50 KI-Professuren wurden zur gezielten Stärkung des KI-Zentrums in München und den Knotenpunkten in Würzburg, Erlangen-Nürnberg und Ingolstadt gesetzt, 50 weitere KI-Professuren wurden im Rahmen eines KI-Wettbewerbs vergeben. Dadurch soll der Lehre an den Hochschulen und damit der Ausbildung dringend benötigter Fach- und Führungskräfte in allen Regionen Bayerns ein kräftiger Schub verliehen werden und eine breite Verankerung der KI an den bayerischen Hochschulen erfolgen.
Laut Wissenschaftsminister Bernd Sibler „legen wir mit insgesamt 100 neuen Professuren auf diesem Zukunftsgebiet die Grundlage dafür, dass Bayern als Wissenschaftsstandort seine Sichtbarkeit und Wettbewerbsposition auf diesem begehrten Markt entscheidend verbessern kann. Das ist auch mit Blick auf die Belebung der Wirtschaft und von Wertschöpfungsketten nach der Corona-Pandemie wertvoll.“
Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach begrüßt das Ergebnis des Wettbewerbs für 50 neue KI-Lehrstühle an bayerischen Hochschulen: „Dass künftig in allen sieben bayerischen Regierungsbezirken neue Professuren für Künstliche Intelligenz eingerichtet werden, ist eine weitere Stärkung des ohnehin schon kräftigen Digitalstandorts Bayern. Ich gratuliere den Hochschulen, die sich bei diesem Wettbewerb durchgesetzt haben und jetzt bis 2023 Schritt für Schritt Forschung und Lehre im Bereich der KI ausbauen können. Die Künstliche Intelligenz ist eine der zentralen Schlüsseltechnologien der Zukunft. Mit dem Ausbau der KI-Lehrstühle wird Bayern auf diesem wichtigen Feld weiter ganz vorne mit dabei sein.“
Technische Hochschule Deggendorf
Der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) kommt dabei als wichtigem Vernetzungspunkt im ostbayerischen Raum eine wichtige Rolle zu: Im Rahmen des KI-Wettbewerbs konnten drei Projektanträge für KI-Professuren der THD die Expertenkommission überzeugen.
Die KI-Professur „Sensorbasierte KI-Systeme in der Pflege“ erforscht, wie Daten aus verschiedenen Quellen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz in Handlungsvorschläge für Pflegepersonal, Angehörige und Pflegebedürftige übersetzt werden können. Auch der Gesundheitszustand soll in gewissem Rahmen vorhergesagt werden können.
Unter der Federführung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg besteht bei diesem Projekt eine Zusammenarbeit auch mit anderen Hochschulen. Verbundthemen sind das digitale Krankheitsmanagement, die personalisierte Diagnostik sowie die damit zusammenhängende Therapie und Versorgung.
Um die Nutzung von Geodaten geht es bei der Professur „Big Geospatial Data and Spatial AI“. Der sogenannte Smart City Ansatz, also das Konzept, Städte effizienter, technologisch fortschrittlicher, grüner und sozial inklusiver zu gestalten, soll mit Unterstützung Künstlicher Intelligenz auf den ländlichen Raum übertragen werden. Die Professur ist an der Fakultät für Angewandte Informatik der THD angesiedelt und direkt mit dem KI-Knotenpunkt an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Würzburg-Schweinfurt verzahnt.
Mit der Professur „KI und Datensicherheit“ wird ein wichtiger Beitrag zur Erhöhung der Cybersicherheit von IT-Systemen durch KI-befähigte Sicherheitsmechanismen geleistet. Aufgrund ansteigender Komplexität dieser Systeme ergibt sich der Bedarf an Methoden zum intelligenten Testen von Maßnahmen der IT-Sicherheit, sowie zur effizienten Erkennung und Abwehr von Cyberangriffen.
Die Professur ist ebenfalls der Fakultät Angewandte Informatik zugeordnet und eng an das Institut ProtectIT der THD angebunden. Sie ist außerdem Teil des parallelen Antrags KI Campus Ostbayern des Verbunds der ostbayerischen Hochschulen, TRIO. Der KI Campus Ostbayern etabliert eine Kooperation, die den fachlichen Austausch und die Einbindung in das bayerische KI-Netzwerk sicherstellt und damit dessen Wirkung in die gesamte ostbayerische Region hinein gewährleistet.
Universität Passau
Die Universität Passau profitiert von den 50 neuen bayerischen KI-Professuren im Rahmen des KI-Wettbewerbs mit drei Professuren. Die Professur „Nachvollziehbare KI-basierte betriebliche Informationssysteme“ soll Theorien, Methoden und Werkzeuge erforschen, um den ökonomisch sinnvollen Grad an Nachvollziehbarkeit der KI-basierten Dienste während Entwicklung, Betrieb und Wartung zu ermitteln und umzusetzen. An der Schnittstelle zwischen Software Engineering und Künstlicher Intelligenz ist die Professur „AI Engineering“ angesiedelt.
Ziel ist die Erforschung und Entwicklung neuer KI-Engineering Methoden durch Kombination etablierter Software Engineering Techniken mit dem Maschinellen Lernen. Die Professur „Künstliche Intelligenz im Strafrecht“ widmet sich wiederum u.a. der Erforschung der theoretischen Grundlagen und Grenzen von Normensystemen zur Künstlichen Intelligenz.
Universität Bayreuth
Die Universität Bayreuth konnte im Mai 2020 im Rahmen eines bayernweiten Wettbewerbs drei Professuren gewinnen. Neben der bisherigen Forschung rund um die Künstliche Intelligenz wird man in Bayreuth künftig auch auf den Feldern Materialanalyse, Energiemanagement sowie an der Schnittstelle von Mathematik, Informatik und Robotik forschen.
Die drei neu bewilligten Professuren adressieren zentrale KI-Forschungsbereiche. Dazu zählen insbesondere das Intelligente Energiemanagement im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien, das maschinelle Lernen für den Einsatz auf mobilen Endgeräten und die nachhaltige Materialforschung.
Mit zwei ihrer eingereichten Anträge überzeugte die Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) Coburg im KI-Wettbewerb. Im Fokus der neuen KI-Professuren stehen dabei die Weiter- und Neuentwicklung von Methoden zur Erklärbarkeit von Künstlicher Intelligenz (KI) im Anwendungsfeld Versicherung sowie die Entwicklung von Lernverfahren des Data Stream Mining, die insbesondere verteilt und ressourceneffizient Daten in Datenströmen gruppieren, klassifizieren, interpretieren und vorhersagen können.
Künftig wird es an der HAW Coburg im Bereich der versicherungswissenschaftlichen Forschung und Lehre eine Professur zu „Explainable and Responsible Artificial Intelligence in Insurance“ geben. Es soll erforscht werden, wie es gelingt, dass die Versicherungskunden Vertrauen in neue Versicherungsangebote entwickeln, die mithilfe von Methoden der Künstlichen Intelligenz zustande kommen.
Im Fokus der in der Fakultät Wirtschaftswissenschaften angesiedelten Professur stehen demnach Methoden zur Realisierung von vertrauenswürdiger KI-Software. Die zweite Professur beschäftigt sich mit „Data Stream Mining“.
Konkret geht es darum, wie Daten, die beim Streamen permanent anfallen, analysiert und ausgewertet werden können. Ein Anwendungsbeispiel für diesen Bereich der Künstlichen Intelligenz ist beispielsweise die Materialanalytik, wo mittels Sensoren andauernd Daten erfasst werden, z.B. im Rahmen der Wartung von Maschinen oder der adaptiven Fertigung. Die Professur wird in der Fakultät Elektrotechnik und Informatik beheimatet sein und soll eng mit der Universität Bayreuth zusammenarbeiten, die mit einem entsprechenden Konzept im Wettbewerb ebenfalls erfolgreich war.
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Sieben Professuren vereinte die Otto-Friedrich-Universität Bamberg beim KI-Wettbewerb auf sich. Seit mehr als zehn Jahren betreibt sie in ihrer Fakultät für Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik Forschung und Lehre in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen. Dabei verfügt sie über einen Studienschwerpunkt Künstliche Intelligenz und zeichnet sich durch zahlreiche Forschungsbeiträge im Bereich menschenzentrierter KI-Systeme aus.
Die sieben im Rahmen des KI-Wettbewerbs neu bewilligten Professuren adressieren so unterschiedliche KI-Forschungsbereiche wie die automatisierte Textanalyse in den Geistes- und Humanwissenschaften, vertrauenswürdige KI-Systeme und den effizienten Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Unternehmen.
Die OTH Regensburg hatte drei Professuren gewonnen. Diese neuen Stellen sollen insbesondere das Innovationspotenzial des neu geschaffenen Regensburg Center of Artificial Intelligence (RCAI) stärken, an dem die OTH Regensburg künftig ihre breit angelegte Forschung im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) bündeln und ausbauen will.
Die neu bewilligten Professuren adressieren zentrale KI-Forschungsbereiche. Dazu zählen insbesondere die KI-gestützte Mobilität und die Künstliche Intelligenz im Bereich der Infrastruktur und Stadtentwicklung.
In enger Kooperation mit Kommunen und Unternehmen sollen beispielsweise Infrastrukturlösungen, insbesondere unter den Aspekten des autonomen Fahrens, erarbeitet werden. Zudem sollen Algorithmen zur intelligenten Datenverarbeitung für Sensorsysteme und Sensornetzwerke auf eingebetteten Systemen untersucht werden.
DK