Aus den Kommunenzurück

(GZ-1/2-2024 - 18. Januar)
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► Oberfränkischer Integrationspreis 2023:

 

Miteinander leben, voneinander lernen

 

Die Projekte „BRK-Deutsch-Lernhilfegruppe Redwitz an der Rodach“, „Begegnungscafé Dialog“, „Flüchtlingshilfe Thurnau“ und „RESPEKT! Interkulturelle Theatergruppe“ sind in Bayreuth vom Integrationsbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung MdL Karl Straub und von Regierungspräsident Florian Luderschmid mit dem oberfränkischen Integrationspreis 2023 ausgezeichnet worden. Das Preisgeld in Höhe von insgesamt 7.000 Euro stellte das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration zur Verfügung.

Die BRK- Deutsch- Lernhilfegruppe Redwitz an der Rodach wurde 2015 gegründet, als im Zuge der Flüchtlingswelle mehr als 60 Asylbewerber aus den Herkunftsländern Afghanistan, Irak, Pakistan und Syrien nach Redwitz kamen. Schnell sei den Verantwortlichen vor Ort klar gewesen, dass die Neubürger nachhaltig unterstützt werden mussten, damit ihre Integration in die Gesellschaft gelingt, betonte Regierungspräsident Luderschmid in seiner Laudatio. Unabdingbare Voraussetzung hierfür sei das Erlernen der deutschen Sprache. Der Preisträger habe dafür die Grundlagen geschaffen und mit Erfolg dreimal wöchentlich einen 90-minütigen Deutschkurs mit angeboten.

Weitere Herausforderungen durch Ukraine-Krieg

Mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine seien weitere Herausforderungen auf die Verantwortlichen zugekommen. Innerhalb kürzester Zeit seien mehr als 40 ukrainische Kriegsflüchtlinge in der Gemeinde Redwitz untergebracht worden. Auch um diesen Personenkreis habe sich die Deutsch- Lernhilfegruppe Redwitz intensiv gekümmert. Insgesamt seien rund 600 Stunden ehrenamtliche Hilfe geleistet worden. Aktuell werde seit Anfang Juli zweimal wöchentlich für ca. 30 Asylsuchende aus Syrien, Russland und Belarus Deutschunterricht erteilt.

Kostenloser Fahrdienst

Ende 2018 wurde das „Begegnungscafé Dialog“ der Evangelisch- Lutherischen Kirchengemeinde Burgkunstadt eröffnet. Verantwortlich für den Betrieb des Cafés sind zwölf Personen, die je zur Hälfte aus Einheimischen und Migranten bestehen. Das Café ist derzeit einmal wöchentlich geöffnet. Es kommen regelmäßig 40 Besucher, davon ca. 25 bis 30 Prozent aus der einheimischen Bevölkerung. Für nicht mobile Besucher wurde ein kostenloser Fahrdienst mit dem Gemeindebus eingerichtet.

Zu den zahlreichen Aktivitäten, die dort entfaltet werden, zählen u. a. Spielangebote, die Vermittlung wichtiger Informationen zur deutschen Kultur, und die Unterstützung bei der Bewältigung alltäglicher Probleme. Ehrenamtliche Übersetzer und Flüchtlinge unterstützen bei der Abfassung von Bewerbungsschreiben. Bei Arztterminen und Behördengängen erfolgt auf Wunsch auch eine Begleitung durch Laiendolmetscher. Darüber hinaus werden Deutschkurse bzw. Einzelunterricht für Analphabeten ebenso angeboten wie ein Nachhilfeunterricht für Kinder.

Engagement für die Kommune

Besondere Erwähnung bedarf Luderschmid zufolge auch die Tatsache, dass die Flüchtlinge ebenfalls ihren Beitrag zu einer gelingenden Integration geleistet haben. So wurden in einer gemeinsamen Aktion mit Einheimischen während der Corona-Pandemie in einer Schneiderwerkstatt insgesamt 10.000 Masken genäht und kostenlos an die Bevölkerung verteilt. Die Flüchtlinge engagieren sich auch für die Kommune, in dem Spielgeräte für den Kindergarten gefertigt und Bierbänke wiederaufbereitet werden.

Der Mietführerschein

Gemeinsam mit dem Landratsamt Lichtenfels haben zudem insgesamt 80 Flüchtlinge den sog. Mietführerschein erworben, was mit der Aushändigung eines entsprechenden Zertifikats bestätigt wurde.

Hierbei wurden u. a. Grundlagen zur Mülltrennung sowie zum Energiesparen vermittelt und auch praktische Hinweise für die Bewerbung um eine Wohnung erteilt. Sofern eine eigene Wohnung gefunden ist, werden die künftigen Mieter bei den Umzügen unterstützt und aus dem vorhandenen Sammellager mit Möbeln für die Erstausstattung beliefert. Einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet auch die Fahrradwerkstatt, in der ein ukrainischer Kriegsflüchtling die Drahtesel wieder auf Vordermann bringt.

Unterstützung in allen Lebenslagen

Die Flüchtlingshilfe Thurnau hat sich im Jahre 2016 in Folge des starken Anstiegs der Asylbewerberzahlen gegründet. Seitdem werden die Asylsuchenden in allen Lebenslagen unterstützt. Zu nennen ist hier die Beratung bei Behördenschreiben, die Begleitung zu den Anhörungen beim BAMF und zu Gerichtsverhandlungen.

Wohnungssuche und Einschulung im Vordergrund

Mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine kamen auf die Flüchtlingshilfe Thurnau neue Herausforderungen zu. In Abstimmung mit der Kommune fanden im Gemeindezentrum regelmäßige Treffen statt, an denen bis zu 30 ukrainische Kriegsflüchtlinge teilgenommen haben.

Hier wurden wichtige Hilfestellungen gegeben, um das Leben in einem neuen Land meistern zu können.

Im Vordergrund standen auch hier die Wohnungssuche und die Einschulung für die Kinder. Dank des Einsatzes des Helferkreises ist es gelungen, für alle ukrainischen Kriegsflüchtlinge privaten Wohnraum zu finden.

Einheimische und Migranten gemeinsam

Das Projekt „RESPEKT! Interkulturelle Theatergruppe“ der VHS Hofer Land ermöglicht den Mitgliedern der Theatergruppe und ihrem Publikum eigene kulturelle Erfahrungen zu teilen, Vielfalt zu erleben und damit einen intensiven interkulturellen Austausch in Gang zu bringen. In dem Stück „Die Quelle“, das eigens von Marco Stickel vom Theater Hof geschrieben wurde, finden zwei junge Menschen aus grundverschiedenen Welten gegen den Widerstand ihrer Familien zueinander, überwinden Vorurteile und die Angst vor Fremden.

Über einen Zeitraum von 15 Monaten trafen sich jeweils einmal wöchentlich Einheimische sowie Migrantinnen und Migranten, um das Stück einzuüben. Nach der erfolgreichen Premiere an der VHS Hofer Land fanden vier weitere Aufführungen, u.a. auf der Seebühne in Lichtenberg statt. Insgesamt verzeichnete man 350 Zuschauer.

DK

 

 

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