Fachthemazurück

(GZ-18-2017)
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► Vernetzt, digital, mobil:

 
Passgenaue Lösungen für ländliche Regionen
 

Fachkonferenz von BMEL, DStGB und Bundesverband Deutsche Startups in Berlin

Themenforen zu „Dorferneuerung digital“ und „Daseinsvorsorge digital“ sowie die Frage, welchen Beitrag Startups zur Entwicklung ländlicher Räume leisten, standen im Fokus der Konferenz „Vernetzt, digital, mobil - ländliche Regionen im Wandel“ in Berlin. Vor etwa 160 Vertretern aus Regierung, Kommunen, Wissenschaft und Wirtschaft wurde dabei anhand von Praxisbeispielen der Dialog über die Digitalisierung in ländlichen Räumen gefördert. Veranstalter waren das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, der Deutsche Städte- und Gemeindebund sowie der Bundesverband Deutsche Startups. 

„Die Versorgung mit Breitband gehört für mich zur Grundversorgung aller Kommunen in Deutschland wie die Versorgung mit Strom und Wasser. Wir brauchen 5G nicht nur in Frankfurt und Hamburg, wir brauchen die Zukunft auch in der Eifel und in der Altmark“, hob Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt unter Verweis auf die vom Bundeskabinett verabschiedete 5GStrategie hervor. Schmidt hatte sich bei der Entwicklung der Strategie der Bundesregierung nachdrücklich dafür eingesetzt, die neue Technologie flächendeckend in Deutschland einzuführen.

Gerade für die ländlichen Räume gelte es, neue und passgenaue Lösungen im Bereich der Digitalisierung zu finden, erläuterte Schmidt: „Wir brauchen eine neue Digital-Kultur, die Chancen erkennt, neue Partnerschaften ermöglicht und die den Grundsatz ‚Vorrang für den ländlichen Raum‘ berücksichtigt – etwa bei digitalen Modell- und Großprojekten wie dem autonomen Fahren.“

Um beim Ausbau der digitalen Infrastruktur einen großen Sprung nach vorne zu machen, braucht es aus Sicht des BMEL eine nationale Digitalisierungsstrategie für den ländlichen Raum. Zentrale Themen dabei sind: Nahversorgung, Mobilität, Gesundheitsversorgung, Öffentliche Verwaltung & Sicherheit, mobiles und ortsunabhängiges Arbeiten, Fachkräftegewinnung, Bildungsangebote sowie Ehrenamt.

„Digitalisierung ist eine zentrale Voraussetzung, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu gewährleisten. Dabei geht es nicht nur um die großen Industrieunternehmen, sondern um die unzähligen kleinund mittelständischen ‚hidden champions‘. Diese finden sich zu einem überwiegenden Teil außerhalb der Ballungsräume in den ländlichen Regionen“, stellte Roland Schäfer, Präsident des DStGB, fest.

Leider sind Schäfer zufolge noch nicht alle Gemeinden ausreichend an das Internet angeschlossen. Dies treffe gerade die ländlichen Regionen, die durch die mangelnde Infrastruktur auch Wettbewerbsnachteile erleiden. „Besonders junge Einwohner, deren Erwartungshaltung bei der Internetverfügbarkeit enttäuscht wird, gehen den Regionen verloren. Gleiches gilt für Unternehmen, die auf leistungsfähige Datenverbindungen angewiesen sind. Das gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit der Gemeinde insgesamt. Damit verbunden ist die Befürchtung bei vielen Menschen, von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben abgehängt zu werden.“

Nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden des Bundesverbandes Deutsche Startups, Florian Nöll, sind innovative Geschäftsideen neben der Infrastruktur auch auf Unterstützung der Kommunen und politische Unterstützung angewiesen: „Wenn die digitale Revolution erfolgreich sein soll, muss sie auch auf dem Land stattfinden. Besonders bei der regionalen Gesundheitsversorgung, bei innovativen Mobilitätskonzepten, Open Data-Lösungen oder der intelligenten Versorgung mit Bargeld durch Einzelhandelskassensysteme können Startups eine wichtige Rolle spielen um die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit der Daseinsvorsorge in ländlichen Regionen zu erhöhen.“

Über praktische Beispiele der Nutzung von digitaler Technik in ländlichen Kommunen wurde in drei parallelen Fachforen diskutiert. Im Fachforum 1 „Daseinsvorsorge Digital“ stellte u.a. Christian Vollmann von nebenan.de einen „privaten“ Weg in die bürgerschaftliche Vernetzung durch soziale Medien vor. Er betonte, dass die Kommunikationsmöglichkeiten für Kommunen mit der Digitalisierung gewachsen seien. Darüber hinaus produziere soziale Vernetzung Sicherheit in der Gesellschaft. Ulf Freienstein, technischer Berater des Breitbandbüros des Bundes, verwies seinerseits auf die Notwendigkeit von flächendeckender Glasfaserinfrastruktur. Es sei schlicht nicht möglich, den kommenden Datenbedarf zu prognostizieren; zumindest habe die Realität bislang alle Prognosen übertroffen.

Forum 2 befasste sich mit der Frage, welchen Beitrag Startups für die Entwicklung des ländlichen Raumes leisten. Junge Unternehmer verschiedener Branchen stellten hierzu ihre Geschäftsmodelle für ländliche Raume vor. Es zeigte sich, dass Konzepte wie ÖPNV-on-Demand, E-HealthAnwendungen oder digitale Plattformen zur Weiterbildung einen nicht unerheblichen Beitrag zum Erhalt der Lebensqualität in ländlichen Raumen leisten können.

Im Fachforum 3 zum Thema „Dorferneuerung Digital“ präsentierten sich schließlich drei Projekte aus unterschiedlichen Regionen, die sich in ihrer Ausgestaltung nach den konkreten Bedürfnissen der jeweiligen Kommunen richten.

Mit dem Projekt Digitale Dörfer beispielsweise, vorgestellt von Gerald Swarat von Fraunhofer IESE, soll die Digitalisierung gezielt auf die Bevölkerung eingehen und Konsens schaffen. Ziel ist es, Innovation zu erzeugen, indem man existierende Ideen aufnimmt, miteinander kombiniert und eigene Ideen hinzugibt.

Konkret werden in dem Projekt die Dörfer durch eine App vernetzt, die einen digitalen Marktplatz für Waren und Dienstleistungen anbietet. So ist es etwa möglich, beim Hofladen im Nachbardorf Nahrungsmittel zu bestellen und sie sich von einem Nachbarn liefern zu lassen, der gerade in der Gegend unterwegs ist. Für jede geleistete Nachbarschaftshilfe bekommt man Punkte gutgeschrieben, die man dann wiederum für andere Dienstleistungen ausgeben kann. Dadurch werden die regionale Wirtschaft und der bürgerschaftliche Zusammenhalt zugleich gestärkt.

DK

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