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(GZ-3-2019)
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► Bayerischer Bauindustrieverband:

 

Höhere Baukosten treiben Baupreise nach oben

 

Die Baukonjunktur ist gut. Umsätze und Aufträge sind gestiegen, zuletzt auch die Baupreise. Weil Baupreise von den Bauunternehmen gestellt werden, im Öffentlichen Bau als Kalkulationspreis im Bieterverfahren, im privaten Wohnungs- oder Wirtschaftsbau als Angebotspreise, wird ihre Erhöhung oft vorschnell den Bauunternehmen zugerechnet. Vermutet wird, sie nutzten die Situation aus für einen „schnellen Gewinn“.

Baupreise noch immer unter der Inflation, Quelle: Statistisches Bundesamt

So ist es aber nicht. Für höhere Baupreise gibt es mehrere Gründe. Die Hauptursachen dafür sind: Höhere Arbeitskosten, gestiegene Materialpreise, Kosten staatlicher Regulierungen. Die tariflichen Arbeitskosten im Baugewerbe sind in den vergangenen Jahren stets gestiegen, ab Mai 2018 sogar um 5,7%.

Deutliche Anstiege bei Materialpreisen

Auch viele Materialpreise sind deutlich stärker gestiegen als die Baupreise. Markant waren die Preiserhöhungen bei Stahlprodukten: Betonstahl ist seit dem 1. Quartal 2016 um 48% teurer geworden, der Preis für Baustahlmatten stieg um 40%. Im Verkehrswegebau sind Bitumen, Diesel und Energie dominante Einkaufsgüter. Der Preis für Bitumen aus Erdöl stieg vom 1. Quartal 2016 bis zum 2. Quartal 2018 um 62%, der Dieselpreis um 27% und der Strompreis um 16%.

Markant teuerer ist die Baustellenentsorgung geworden. Weitere Kostenanstiege stehen bevor, weil der Platz auf den Deponien fehlt. In nur fünf Jahren haben sich die Gebühren bereits verdoppelt. Den Bodenaushub für ein durchschnittliches Einfamilienhaus zu entsorgen kostet mittlerweile im Großraum Stuttgart mehr als 30.000 Euro.

Viele Kostenanstiege betreffen bereits abgeschlossene Bauverträge. Dann müssen die Bauunternehmen die höheren Kosten meistens selbst tragen.

Allerdings bleiben die Baupreise in der längerfristigen Betrachtung immer noch hinter der Inflationsrate zurück. Daran ändert auch der zuletzt beschleunigte Anstieg der Baupreise nichts. 2017 betrug der Vorsprung der Verbraucherpreise mehr als 12 Prozentpunkte. Im Jahresverlauf 2018 hat er sich verringert, ist aber nicht verschwunden.

Baupreise steht verkürzt für Bauleistungspreise. Es handelt sich um Preise für einzelne Bauleistungen aus Abschlüssen zwischen Bauauftraggebern und Bauunternehmern.

Bauleistungspreise

Die Bauleistungspreise geben Auskunft über die Neubaupreise von Bauwerken, nicht aber über deren Verkehrs,- Ertrags- oder Mietwerte.

Die Bauleistungspreise werden vierteljährlich vom Statistischen Bundesamt erhoben. Die Bauleistungspreise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude in Deutschland stiegen im August 2018 gegenüber August 2017 um 4,6 %. Die Preise für Rohbauarbeiten an Wohngebäuden stiegen um 5,8 %. Die Preise für Ausbauarbeiten nahmen im August 2018 um 3,9 % zu. Die Neubaupreise für Bürogebäude stiegen um 4,7 %, für gewerbliche Betriebsgebäude um 4,8 %. Im Straßenbau erhöhten sich die Preise um 6,7 %.

Von den Baupreisen zu unterscheiden sind die Baukosten und die Kaufpreise (für Gebäude, Wohnungen etc.), zu denen auch die Grundstückspreise beitragen.

Baukosten

Zu den Baukosten zählen:

Die Löhne (rund 28 % der Gesamtkosten), die Materialkosten (rund 26 %), Kosten für Nachunternehmer (33 %), Kosten staatlicher Auflagen und Regulierungen (nicht generell bezifferbar). Die Löhne haben eine Doppelrolle: sie sind einerseits ein (wesentlicher) Bestandteil der Baukosten, für die Baubeschäftigten sind Einkommen, Anerkennung für ihre Leistung.

Die Löhne am Bau werden durch die Tarifparteien festgelegt. Sie sind davon geleitet, eine Lohnpolitik des rechten Maßes zu finden, die beiden Anliegen gerecht wird.

Hohe Grundstückspreise verteuern das Wohnen in den Städten: Die Grundstückspreise in den Städten sind massiv gestiegen. Mittlerweile betragen die Kosten für das Baugrundstück rund 60 Prozent der Baukosten. Vor zehn Jahren waren es rund 30 Prozent.

Normalisierung am Baumarkt

Die Baupreise sind zum Teil auch gestiegen, weil der Baumarkt wieder normal geworden ist. In Krisenjahren waren die Bauunternehmen gezwungen, auch ertragsschwache Aufträge anzunehmen. Oftmals hatten sie nur dann die Chance auf einen dringend benötigten Auftrag, wenn sie Angebote unter ihren Kosten machten.

Insolvenzrisiko noch immer hoch

Das Insolvenzrisiko ist am Bau zwar gesunken, es ist aber immer noch höher als in vielen anderen Branchen - ein Beleg dafür, dass die Baupreise noch immer in keinem angemessenen Verhältnis zum Risiko stehen. Immerhin hat sich das Insolvenzrisiko auf das Doppelte des Durchschnitts aller Unternehmen reduziert. Vor gut zwei Jahrzehnten war es viermal so hoch. Ein niedriges Insolvenzrisiko ist nicht zuletzt auch im Interesse des Auftraggebers.

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