Aus den Kommunenzurück

(GZ-15/16-2022)
gz aus den kommunen

► Schönberg:

 

Bauen neu denken, um Orte lebenswert zu halten

„Schönberger Erklärung“ bei Symposium zu Innenentwicklung überreicht, 
Bayerns Bauminister Christian Bernreiter will Bundesratsinitiative prüfen

„Es gibt nichts Wirkungsmächtigeres als eine Idee, deren Zeit gekommen ist“, ist der niederbayerische Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich überzeugt. Die „Innenentwicklung im ländlichen Raum“ ist zwar kein neues Thema, dennoch sei es angesichts steigender Baupreise und der Klimakrise aktueller denn je und damit die Diskussion darüber, „wie wir es schaffen, unsere Orte nachhaltig so zu entwickeln, dass sie auch in Zukunft noch attraktiv sind“ dringend notwendig.

Der Bayerische Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, Christian Bernreiter (3.v.l.) nahm die „Schönberger Erklärung“ von Dr. Rudolf Neumaier, Geschäftsführer des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege (v.l.), Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, sowie den Architekten und Stadtplanern Manfred Brennecke und Jakob Oberpriller entgegen. Bild: Sepp Eder
Der Bayerische Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, Christian Bernreiter (3.v.l.) nahm die „Schönberger Erklärung“ von Dr. Rudolf Neumaier, Geschäftsführer des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege (v.l.), Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, sowie den Architekten und Stadtplanern Manfred Brennecke und Jakob Oberpriller entgegen. Bild: Sepp Eder

Deshalb veranstaltete der Bezirk Niederbayern gemeinsam mit dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege und dem Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA, Landesverband Bayern e. V. Mitte Juli in Schönberg (Landkreis Freyung-Grafenau) ein Symposium, an dem auch der Bayerische Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, Christian Bernreiter, teilnahm. Er freute sich über die Initiative, denn „wir müssen an einem Strang ziehen“. Weder könnten die Ballungsräume noch mehr Zuzug vertragen, noch die Gemeinden ein Abwandern. Hinzukomme aus Sicht Bernreiters die Notwendigkeit, den Flächenverbrauch zu senken, innerörtliche Brachflächen zu nutzen und Baulücken zu schließen. „Das ist eine Mammutaufgabe und ich bin offen für eure Vorschläge“, so der Minister an die Runde. Unter den rund 70 Teilnehmern waren neben vielen Architekten und Städteplanern auch gut 20 Bürgermeister aus ganz Niederbayern, denen er seine Unterstützung zusagte. Nach über 32 Jahren in der Kommunalpolitik wisse er um die Notwendigkeit der kommunalen Planungshoheit und der entsprechenden Instrumente wie etwa dem Vorkaufsrecht.

Innen vor Außen

Olaf Heinrich überreichte dem Bauminister die „Schönberger Erklärung“, die von den Veranstaltern und Referenten des Tages unterzeichnet wurde. Darin wird eine Fokussierung auf Innenentwicklung im ländlichen Raum gefordert sowie die Betonung der Identität der Orte („Innen vor Außen“) und der Wertschätzung der Baukultur. Die Vorschläge beziehen sich einerseits auf nachhaltige und ressourchenschonende Baukultur, die Umorientierung hin zur Innenentwicklung und weniger Flächenbedarf für Bebauung und Erschließung sowie finanzielle beziehungsweise steuerliche Anreize für Bauherren, wenn Bestandsgebäude in Ortskernen saniert werden. Bernreiter zeigte sich offen für diese Vorschläge, auch weil man derzeit „mitten in der Diskussion um die Neuausrichtung der Städteplanung sei.“ Er wolle bei denjenigen Punkten, die nicht in landespolitischer Verantwortung liegen, prüfen lassen, ob man diese in einer Bundesratsinitiative einbringen könne.

Mulitfunktionelle Innenstadt

Die Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, Andrea Gebhard, die wegen einer Coronainfektion online zugeschaltet war, brach indes eine Lanze für die „mulitfunktionelle Innenstadt“ mit gemischter Nutzung, in der eine nachhaltige Umbaukultur dem Neubau vorgezogen werde und öffentliche Räume die Lebensqualität der Bewohner steigern. Der niederbayerische Bezirksheimatpfleger Dr. Maximilian Seefelder legte den Schwerpunkt auf die Sanierung denkmalgeschützter Häuser, die als identitätsstiftende Baudenkmäler die Orte maßgeblich prägen und da bei Sanierungen der Rohbau bereits stehe, reduziere man letztlich den CO2-Ausstoß im Vergleich zum Neubau.

Wie man es in Münsing am Starnberger See geschafft hat, unterschiedliche Wohnformen unter einem Dach zu vereinen, präsentierte der Architekt und Stadtplaner Manfred Brennecke. Der Wunsch der Menschen nach einem Einfamilienhaus sei im Grunde der Wunsch nach Freiheit beim Wohnen, für den es aber auch architektonische Lösungen gebe.

Zuletzt besichtigten die Teilnehmer Best-Practice-Beispiele in der Marktgemeinde Schönberg, wo ein ehemaliges Hotel zum Wohnhaus mit unterschiedlich großen Einheiten umgenutzt wurde. Die GZ berichtete in Ausgabe 8/2022.

 

 

Dieser Artikel hat Ihnen weitergeholfen?

Bedenken Sie nur, welche Informationsfülle ein Abo der Bayerischen GemeindeZeitung Ihnen liefern würde!
Hier geht’s zum Abo!

 

GemeindeZeitung

Aus den Kommunen

AppStore

TwitterfacebookinstagramYouTube

Google Play

© Bayerische GemeindeZeitung