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(GZ-6-2019)
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► Trotz Nullzins-Politik der EZB:

 

Stadtsparkasse München hält am Erfolg fest

Zinserträge geringer / Mietpreisbremse bei eigenen Wohnungen

 

Auch wenn unterm Strich das Ergebnis geringer ausgefallen ist als im Jahr zuvor, sieht sich die 1842 gegründete Stadtsparkasse München, mit einer durchschnittlichen Bilanzsumme von 18,2 (17,39)Mrd. Euro größte Sparkasse in Bayern und fünftgrößte in Deutschland, weiter auf Erfolgskurs. Und trotz der durch die Nullzins-Politik der EZB (Europäische Zentralbank) unverändert schwierigen Lage für den gesamten Finanzsektor und der ständig zunehmenden Regulierungsauflagen durch Brüssel und oft auch noch zusätzlich durch Berlin, ist diese Einschätzung durch den Vorstandsvorsitzenden Ralf Fleischer in der Bilanzpressekonferenz durchaus nachvollziehbar. Auch für das laufende Jahr ist der Chef der Stadtsparkasse optimistisch. Sein Fazit: „Wir wollen weiter wachsen, auch wenn 2019 ein sehr anspruchsvolles Jahr wird.“

Die ersten zwei Monate seien jedenfalls sehr erfreulich verlaufen. Wenn es zu keinen großen Verwerfungen komme, sei in etwa das Niveau von 2018 wieder zu erreichen. Dabei geht Fleischer davon aus, dass sich an der Zinspolitik der EZB vorerst nichts ändern wird. Stattdessen hofft er, dass sich unter dem Nachfolger von EZB-Chef Draghi die Politik der Zentralbank nicht nur wie bisher an finanztechnischen Fragen orientiert, sondern den Blick auch auf andere Aspekte richtet.

Kosten für Negativzins

Der Negativzins von 0,4 %, den die Banken für ihre Einlagen bei der EZB zahlen müssen, hat die Münchner Stadtsparkasse 2018 rund 10 Mio. Euro gekostet. Zählt man die zusätzlichen Zinssicherungsmaßnahmen, die getroffen wurden, dazu, mussten sogar 13 Mio. Euro aufgebracht werden. Von größeren Geschäftskunden verlangt die Sparkasse für Einlagen den gleichen Negativzins, den auch sie bei der EZB zahlen muss. Für Privatkunden hat sie bisher die Weitergabe des Strafzinses ausgeschlossen, würde ihn aber dann berechnen, wenn andere große Banken damit vorpreschen sollten.

Die Niedrig- oder auch Nullzins-Politik hat sehr stark das Geschäftsmodell des Instituts verändert, wie die Zahlen zeigen. So ist der Zinsüberschuss, das ursprünglich originäre Geschäft jeder Bank, weiter um 3,2 % auf 247 (256) Mio. Euro zurückgegangen. Und heuer wird er auch wieder schrumpfen. Dagegen konnte der Provisionsüberschuss mit 124 Mio. Euro, dem historisch besten Ergebnis des Instituts, konstant gehalten werden, womit der Rückgang im Zinsergebnis teilweise kompensiert werden konnte. Aber diese Ausgleichsmöglichkeit wird zunehmend geringer. Durch „konsequentes Kostenmanagement“ wurde der Verwaltungsaufwand leicht um 0,4 % auf 260 (261) Mio. Euro gedrückt. Dadurch konnten die „alljährlichen Tarifsteigerungen“ beim Personalaufwand aufgefangen werden.

Geringeres Betriebsergebnis

Das Betriebsergebnis vor Bewertung, also im operativen Bereich vor Steuern und Wertberichtigungen in der Bilanz, fiel mit 134 (143) Mio. Euro um 7 % oder fast 9 Mio. Euro geringer aus als im Vorjahr. Nach Abzug des saldierten Bewertungsergebnisses von Zu- und Abschreibungen inklusive Vorsorgeaufwendungen von 17 Mio. Euro erreichte das Betriebsergebnis nach Bewertung 117 (93) Mio. Euro (+ 26,7 %), was darauf schließen lässt, dass im Vorjahr der Bewertungsaufwand wesentlich höher war als im Berichtsjahr. Als Jahresüberschuss, auch neutrales Ergebnis genannt, werden 37 (41) Mio. Euro ausgewiesen, was einem Rückgang um 8,8 % entspricht und zu einer leicht erhöhten Cost-Income-Ratio von 65,9 (64,2) % geführt hat. Das Eigenkapital wurde auf 1,7 (1,54) Mrd. Euro aufgestockt. Dass Volumen der Vorsorgereserven bleibt Geschäftsgeheimnis.

Das gesamte Kreditvolumen legte um 6,8 % auf 13,9 (13,0) Mrd. Euro zu. Während aber die Ausleihungen an Privatkunden nur ein Plus von 0,1 % erreichten und damit bei etwa 5,2 Mrd. Euro stagnierten, stiegen die Kredite an Firmenkunden um 11,5 % auf 8,2 (7,4) Mrd. Euro. Hier, so Fleischer, zeigten sich die robuste Konjunktur in der Region um München und der boomende Immobilienmarkt. Die Stadtsparkasse sagte im Berichtsjahr knapp 5000 Baufinanzierungen im Volumen von 1,7 Mrd. Euro zu.

Wertpapieranlagen

Die gesamten Kundeneinlagen nahmen um 5,7 % auf 15,7 (14,8) Mrd. Euro zu, wobei 13,1 (12,4) Mrd. Euro (+5,2 %) von Privatkunden stammen. Die aber hielten zum Jahresende 68 % ihrer Einlagen in täglich kündbaren Sichteinlagen. Dennoch nahm die Zahl der Depots bei der Stadtsparkasse leicht auf 81.000 (80.000) zu. Der durchschnittliche Depotwert, der 2016 bei 53.950 Euro lag und 2017 sogar 63.500 Euro erreichte, ging im Berichtsjahr auf 60.450 Euro zurück. Der Rückgang könnte mit der Kursentwicklung an den Börsen zu tun haben.

Insgesamt haben die Sparkassenkunden 4,9 Mrd. Euro in Wertpapieren angelegt. Dazu gehören auch vermittelte Fonds-Sparpläne, deren Zahl von rund 10.000 in 2016 über 12.000 in 2017 auf 14.000 im Berichtsjahr stieg. Im vergangenen Jahr hat die Stadtsparkasse München zusammen mit der LBBW, einer Tochter der Landesbank Baden-Württemberg, den MischFonds SSKM Invest für sicherheitsorientierte Kunden aufgelegt. Der Stadtsparkassen-Chef: „Wir entwickeln uns zu einer Wertpapierbank.“

Wie sehr sich die Ertragslage der Stadtsparkasse München (und nicht nur bei ihr) in den zurückliegenden fünf Jahren verändert hat, zeigt folgende Übersicht: Während vom Gesamtertrag von 266,1 Mio. Euro in 2014 noch 33 % aus dem Passivgeschäft (Einlagengeschäft), 37 % aus dem Aktivgeschäft (Kreditgeschäft) und 30 % aus Provisionen stammten, trugen 2018 bei einem Gesamtertrag von 271,3 Mio. Euro das Einlagengeschäft nur noch 4 %, das Kreditgeschäft aber schon 51 % und das Provisionsergebnis 45 % bei. Die Geschäftsschwerpunkte haben sich durch die Nullzinspolitik enorm verlagert.

Fleischer geht davon aus, dass im laufenden Jahr das Passivgeschäft nichts mehr zum Gesamtertrag beiträgt, sondern negativ ausfällt. Die Vermittlungserfolge zeigen sich an folgenden Zahlen: Von 2016 auf 2018 nahm das Volumen an vermittelten Lebensversicherungen von 209 Mio. auf 232 Mio. Euro zu, an vermittelten Bausparverträgen von 411 Mio. auf 440 Mio. Euro und an vermittelten Konsumentenkrediten von 82 Mio. auf 139 Mio. Euro.

Die Zahl der Kunden in München ist mit 819.000 ungefähr stabil geblieben, aber die Zahl der Girokonten ist auf 515.000 (508.000) angewachsen. In der Stadt ist jeder zweite Münchner Kunde der Stadtsparkasse, und jedes dritte Münchner Unternehmen unterhält eine Geschäftsbeziehung zur Stadtsparkasse. „Damit sind wir Marktführer in Bezug auf die Hauptbankverbindung von Privat- und Firmenkunden“, freut sich die Sparkasse.

Neue Vertriebsstruktur

Durch die neue Vertriebsstruktur, durch die die Zahl der großen Beratungszentren von 7 auf 18 Einheiten erhöht wurde, sei ein flächendeckender Betreuungs- und Beratungseinsatz im ganzen Stadtgebiet gewährleistet, in dem es insgesamt 58 Filialen und damit das dichteste Filialnetz in der Stadt gebe. Hinzu komme die starke Zunahme des Online-Bankings (einschließlich der prämierten S-App). Über die Digitalisierung (Stichworte: BusinessLine und DirektFiliale) wird die Entwicklung weiter vorangetrieben. Dies alles wird bewerkstelligt mit 2212 (2262) Mitarbeitern.

Ein Bericht über das Geschäftsjahr wäre unvollständig ohne Hinweis auf das gesellschaftliche Engagement der Stadtsparkasse München. Sie hat dafür 2018 unverändert 3,4 Mio. Euro aufgewendet und über Spenden, Sponsorings und die fünf von ihr gegründeten und mit Kapital ausgestatteten Stiftungen 264 Projekte gefördert. Hinzu kommen etwa 3,5 Mio. Euro als Spendensammelergebnis über die seit Ende 2016 von der Stadtsparkasse ins Leben gerufene Online-Spendenplattform (www.gut-fuer-muenchen.de). Die Spenden dieser Plattform kommen zu 100 % den Förderprojekten zugute, da die Kosten für das Portal von der Sparkasse getragen werden. Außerdem hat sich die Sparkasse, die etwa 1800 Wohnungen im Stadtgebiet hat, der neuen städtischen Mietpreisbremse angeschlossen, die dafür sorgt, dass die Mieten statt um maximal um 15 % in drei Jahren allenfalls um 10 % in fünf Jahren steigen.

Kooperation mit der Landeshauptstadt

Neu ist auch eine Kooperation der Stadtsparkasse mit der Landeshauptstadt München, um Start-Ups (junge, neu gegründete Unternehmen) mit einer Crowd-Finanzierung (Schwarm- oder Gruppenfinanzierung) den Start in die berufliche Selbständigkeit zu ermöglichen. Die Stadt übernimmt anteilige Kosten bis maximal 3.000 Euro für die Durchführung der Online-Crowd-Kampagne. Die weitere Finanzierung des Unternehmenswachstums übernimmt danach die Stadtsparkasse.

DHG

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