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(GZ-15/16-2018)
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► Bauinnung Landshut und Bayerischer Ziegelindustrie-Verband:

 

Kommunaler Wohnungsbau im Fokus

Die Bauinnung Landshut und der Bayerische Ziegelindustrie-Verband (BZV) haben im Zeughaus in Landshut das Kommunale Wohnungsbaugespräch 2018 veranstaltet. Unter dem Motto „Bezahlbarer Wohnungsbau – nachhaltig, wohngesund und kosteneffizient“ diskutierten Claudia Zehentbauer, Obermeisterin der Bauinnung Landshut, BZV-Vorstand Thomas Bader, Oberbürgermeister Alexander Putz und Landrat Peter Dreier mit Vertretern aus Kommunen, Politik und Wirtschaft über die Lage auf dem Wohnungsmarkt und in der Bauwirtschaft. Zusätzlich informierten Bauexperten in kurzen Vorträgen darüber, wie Kommunen günstigen Wohnraum mit hoher Qualität schaffen können.

GZ 15 16 2018 Wohnungsbaugesprch

Diskutierten politische, planerische und bautechnische Ansätze, wie zügig bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden kann (von links): Landrat Peter Dreier, Claudia Zehentbauer, Obermeisterin der Bauinnung Landshut, Dr. Heike Piasecki vom Bauwirtschaftsanalysten bulwiengesa, Oberbürgermeister Alexander Putz, Stefan Feigel, Inhaber des Architekturbüros Feigel Dumps, Helmut Spillmann, Geschäftsführender Gesellschafter des Bauunternehmens Kellhuber, Thomas Bader, Vorstand des Bayerischen Ziegelindustrie-Verbands, und Moderator Michael Bragulla. RED

Wir haben in Landshut viele erfolgreiche Wohnbaugenossenschaften, die jederzeit bereit sind, weitere Wohnungen zu errichten, wenn die Stadt dafür Grundstücke zur Verfügung stellt“, sagte Bauinnungsobermeisterin Zehentbauer. Eine städtische Wohnbaugesellschaft sei keine Lösung. Denn obwohl es viele solche Gesellschaften in Deutschland gebe, sinke die Zahl der Sozialwohnungen bundesweit immer schneller – allein von 2010 bis 2016 sei sie von fast 1,7 Millionen auf nur noch 1,3 Millionen Wohnungen zurückgegangen.

„Dem Sozialwohnungsbau in Landshut ist mit privaten Investoren und den hervorragend arbeitenden Wohnbaugenossenschaften mehr geholfen, als mit der teuren Gründung einer städtischen Gesellschaft.“ Die Stadt müsse vielmehr massiv Bauland ausweisen und versuchen, diese Flächen selbst in die Hand zu bekommen, um die extremen Preisspekulationen einzudämmen. „Nur so können Investoren dazu gebracht werden, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.“ Laut Zehentbauer müssten in Landshut pro Jahr rund 200 Wohnungen mehr gebaut werden, als aktuell entstehen, um die Nachfrage trotz des hohen Zuzugs auf gleichem Niveau zu halten.

BZV-Vorstand Bader nannte den politischen Einfluss auf das Bauen immens. Die Abschaffung des sozialen Wohnungsbaus 2001 und der Eigenheimzulage 2006 hätten wesentlich zur aktuellen Krise auf dem Wohnungsmarkt beigetragen. „Darum sind wir froh, dass die Staats- und die Bundesregierung nun erkannt haben, dass das gesellschaftliche Megathema Bauen nur mit Unterstützung der Politik gemeistert werden kann.“ Vor allem aus dem neu geschaffenen bayerischen Bauministerium erhoffe man sich neue Impulse.

Erhoffte neue Impulse  

Mehr Stabilität für die Bauwirtschaft brächten zum Beispiel steuerliche Regelungen, die den Verkauf von Baugrund für Landwirte attraktiver machen. Außerdem solle den Bauherren die Entscheidung überlassen werden, mit welchen Technologien und Baustoffen die Energieeinsparvorgaben erreicht werden. „Das würde Genehmigungsverfahren beschleunigen, das Bauen günstiger machen und damit den angespannten Wohnungsmarkt zügiger entlasten.“

Oberbürgermeister Putz betonte, dass die Stadt auf die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt reagiert und vor wenigen Monaten im Baureferat ein neues Sachgebiet für Wohnungsbau und Wohnungswesen eingerichtet habe. „Dort sollen sämtliche strategische Fragen des Wohnbaus erörtert und die Kräfte in diesem Bereich gebündelt werden. Einige große Projekte, zum Beispiel der Neubau von 107 Sozialwohnungen an der Breslauer Straße und am Isarweg für rund 18 Millionen Euro, sind bereits angelaufen.“

Den stetig steigenden Bedarf an bezahlbarem Wohnraum werden die Stadt Landshut – wie andere Wachstumsregionen auch – aber nicht alleine lösen können. Dazu sei einerseits die Mitwirkung privater Investoren und Genossenschaften nötig. „Andererseits sehe ich auch den Freistaat und den Bund in der Pflicht, sich stärker als in den vergangenen Jahren im Wohnungsbau zu engagieren.“ Ermutigende Signale dazu gebe es schon. „Jetzt müssen die Ankündigungen aber auch nachhaltig umgesetzt werden, damit diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe gemeinsam gelöst werden kann.“

Zuzugsregion Landshut 

Landrat Dreier zufolge ist in der Zuzugsregion Landshut der Wohnungsmarkt schon seit längerem äußerst angespannt. „Darum brauchen wir vor allem neue Lösungen für das Bauen im Außenbereich, damit zum Beispiel nicht mehr genutzte Bauernhöfe in Wohnraum umgewandelt werden können.“ Der große Nachholbedarf bei der Schaffung von Wohnraum stelle auch die Bauwirtschaft vor Herausforderungen. „Darum können wir uns glücklich schätzen, vor Ort weltweit bekannte Unternehmen dieser Branche zu haben, deren vielseitige Innovationen und Ideen ein Segen für die Bauherren sind.“ Außerdem seien sie als verlässliche Arbeitgeber eine bedeutende Stütze für die wirtschaftliche Stärke des Landkreises.

Um den Kommunen Ansätze für eine Entspannung des Wohnungsmarktes aufzuzeigen, informierten drei Bauexperten über kommunales Bauen. Dr. Heike Piasecki, Leiterin der Münchner Niederlassung des Bauwirtschaftsanalysten bulwiengesa, sprach zum Thema „Kostentreiber im Wohnungsbau in Bayern und was Kommunen selbst dagegen tun können“. Der größte Kostentreiber aus Sicht der Bauträger sind laut Piasecki die Zeitverzögerungen in den Genehmigungsverfahren bis zur Erteilung des Baurechts.

Zeit und Geld sparen

Investoren würden sich wünschen, dass die Behörden frühzeitig kommunizieren, wie die Chancen oder Risiken für ihre Projekte stehen“, sagte Piasecki. Es könne viel Zeit und Geld gespart werden, wenn schon in der Ideenphase klare Antworten kommen würden und nicht erst bei einer Bauvoranfrage. „Die Kommunen müssen aber personell, fachlich und auch finanziell in die Lage versetzt werden, diesem Anspruch gerecht zu werden.“ Es reiche nicht, wenn die Politik Wohnbaufördermaßnehmen beschließe, wenn die Genehmigungsbehörden sie nicht umsetzen könnten.

Beispiele aus der Praxis

Stefan Feigel vom Landshuter Architekturbüro Feigel-Dumps stellte anhand von Praxisbeispielen über Genossenschaftswohnungen in Landshut und Ingolstadt vor, wie anspruchsvoll und dennoch günstig gebaut werden kann: Die Gebäude müssten einfach strukturiert sein, in allen Geschossen die gleichen Grundrisse und Konstruktionen aufweisen und glatte Fassaden mit einheitlichen Fenstertypen haben. Außerdem sollten Balkone mit dem Rohbau verbunden werden. „Um das einzuhalten, müssen aber auch wir Planer uns stets kritisch hinterfragen.“

Helmut Spillmann, geschäftsführender Gesellschafter des Bauunternehmens Kellhuber, zeigte Wege zum günstigen Wohnungsbau mit öffentlicher Förderung auf. „Nur durch steuerliche Anreize für Grundstückseigentümer wird es möglich sein, dass Bauträger und Kommunen künftig an bezahlbaren Baugrund kommen.“ Wenn Grundstücke zur Verfügung stehen, sollten Kommunen von Bauträgern in Wettbewerben Bebauungspläne entwickeln lassen. „Das ist eine gute Basis für kommunale Entscheidungen und kostenbewusstes Bauen.“ 

Michael Bragulla

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