Aus den Kommunenzurück

(GZ-14-2022)
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► Bad Birnbach:

 

Jetzt fährt der autonome Bus auf Abruf

Das Projekt Heal soll für mehr Mobilität und soziale Teilhabe sorgen

Im niederbayerischen Kurort Bad Birnbach wurde ein neues Kapitel im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) aufgeschlagen. Seit 2017 rollt hier der erste autonome Bus auf öffentlichen Straßen zwischen Ort und Bahnhof hin und her. Jetzt kommt der Bus auch auf Abruf und steuert 20 virtuelle Haltestellen eben dann an, wenn gerade Bedarf besteht.

Verkehrsminister Christian Bernreiter trug sich ins Goldene Buch des Marktes Bad Birnbach ein. Stehend dahinter v.l. DB-Regio-Chef Stefan Kühn, MdL Martin Wagle, Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl, Landrat Michael Fahmüller, Bürgermeisterin Dagmar Feicht, Bayerns Bahnchef Klaus-Dieter Josel und Ex-MdL Reserl Sem. Bild: Kurverwaltung Bad Birnbach
Verkehrsminister Christian Bernreiter trug sich ins Goldene Buch des Marktes Bad Birnbach ein. Stehend dahinter v.l. DB-Regio-Chef Stefan Kühn, MdL Martin Wagle, Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl, Landrat Michael Fahmüller, Bürgermeisterin Dagmar Feicht, Bayerns Bahnchef Klaus-Dieter Josel und Ex-MdL Reserl Sem. Bild: Kurverwaltung Bad Birnbach

„Hochautomatisiert-gEsellschaftlich-nAchfrageorientiert-Ländlich“, kurz HEAL, heißt das neue Projekt, das die Erfolgsgeschichte des autonomen Fahrens in Bad Birnbach im Landkreis Rottal-Inn fortschreiben soll. Bayerns Bahnchef Klaus-Dieter Josel freute sich, zum wiederholten Mal in Bad Birnbach sein zu können. Zwei neue Shuttles würden nun eingesetzt, um den ÖPNV noch weiter zu stärken. Josel sprach nicht nur von einer innovativen, sondern auch von einer klimafreundlichen Alternative – die Shuttles fahren elektrisch. Das neue Projekt in Bad Birnbach stärke den ÖPNV im ländlichen Raum, sei aber auch in Ballungszentren einsetzbar. „Unser Auftrag lautet Verkehrswende“, betonte Josel.

Teil der Verkehrswende

Einen guten Teil dazu will der Rottaler Kurort beisteuern. Neben der Linie, die nach wie vor zwischen Bahnhof, der Rottal Terme und dem Neuen Marktplatz in der Ortsmitte pendelt, werden künftig zwei Shuttles der 3. Generation des Herstellers easymile täglich von 8 bis 18 Uhr 20 „digitale“ Haltestellen ansteuern, wie DB-Regio-Chef Stefan Kühn erläuterte. Gebucht werden können die Busse über die App „Wohin Du willst“ (WDW). Auch eine telefonische Buchungsmöglichkeit werde eingerichtet, sagte Josel. Gebucht werden kann sieben Tage im Voraus und bis zu drei Minuten vor der Fahrt. Ein paar wenige „Wischer“ auf dem Smartphone genügen, um die kostenlose Fahrt zu buchen.

Dahinter versteckt sich freilich ein komplexes Betriebssystem, das von ioki kommt. Diese Bahntochter war auch beim ersten Projekt in Bad Birnbach mit von der Partie – damals, um den Bus auf die Strecke zu bringen. Mittlerweile ist ioki quasi die Software-Schmiede. Für die wissenschaftliche Begleitforschung sorgt die Ludwig-Maximilians-Universität München, die ebenfalls vor Ort war.

Von all dem zeigte sich der Bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter tief beeindruckt. Er sprach von einer „tollen Geschichte“ und hatte auch eine klare Botschaft in Richtung Berlin parat: Lieber Geld für den Ausbau der Infrastruktur als kurzfristige Aktionen. Flexible Systeme, die auf Bedarf gerufen werden können, seien die Zukunft, „noch dazu, wenn sie autonom fahren“, betonte Bernreiter und lobte die Verantwortlichen in Bad Birnbach und im Landkreis Rottal-Inn als Visionäre. „Hier wurde alles auf den Weg gebracht“, sagte er. In den kommenden Jahren werde man sicherlich weitere Entwicklungen auf diesem Feld sehen.

Dass es da schon die nächsten Ideen gibt, machte Bürgermeisterin Dagmar Feicht deutlich. „Bad Birnbach bewirbt sich für die Landesgartenschau 2029. Ich sehe schon Busse durch die Ausstellung fahren und die Menschen zu uns bringen“, sagte sie und unterstrich, dass es auch darum gehe, die bestehenden Systeme zu halten und zu verstetigen. „HEAL ist ein Projekt, das alle quer durch die Generationen mobiler macht, aber eben gerade auch jene Menschen, die aus eigener Kraft nicht mehr so mobil sein können“, erklärte Feicht und forderte, dass Menschen nicht entwurzelt werden dürfen, „nur weil sie älter und damit gebrechlicher oder krank geworden sind“. Auch Menschen mit Handicap dürfe man von der Mobilität nicht ausschließen.

Erfolgreiches Miteinander

Ganz ähnlich sah das Landrat Michael Fahmüller, der auf den schwierigen Weg zum Zulassungsverfahren im Jahr 2017 zurückblickte. „Ohne das Miteinander vom Markt über den Landkreis und die Kreisentwicklung bis zum Bahn-Konzern wäre das nicht möglich gewesen“, sagte er. Auch er forderte nachhaltige Unterstützung für die Pilotprojekte. Rund 1,6 Millionen Euro habe der Landkreis dank 100-prozentiger Förderung durch den Bund in die beiden Busse investiert. Den Unterhalt übernimmt die RBO, erläuterte Fahmüller. Für Bad Birnbach und den Landkreis sei HEAL ein weiterer großer Schritt.

„Bad Birnbach schreibt wieder einmal Geschichte beim autonomen Fahren“, meinte DB-Regio-Chef Stefan Kühn. Wie, das wurde nach einem Eintrag ins Goldene Buch des Marktes Bad Birnbach in der Praxis deutlich gemacht. Lisa Wolf, bei der DB Regio für die App „Wohin Du willst“ zuständig, erläuterte dem Minister und den anwesenden Gästen die Funktionen der Software. Sekunden später rollte das erste Shuttle auch schon an und nahm Christian Bernreiter und sein Gefolge mit auf die Jungfernfahrt. Die WDW-App mit den Buchungsfunktionen soll dem Vernehmen nach im Google-Playstore und im Apple-Store verfügbar sein.

 

 

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