Fachthemazurück

(GZ-15-16-2020)
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► Ressourcen schützen:

 

Bauliche Strukturen und Materialien kreislauforientiert wiederverwenden

 

Ein Großteil der Emissionen, die beim Verbrauch von Energie und Ressourcen entstehen, und deutlich mehr als die Hälfte des gesamten Abfallaufkommens in Deutschland sind der Bauwirtschaft zuzuschreiben. Bereits seit längerer Zeit wird deshalb intensiv diskutiert, wie Herstellungs-, Bau- und Entsorgungsprozesse hin zu einer kreislauforientierten Materialnutzung verändert werden können. Auch die Europäische Kommission hat im Zuge des „Green Deals“ einen „Aktionsplan zur Kreislaufwirtschaft für ein sauberes und wettbewerbsfähiges Europa“ vorgelegt, der in den nächsten Jahren weiter ausgearbeitet und in den Ländern, Städten und Gemeinden umgesetzt werden soll.

Gerade Städte und Gemeinden stehen heute vor großen Herausforderungen, Strukturen zu schaffen, die Abfall- und Recyclingprozesse effizient und ressourcenschonend organisieren. Diese Prozesse sollten unbedingt nutzerfreundlich gestaltet und nachvollziehbar gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern kommuniziert werden. Denn nur so wird für Bauwillige ein Bewusstsein für nachhaltige Materialnutzung in technischen und biologischen Kreisläufen geschaffen. Steigert sich hierdurch die Nachfrage nach vorhandenen und recycelten Baumaterialien, wächst nicht nur die Wertschätzung dafür, sondern auch deren wirtschaftliche Nutzen und sie landen nicht mehr wie bisher im Abfall.

Kommunale Vorbildfunktion

Gleichzeitig bedarf es verschiedener weiterer Angebote, wie z.B. Materialkataloge, die für Bauherren und Planer recyclefähige Materialien für die Weiternutzung vor Ort sichtbar werden lassen. Nicht unterschätzt werden darf, dass Städte und Gemeinden auch beim nachhaltigen Bauen eine wichtige Vorbildfunktion einnehmen, wenn sie kreislaufgerechtes Bauen bei den eigenen Liegenschaften verantwortungsbewusst umsetzen und die Vorhaben auch hinsichtlich Ökobilanz und Lebenszyklus bewerten.

Der Mehrwert, der dadurch entsteht, zahlt sich auf vielfältige Weise und nicht nur in einer kurzfristigen Rendite aus. Es ist ein wertvoller Beitrag für Klimaschutz, für Baukultur, für die Gesellschaft und für eine lebenswerte Zukunft. Für die eigene Gemeinde oder eigene Stadt passende und langfristig gültige Modelle für klima- und ressourcenschonendes Bauen zu entwickeln, ist mit intensiver Arbeit verbunden, denn es sind viele Parameter und komplexe Strukturen zu beachten. Dazu gehören neben der Energie- und Ressourceneffizienz von Materialien ebenfalls verlässliche Wertschöpfungsketten und recyclingfähige Materialkreisläufe. Um diese zu stärken, bedarf es zusätzlich einer klaren Motivation, vorhandene bauliche Strukturen und Baustoffe wiederzuwenden.

Nicht zu vergessen sind auch finanzielle Anreize, wie Förderungen oder Steuererleichterungen. Entstehen am Ende dauerhaft ökologische Gebäude mit rezyklierfähigen Bauteilen, kann langfristig ein Großteil der in den Bauteilen gebundenen „grauen Energie“ bewahrt werden.

Die Idee, Werkstoffe nach dem Gebrauch wieder zu nutzen, ist nicht neu. Alte Bauwerke – dazu zählt auch das Kolosseum in Rom – wurden und werden häufig als „Materiallager“ mit kurzen Anfahrtswegen genutzt. Heute spricht man bei einer örtlichen Wiederverwendung von Urban Mining, zirkulärer Wertschöpfung, Zero Waste oder Cradle to Cradle. Dies sind alles erfolgsversprechende Systeme, deren flächendeckende Umsetzung aber noch auf sich warten lässt.

Unterstützung durch BEN

Städte und Gemeinden, die eine ressourcen- und klimaschonende Weiterverwendung und Abfallvermeidung voranbringen möchten, müssen sich intensiven Planungen stellen und dabei auch das Expertenwissen über Roh- und Baustoffe, deren Gewinnung, Verarbeitung, Instandhaltung und Wiederverwertung einbeziehen. Architekten, Landschaftsplaner, Innenarchitekten und Städteplaner können sich in diesen Prozess mit ihrer Qualifikation, Erfahrung und mit innovativen Ideen direkt einbringen.

Die Beratungsstelle Energieeffizienz und Nachhaltigkeit BEN der Bayerischen Architektenkammer unterstützt Städte und Gemeinden beim klima- und kreislauforientierten Bauen mit kostenlosen Erstberatungen.

 

 

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