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(GZ-20-2021)
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► Bäderlandschaft in Nürnberg:

 

100 Jahre Naturgartenbad

 

Mit seinen drei städtischen Freibädern verfügt Nürnberg über eine attraktive Bäderlandschaft. Besonders ragt neben dem Westbad und dem Stadionbad dabei das Naturgartenbad heraus: Eingebettet in dichtes Grün, fast ländlich idyllisch, besteht das „Natsger“ nun bereits seit 100 Jahren. So alt das Bad an Jahren ist, so wechselvoll ist seine Geschichte.

Nachdem der „Verein zur Verschönerung Erlenstegens“ immer wieder die Errichtung einer öffentlichen Badeanstalt angeregt hatte, war es 1920 endlich so weit: Der Kneipp-Verein, der Naturheilverein, der Versicherungsverein a.G. sowie der bereits bestehende Verein zur Förderung des Nürnberger Naturgartens schlossen sich zusammen zur „Gesellschaft Naturgarten Erlenstegen – Nürnberger Luft- und Sonnenbad und Erholungsheim GmbH“. Diese nahm die Planungen einer Erholungsstätte für die Nürnberger Bevölkerung auf.

Publikumsmagnet

Noch zur Sommersaison 1921 wurde der Badebetrieb aufgenommen. Seine idyllische Lage mit den weitläufigen Föhrenwäldern und die gute Erreichbarkeit machten das Naturbad Erlenstegen zu einem Publikumsmagneten, der bereits in seinen ersten Betriebsjahren rund 40.000 Gäste verzeichnete. Die Becken hatten einen Sandboden und waren verschalt, beziehungsweise mit Brettern vertäfelt und ihre Ausmaße überstiegen die heutigen deutlich.

Im Jahr 1938 kaufte die Stadt Nürnberg die Anlage für 98.000 Reichsmark und verpachtete sie an den Kneipp-Verein e.V. In den Kriegsjahren herrschte zwar ein reger Badebetrieb, dennoch war der Verein auf zinslose Vorschüsse der städtischen Kämmerei angewiesen. Ende Juli 1941 beschädigte ein Hochwasser die Anlage schwer. Eine schnelle und vollständige Wiederinstandsetzung war wegen der Kriegssituation nicht möglich, was dazu führte, dass die Liegewiesen immer stärker versumpften und an heißen Tagen ein lästiger Geruch auftrat. Für das Jahr 1943 hingegen verzeichnete der Kneippverein schon wieder eine Steigerung der Besucherzahl um fast 11.000.

Schwere Tage in dunkler Zeit

Die Nationalsozialisten stellten selbst die öffentlichen Badeeinrichtungen in den Dienst ihrer Ideologie. Wie alle anderen Gesundheitsvereine wurde der Kneipp-Verein auf Anordnung der Reichskanzlei im Jahr 1943 aufgelöst und ging im Deutschen Volksgesundheitsbund auf.

Und so erhielt auch der Naturgarten Erlenstegen einen neuen Namen: Der „Gesundheitspark der Stadt der Reichsparteitage“ war Nichtariern und Angehörigen aller „Feindstaaten“ verschlossen. Ein Jahr später führten erhebliche Fliegerschäden und die Nutzung der Schwimmbecken als Löschwasserbecken zur Sperrung des Naturgartens. Nach Kriegsende wurde die stark beschädigte Anlage von der Militärregierung beschlagnahmt.

Provisorisches Badevergnügen

Ab Mai 1951 stand den Nürnbergern ein, wenn auch immer noch provisorisches, Badevergnügen offen. Dies war umso wichtiger, als bald danach die Flussbäder Laufamholzhammer und Mögeldorf wegen der starken Verschmutzung der Pegnitz geschlossen werden mussten. Bereits ab 1955 häuften sich allerdings Klagen über eine massive Überlastung der städtischen Badeeinrichtungen generell, somit auch des Naturgartenbads. Ende der 1960er Jahre gab der immer kleiner werdende Kneipp-Verein die Betriebsführung an die Stadt Nürnberg ab und erhielt im Gegenzug eine kleine Anlage im Westbad.

Attraktives Naturbad

Trotz seiner idyllischen Lage verlor das „Natsger“ in den siebziger Jahren viele Gäste an seine moderneren Konkurrenten. Erst mit dem Einbau eines neuen Edelstahlbeckens für rund drei Millionen DM gewann der Naturgarten wieder an Attraktivität. Das Wasser für die Füllung der Becken liefert ein zehn Meter tiefer Brunnen. Erfrischung ist auch bei größter Hitze garantiert, denn das Becken ist unbeheizt.

Seit einigen Jahren erfährt das Naturgartenbad eine weitere Nutzung: Seit 2006 werden jeden Sommer an sechs Abenden Filme aus dem aktuellen Open-Air-Kinoprogramm auf einer schwimmenden Leinwand präsentiert. Genuss pur unter dem Sternenhimmel bei lauschigem Sommerflair. So gehört die Anlage heute nicht nur den Schwimmbegeisterten, sondern ist mit ihren einzigartigen Liegewiesen und ihrem stimmungsvollen Ambiente sommerlicher Treff und Naherholungsgebiet zugleich.

DK

 

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