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(GZ-21-2018)
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► Mit wenig Aufwand alle erreichen:

 

Barrierefreie Webseiten

 

Mit wenig Aufwand alle erreichen

Das Internet macht Informationen, Waren und Dienstleistungen per Mausklick erreichbar. Ist die Webseite aber nachlässig programmiert, werden ganze Bevölkerungsgruppen abgehängt. Das betrifft nicht nur Menschen mit Behinderung. Auch Nutzer mobiler Geräte, ältere und oberflächliche Leser – also wirklich jeden – behindert eine schlecht programmierte Webseite.

Die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung, BITV 2.0, definiert Regeln für barrierefreie Webseiten. Was für alle Anbieter von Vorteil ist, wird für Öffentliche Stellen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene sogar Pflicht. Letztere sind künftig nach der EU-Richtlinie 2016/2102 zur Barrierefreiheit angehalten: Ab September 2019 müssen alle neuen Websites barrierefrei gestaltet werden, ab September 2020 auch bestehende Internetauftritte. Bereits heute sollen Dienststellen und Einrichtungen der Bundes- und Landesverwaltung gemäß der BITV 2.0 bzw. der BayBITV die Barrierefreiheit ihrer Auftritte und Anwendungen aktiv fördern.

Barrierefreie Webseiten zu programmieren, ist nicht schwer, wenn man von Anfang an alle potenziellen Nutzer im Blick hat.

Klare Struktur

Das Wichti gste ist eine klare Struktur. Hierzu zählt zum Beispiel, dass auf jeder Seite die Überschriften mit den dafür vorgesehenen HTML-Elementen H1, H2, H3 usw. gekennzeichnet und hierarchisch angeordnet sind. Dies ist mit jedem Webseiteneditor und CMS (Content Management System) ganz leicht umsetzbar und hat gleich mehrere Vorteile: Hilfsmittel wie Screenreader machen diese Struktur auch für Blinde „sichtbar“. Für Algorithmen sind die Inhalte besser erschließbar und die Seiten werden mit Suchmaschinen leichter gefunden.

Des Weiteren muss darauf geachtet werden, dass Informationen immer auf mindestens zwei Wegen zugänglich sind: Ist der Inhalt als Text auf der Seite, kann er sowohl gelesen als auch vorgelesen werden. Ist der Inhalt ein Bild, können ihn nur Sehende wahrnehmen. Hier braucht es einen sogenannten Alternativtext (AltText), der den Inhalt des Bildes beschreibt. Menschen mit einer Hörschädigung helfen untertitelte Videos. Genauso benötigen Audio-Beiträge eine Transkription. Untertitel und Transkriptionen machen es dann Allen möglich, die Inhalte in U-Bahnen und Bussen abzuspielen, ohne Andere zu beschallen.

Auch bei der Bedienbarkeit sollte man zweigleisig fahren: Eine Webseite muss immer auch über die Tastatur bedienbar sein, die Maus allein schließt viele Menschen aus.

Barrierefreiheit sieht gut aus 

Achtet man auf die Grundregeln der Barrierefreiheit, erhält man eine gut verständliche und für Alle zugängliche Seite. Und in Sachen Attraktivität hat man nichts zu befürchten: Es gibt viele barrierefreie Seiten, die keinen Vergleich scheuen müssen. Zum Beispiel die Seite http://www.elternmitwirkung.bayern der Stiftung Bildungspakt Bayern. Die Farbkontraste machen den Text gut lesbar, die Seite lässt sich mit der Tastatur bedienen und die Videos sind unterti telt.

Wer sich die Barrierefreiheit seiner Seite bescheinigen lassen möchte, kann eine BITV-Zertifizierung beantragen, z.B. durch den BITV-Test, der in einem vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderten Projekt entwickelt wurde. Der BITV-Test basiert auf der BITV 2.0 und testet digitale Angebote in 49 Prüfschritt en auf Zugänglichkeit. Erreicht eine Webseite 90 Punkte, ist sie gut zugänglich, ab 95 Punkten sehr gut zugänglich. Wer die Zertifizierung schafft , kommt in die 90plus-Liste: www.bitvtest.de/90plus/webangebote.html.

Die eigene Seite kann jeder leicht selbst testen:

• Schließen Sie die Augen und lassen Sie sich Ihre Webseite vom digitalen Assistenten Ihrer Wahl vorlesen. Können Sie alle Informationen auch so erfassen?

• Öffnen Sie Ihre Seite in der Mitt agspause draußen in der Sonne. Sind die farbigen Texte noch lesbar?

• Tabben Sie selbst durch eines Ihrer Formulare. Können Sie die Inhalte abschicken?

Wer gefundene Barrieren beseitigen will, findet Tipps und Informationen auf www.byak.de/digital-barrierefrei. Hier gibt es auch eine kostenlose Erstberatung für bayerische Gemeinden, die sich für eine barrierefreie Webseite entscheiden. 

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