Aus den Kommunenzurück

(GZ-23-2020)
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► Landshut:

 

Die Welternährung auf 2.000 Quadratmetern

Bezirk Niederbayern unterstützt den ‚Weltacker Landshut e. V.‘ mit landwirtschaftlicher Fläche

 

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich traf sich vor kurzem mit zwei Gründungsmitgliedern des jungen Vereins ‚Weltacker Landshut‘ an einer landwirtschaftlichen Fläche des Lehrguts für ökologischen Landbau am Agrarbildungszentrum (ABZ) Landshut-Schönbrunn. Markus Roos und Klaus Karg erläuterten dem Bezirkstagspräsidenten und ABZ-Direktor Thomas Schneidawind ihr ambitioniertes Projekt ‚Weltacker Landshut‘, dem es bis dato noch an einer geeigneten landwirtschaftlichen Fläche fehlte.

Vorbild für die Landshuter Initiative ist die ‚Zukunftsstiftung Landwirtschaft‘ in Berlin, die den weltweiten landwirtschaftlichen Anbau durch einen beispielhaften ‚Weltacker‘ begreifbar macht. Eine einfache Rechnung bildet die Basis für das Projekt: Derzeit leben etwa 7,8 Milliarden Menschen auf der Erde – bei 1,4 ha Ackerfläche. Daher muss jeder Mensch rund gerechnet mit 0,2 ha bzw. 2.000 qm Ackerland auskommen – eine Fläche, die im Grunde für die Ernährung eines einzelnen Menschen reicht.

Auf ein einziges Nahrungsmittel reduziert, würde die Fläche beispielsweise für 8.500 Kilogramm Kartoffeln pro Jahr ausreichen. In der Praxis teilt sich die bewirtschaftete Fläche auf viele verschiedene Kulturen wie etwa Getreide- und Gemüsesorten auf. Je häufiger ein einzelner Mensch mit dem Auto fährt und Fleisch isst, desto mehr muss er dafür von ‚seinen‘ 2.000 qm aufwenden. Je weniger regional und saisonal sich der Mensch ernährt, umso mehr ‚persönliche‘ Fläche geht zusätzlich verloren, denn auch die Energie für Lagerung und Lebensmittel-Transporte muss angerechnet werden.

Zu Lasten der sozialen Gerechtigkeit

In der Realität ist die deutsche Bevölkerung aber bestens versorgt – allerdings sind dazu deutlich mehr als 2.000 qm nötig, was auf Kosten der sozialen Gerechtigkeit geht. Den Menschen in ärmeren Regionen bleibt durch die Ernährungsgewohnheiten in den Industrienationen weniger Fläche für den eigenen Lebensmittelanbau.

„Wir wollen nicht missionieren, sondern den Menschen verdeutlichen, was unsere Ernährungs- und Lebensgewohnheiten bedeuten“, so Karg. Dabei möchten wir die globale Landwirtschaft möglichst maßstabsgetreu auf 2.000 qm Anbaufläche abbilden“, ergänzt Markus Roos, erster Vorsitzender des im Juli dieses Jahres gegründeten Vereins.

Knapp die Hälfte der Fläche entfielen zum Beispiel auf Getreide, ungefähr 15 Prozent auf Ölfrüchte und rund sieben Prozent auf Gemüse und Wurzelfrüchte. Naturgemäß ließen sich nicht alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse der Welt in Niederbayern anbauen.

Ab 2021 sind Führungen, Vorträge, Seminare und ‚Koch-Werkstätten‘ geplant. „Neben dem geeigneten Acker brauchen wir noch helfende Hände für den Anbau und die Pflege der Kulturen, Hilfe bei der Bildungsarbeit und Organisation, auch Sachspenden bzw. Leihgaben von Werkzeugen und Maschinen zur Ackerbearbeitung würden uns helfen“, so Roos.

„Mit dem Agrarbildungszentrum und den hier angesiedelten Schulen wird der Bezirk seiner Aufgabe gerecht, für die bestmögliche Ausbildung des Nachwuchses in grünen Berufen zu sorgen“, so Dr. Heinrich.

„Schon seit fast dreißig Jahren engagiert sich der Bezirk für den ökologischen Landbau. In den vergangenen Jahren wurde nicht zuletzt durch die klimatischen Veränderungen immer deutlicher, wie wichtig und richtig diese Strategie war. Derzeit verstärken wir unser Engagement für mehr regionale und biologisch erzeugte Lebensmittel – so zum Beispiel mit den Projekten ‚Regio 2030‘ und ‚Genussregion Niederbayern‘.

Markus Roos: „Wir haben vor, den künftigen Weltacker biologisch zu bewirtschaften, und zwar nach den strengen Richtlinien von Naturland – so wie es auch das Lehrgut für ökologischen Landbau am Agrarbildungszentrum praktiziert“.

„Das Projekt Weltacker wird vielen Menschen veranschaulichen können, dass jeder etwas zur Nachhaltigkeit der Lebensmittelerzeugung, zu mehr Umweltverträglichkeit und zur sozialen Gerechtigkeit beitragen kann,“ so Heinrich.

www.weltacker-landshut.de

 

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