sind erste Ideen, den klimafreundlichen und CO2-freien Strom zu nutzen, auch schon in der Umsetzung.

Vielleicht bekommt die Bayerische GemeindeZeitung doch noch eines Tages die Gelegenheit das Bayerische WasserkraftForum in oder um Großweil abhalten zu dürfen, um gute Beispiele vor Ort und Lösungsmöglichkeiten im Bereich der Wasserkraft zu präsentieren. Wir haben den 16 September 2021 für die nächste Veranstaltung eingeplant, aber wir brauchen wohl einen größeren Veranstaltungsort. Das Freizeitheim in Großweil wäre in Laufnähe zum Kraftwerk gewesen, aber für unsere Anforderungen – momentan – leider zu klein.

Wenn Sie sich schon jetzt mit Wasserkraft-Interessierten vernetzen wollen, dann registrieren Sie sich im GZ-Netzwerk unter www.anmelden.gemeindezeitung.bayern und treten Sie der Gruppe Wasserkraft bei. Wir freuen uns auf den Austausch. Hoffentlich sehen wir uns in naher Zukunft wieder.

 

Dieser Beitrag ist aus dem Sonderdruck „Passion für Wasserkraft – Corona-Spezial“, der am 5.11.2020 als Beilage zu Ausgabe 21/2020 erschienen ist.

 

 

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