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(GZ-14-2017)
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►  Ma­xi­mi­li­an Falt­l­hau­ser / Messe München:
 
Bau­stel­len der En­er­gie­wen­de 

SD Falthauser

Theresa von Hassel und Ma­xi­mi­li­an Falt­hau­ser. RED

In einem Grund­satz­vor­trag zum ak­tu­el­len Stand der En­er­gie­wen­de in Deutsch­land umriss Ma­xi­mi­li­an Falt­l­hau­ser, Pro­jekt­lei­ter Energie bei der Messe München beim 10. Baye­ri­schen En­er­gie­Fo­rum in Ger­me­ring die we­sent­li­chen Bau­stel­len der En­er­gie­wen­de. Neben der klas­si­schen Her­an­ge­hens­wei­se stellte er dabei heraus, welche Bau­stel­len sich in unseren Köpfen be­fin­den und wer in Zukunft Akteur im Umgang mit Energie sein wird. 

Der Strom­sek­tor ist der trei­ben­de Faktor der En­er­gie­wen­de. Für eine klas­si­sche Über­prü­fung des Standes der En­er­gie­wen­de wird daher das en­er­gie­wirt­schaft­li­che Dreieck her­an­ge­zo­gen. Es umfasst die Di­men­sio­nen Ver­sor­gungs­si­cher­heit, Wirt­schaft­lich­keit und Um­welt­ver­träg­lich­keit. Mit einem Anteil von 29% er­neu­er­ba­rer En­er­gi­en an der deut­schen Brut­to­strom­er­zeu­gung 2016 liegt die Di­men­si­on Um­welt­ver­träg­lich­keit voll im Plan. Auf­grund einer zu un­ge­nau­en Da­ten­er­fas­sung sollte die Ver­sor­gungs­si­cher­heit genau im Auge be­hal­ten werden. Mit über 29 Cent pro kWh für einen durch­schnitt­li­chen Haus­halts­kun­den im Jahr 2017 müssen die Kosten für die En­er­gie­wen­de als zu hoch an­ge­se­hen werden. Haupt­trei­ber hierfür ist die EEG Umlage in Höhe von 8,19 Cent pro kWh (inkl. Um­satz­steu­er). Zwar hat sich das weitere An­wach­sen in den letzten Jahren deut­lich ab­ge­flacht, was jedoch nicht darüber hin­weg­täu­schen darf, dass das ab­so­lu­te Preis­ni­veau schlicht zu hoch ist und in Europa nur noch durch Dä­ne­mark über­trof­fen wird.

Bau­stel­le im Kopf

Zum Ende des Jahres 2016 waren in Deutsch­land 50 GW Wind­ener­gie und 41 GW Pho­to­vol­ta­ik in­stal­lier­te Leis­tung an das deut­sche Strom­netz an­ge­schlos­sen. Diese vo­la­ti­len, er­neu­er­ba­ren Er­zeu­gungs­ar­ten do­mi­nie­ren damit ein­drucks­voll den deut­schen Kraft­werks­park und ver­lan­gen ein Um­den­ken in unseren Köpfen. Vo­la­ti­le Strom­er­zeu­gung ist von Wetter und ins­be­son­de­re der Son­nen­ein­strah­lung ab­hän­gig. In Zukunft kommt es daher nicht mehr so sehr darauf an, was es kostet, Strom zu er­zeu­gen, sondern es wird drauf an­kom­men, in­wie­weit wir den Strom­ver­brauch an eine vo­la­ti­le Er­zeu­gung an­pas­sen können. Die Frage, wann wird Energie be­nö­tigt, rückt zu­neh­mend ins Zentrum. Tem­po­rä­re Über­schüs­se im Strom­sek­tor sind somit auch der trei­ben­de Grund für die Sek­to­ren­kop­pe­lung. Über­flüs­si­ger Strom findet im Wärme- und Mo­bi­li­täts­sek­tor Ver­wen­dung. Dies hat auch Aus­wir­kun­gen auf die Dog­ma­tik der En­er­gie­ef­fi­zi­enz. „Weniger En­er­gie­ein­satz ist immer besser,“ trifft auf Pro­zes­se nicht mehr un­ein­ge­schränkt zu, die auf Last­fle­xi­bi­li­tät ab­stel­len. Denn der­ar­ti­ge Anlagen laufen re­gel­mä­ßig nur wenige Stunden im Jahr, wodurch Ef­fi­zi­enz­ein­spa­run­gen mar­gi­na­li­siert werden. Höheren An­schaf­fungs­kos­ten für ef­fi­zi­en­te­re Anlagen wird in diesen Fällen die öko­no­mi­sche Logik ent­zo­gen. 

Bau­stel­le der Zu­stän­dig­kei­ten

In den letzten 20 Jahren durch­leb­te die En­er­gie­welt gleich mehrere Ver­än­de­rungs­wel­len. Zuerst die Strom­markt­li­be­ra­li­sie­rung, die aus mo­no­pol­ge­bun­de­nen Ver­sor­gungs­neh­mern echte Kunden machte. Gefolgt von einer um­fas­sen­den För­der­po­li­tik für Wind­ener­gie und Pho­to­vol­ta­ik, die zu deren heu­ti­ger Do­mi­nanz im Kraft­werks­park führte. Zen­tra­le Sys­tem­struk­tu­ren wurden durch immer klein­tei­li­ge­re, de­zen­tra­le Ein­hei­ten er­wei­tert. Tech­ni­ken zur Ei­gen­er­zeu­gung konnten sich eta­blie­ren und bieten neue at­trak­ti­ve Hand­lungs­op­tio­nen für den En­er­gie­ver­brau­cher. Vo­la­ti­le Er­zeu­gung ver­langt Last­fle­xi­bi­li­tät, die nur durch Zu­stim­mung des Ver­brau­chers um­setz­bar ist. Im Er­geb­nis hat diese Flut an Ver­än­de­run­gen eine un­aus­weich­lich Kon­se­quenz: Der En­er­gie­kun­de wird zum Akteur einer neuen En­er­gie­welt. 

 RED

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