Der Landkreis Lichtenfels startet deutschlandweit bisher einmaliges Pilotprojekt zur Auslotung von weißen Flecken im Mobilfunknetz.
Damit auch auf Wanderwegen die Mobilfunkabdeckung gemessen werden kann, verfügt der Landkreis über einen Messrucksack. Auch er ist mit Handys ausgestattet, die die Daten aufzeichnen. Die Mess-Handys in den Taschen übermitteln die Ergebnisse in eine Cloud. Anhand der Daten gelingt eine flächendeckende Auswertung. Unser Bild zeigt (v.l.): Landrat Christian Meißner, Mats Nordström Geschäftsführer IQMTEL, Björn Meschenmoser, Leiter Geschäftsfeld Deutschland IQMTEL. Bild: Landratsamt
LICHTENFELS. Mit Müllauto und Rucksack den Funklöchern auf der Spur: Mit einem deutschlandweit einmaligen Pilotprojekt begibt sich der Landkreis Lichtenfels in Kooperation mit der schwedischen Firma IQMTEL auf die Suche nach den weißen Flecken im Mobilfunknetz. Der Startschuss fiel am 1. März 2018. „Es freut mich, dass wir die ersten deutschlandweit sind, die dieses Projekt starten“, betont der Lichtenfelser Landrat Christian Meißner. Inzwischen ist die Aktion auf bundesweites Medieninteresse gestoßen.
„Im digitalen Zeitalter ist es unabdingbar, die bestmögliche Mobilfunkabdeckung anzustreben. Nachdem diese gerade in ländlichen Gebieten immer noch nicht gegeben ist, setze ich mich mit aller Kraft für Verbesserungen ein“, sagt Meißner. Sobald konkrete Ergebnisse vorliegen, will der Lichtenfelser Landrat auf Augenhöhe mit den Netzbetreibern verhandeln“, um Verbesserungen zu erreichen, und gleichzeitig Förderprogramme von staatlicher Seite anstoßen und nutzen.
Müllautos mit Zusatznutzen
Landrat Christian Meißner und der Wirtschaftsförderer des Landkreises Lichtenfels, Helmut Kurz, stellten im März gemeinsam mit dem Gründer der Firma IQMTEL, Mats Nordström, und dem Leiter des Geschäftsfelds Deutschland, Björn Meschenmoser, Vorhaben und System der Öffentlichkeit vor. Seitdem sind im Landkreis Lichtenfels Müllfahrzeuge mit entsprechender Ausrüstung unterwegs: Sie sind mit Messtaschen ausgestattet, in denen sich Handys befinden, die die Netzabdeckung und Empfangsqualität in den Bandbereichen 2G, 3G und 4G bei den verschiedenen Netzbetreibern (O2-Telefonica, Telekom und Vodafone) messen.
Während mit den Müllautos die Messungen für die bebauten Gebiete des Landkreises vorgenommen werden, übernimmt der Kreisbauhof dies auf den Radwegen, für deren Instandhaltung er zuständig ist. Aber auch auf Wanderwegen wird gemessen: Dafür erhielt der Landkreis einen entsprechenden Rucksack, der ebenfalls mit Messhandys bestückt ist. So gelingt es, kostengünstig eine weitgehend flächenabdeckende Messung zu erreichen. Die Ergebnisse werden von den Mess-Handys in eine Cloud übermittelt und dann ausgewertet. Das Besondere an dieser Technik ist, so stellte Landrat Christian Meißner heraus, dass keine teuren Messfahrzeuge gemietet werden müssen.
Inzwischen sind alle Gebiete weitgehend vermessen und die Ergebnisse der Auswertungen liegen vor. Im nächsten Schritt wird mit den Bürgermeistern im Landkreis geklärt, ob und an welcher Stelle Verbesserungen vorgenommen werden sollen. „Die Kommunen sollen das Heft des Handelns in der Hand behalten, als Landkreis wollen wir mit den Messdaten nur unterstützend tätig werden“, so der Lichtenfelser Landrat. Nach dieser Abstimmungsrunde werden die Netzbetreiber über Messergebnisse und Ausbauwünsche der Kommunen informiert um die Versorgung zu verbessern.
Basis für Förderprogramme
Oft spielten die Mobilfunkanbieter die Problematik der Funklöcher herunter oder führten mit Verweis auf die dünne Besiedlung ländlicher Gebiete die wirtschaftliche Unrentabilität als Argument an. Durch das Projekt könne man in Zukunft genau aufzeigen, wie gut oder schlecht die Mobilfunkab- deckung in jedem einzelnen Ort des Landkreises ist. Das sei gleichzeitig die Basis, wenn es um Förderprogramme geht, die z.B. der Freistaat Bayern zur Verbesserung plant. Dazu Meißner: „Dann können wir die Verhandlungen endlich auf Augenhöhe führen.“
Zudem sollen die Ergebnisse öffentlich zugänglich sein. Auf dem Geoportal des Landratsamts Lichtenfels sollen sich dann die Bürgerinnen und Bürger über die genaue Mobilfunkabdeckung informieren können – auch ohne Mobilfunk- loch-App.
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