Aus den Kommunenzurück

(GZ-12-2022)
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► „Anlaufstellen für Bildung und Engagement“:

 

Win-Win-Effekte zwischen Schulen und Zivilgesellschaft

In bislang sechs bayerischen Städten werden Angebote
von und für Kinder und Jugendliche vermittelt

Einmal pro Woche trifft sich Werner Meyer in seiner Freizeit mit dem neunjährigen Yusuf, um mit ihm lesen zu üben. Manchmal gehen sie danach in die Stadtbibliothek oder reparieren sein Fahrrad, und freitags vergessen sie nicht, rechtzeitig beim Fußballtraining zu sein! Der Biologieunterricht macht den Schülerinnen und Schülern der 7b neuerdings noch mehr Spaß als sonst: Sie verschönern den öffentlichen Park mit Insektenhotels und lernen dabei alles über Pflanzen und Tiere, was im nächsten Test abgefragt wird.

Lernen und Freundschaften schließen in der „Anlaufstelle“ in Landshut. Foto: Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Bayern e.V.
Lernen und Freundschaften schließen in der „Anlaufstelle“ in Landshut. Foto: Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Bayern e.V.

Dies sind zwei typische Beispiele aus den „Anlaufstellen für Bildung und Engagement“, die seit 2022 in bislang 6 bayerischen Städten aufgebaut werden. Initiiert wurde das Vorhaben vom Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Bayern (LBE), das sich seit vielen Jahren dafür einsetzt, dass ehrenamtliche Unterstützung für Kinder und Jugendliche an Schulen noch stärker wahrgenommen und genutzt wird, aber auch dafür, dass Schülerinnen und Schüler selbst ehrenamtlich tätig werden können, indem der schulische Unterricht mit gesellschaftlichem Engagement verknüpft wird. Eine Umfrage unter Lehrkräften an Bayerischen Schulen hatte ergeben, dass nur wenige wissen, wo sie ehrenamtliche Mentoren und Angebote zum „sozialen Lernen“ für ihre Schülerinnen und Schüler finden, obwohl dies gerade seit der Pandemie notwendiger denn je ist.

Dank einer Anschubfinanzierung durch das Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“ der Bundesregierung koordiniert das LBE nun in einem ersten Schritt sechs „Anlaufstellen“, in denen solche Informationen an Schulen vermittelt werden: Die Freiwilligen-Agenturen in Augsburg, Landshut, München, Nürnberg, Haßfurt und Bamberg konnten dafür gewonnen werden, innerhalb ihrer Kommunen und Regionen Kontakte zu den Schulen herzustellen und Unterstützung für SchülerInnen im Alltag zu organisieren.

Professionelle Anleitung: Einblicke in die Anlaufstellen

Die Freiwilligen Agentur Landshut (fala) zum Beispiel arbeitet neuerdings eng mit dem örtlichen Schulamt zusammen, so dass alle Lehrkräfte über die Vielfalt der ehrenamtlichen Bildungsarbeit informiert werden. Seit dem Frühjahr wird die Unterstützung der pädagogischen Willkommensgruppen in den Schulen stark angefragt.

In Haßfurt ist die Anlaufstelle Teil des Mehrgenerationenhauses und lädt dort zum kreativen Austoben mit der FamilienKUNSTbande ein. „Kunst macht es einfach, in Kontakt zu kommen. Die Anlaufstelle für Bildung und Bürgerschaftliches Engagement macht dann aus diesem Kontakt eine dauerhafte Beziehung, von der alle Seiten profitieren“ sagt Gudrun Greger, die Leiterin des MGH Haßfurt.

Das Zentrum Aktiver Bürger (ZAB) in Nürnberg setzt als Anlaufstelle derzeit verstärkt auf die Qualifizierung von Ehrenamtlichen und entwickelt neue Fortbildungen, die Freiwillige auf ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen vorbereiten und Koordinatorinnen und Koordinatoren in der kommunalen Engagement-Szene unterstützen.

Aufgrund der zahlreichen ehrenamtlichen Bildungsprojekte und Freiwilligen- Agenturen in München ist die dortige Förderstelle für Bürgerschaftliches Engagement (FöBE) vor allem auf der Meta-Ebene tätig. Sie bietet in Kooperation mit dem Referat für Bildung und Sport der Landeshauptstadt Info- Veranstaltungen für Mitglieder der Schulfamilien, zum Beispiel für SchulsozialarbeiterInnen und Lehrkräfte an. Allein im Frühjahr konnten ca. 20 Schulen an außerschulische ehrenamtliche Bildungsprojekte passgenau vermittelt werden.

Engagement innerhalb des eigenen sozialen Umfelds

In den Anlaufstellen für Bildung und Bürgerschaftliches Engagement funktioniert der Transfer aber auch in die andere Richtung, denn die Standorte sind gleichzeitig Kompetenzzentrum für „Lernen durch Engagement“ (LdE). Bei dieser Lehr- und Lernmethode engagieren sich Schülerinnen und Schüler in ihrem sozialen Umfeld und lernen dabei den Unterrichtsstoff.

Das Freiwilligen-Zentrum Augsburg hat beispielsweise ein Projekt initiiert, bei dem Schülerinnen und Schüler einer Förderschule durch eine Müll-Sammelaktion die Aufgaben einer Kommunalverwaltung kennen gelernt haben. An einer Mittelschule entschieden sich die Jugendlichen dafür, Menschen mit Behinderung und Seniorinnen und Senioren den Umgang mit Tablets und Apps zu erklären. Dabei lernten sie viel über körperliche und geistige Besonderheiten Möglichkeiten der Inklusion in unserer Gesellschaft.

Eine „Rucksack- Challenge“ wurde in der Anlaufstelle in Bamberg zum „Service-Learning“ Projekt: Allein bis Ostern packten Gymnasialschülerinnen und -schüler gemeinsam mit den Koordinatoren von der CariThek Bamberg rund 250 Rucksäcke für ukrainische Flüchtlinge und lösten dabei manch logistische und soziale Probleme.

Terminhinweis 23.6.2022

Weitere Projekt-Ideen und Einsteiger-Tipps für „Lernen durch Engagement“ präsentieren Lehrkräfte und Koordinatoren am 23. Juni auf der Nürnberger Burg. Dort veranstaltet das LBE den zweiten Fachtag für Bayern, bei dem neben dem Erfahrungsaustausch auch das Thema „Resilienz“ durch Service-Learning im Mittelpunkt stehen.

Stärkung und Ausbau des Netzwerks ab 2023

Das Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Bayern setzt sich für die Stärkung der Anlaufstellen und für einen Ausbau des Netzwerks auf weitere Standorte ein und bemüht sich um eine dauerhafte Förderung durch das Sozialministerium. Bis Ende 2022 ist dies aus den Mitteln der Fraktionsreserven im Haushalt 2022 gesichert. Bayerns Bildungslandschaft geht damit neue Wege und etabliert Strukturen, durch die Schule und Zivilgesellschaft sich öffnen und einander zuwenden, um mit Win-Win-Effekten den Herausforderungen der Zukunft gemeinsam zu begegnen.

Kommunen und lokal oder regional verankerte Organisationen, die die Angebote einer „Anlaufstelle für Bildung und BE“ nutzen oder zukünftig selbst eine werden möchten, wenden sich an: LBE Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (www.lbe-bayern.de)

Veranstaltungstipps

  • 23.6.2022 Fachtag „Lernen durch Engagement“ in Nürnberg zum Thema „Resilienz“
  • 4.7.2022 Ausstellungseröffnung „Edith – Jüdische Spurensuche in Burglengenfeld“ („Lernen durch Engagement“-Projekt)

 

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