Aus den Kommunenzurück

(GZ-21-2020)
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► 70 Jahre SL-Ortsgruppe Königsbrunn/Wehringen/Klosterlechfeld:

 

Hurra, Flüchtling …

Von Kurt Aue

 

Die bayerisch-schwäbische SL-Ortsgruppe Königsbrunn/Wehringen/Klosterlechfeld in der SLKreisgruppe Augsburg-Land sowie im BdV-Kreisverband Augsburg-Land feierte das 70jährige Bestehen der ursprünglichen SL-Ortsgruppe Königsbrunn. Bei einem Festgottesdienst in der Königsbrunner Pfarrkirche Zur Göttlichen Vorsehung gedachten eine große Anzahl von SL- und BdV-Mitgliedern, zahlreiche Ehrengäste und etliche ‚einheimische‘ Gläubige der Gründung der Vertriebenenorganisation vor 70 Jahren.

v.l.: MdL Andreas Jäckel, Herbert Müller, Franz Feigl, Maximilian Wellner, Sabine Grünwald, Johanna „Hansi“ Metzner, Heinrich Bachmann, Staatsministerin Carolina Trautner, Christa Eichler, Herbert Kinzel (Oberottmarshausen), Stadtpfarrer Bernd Leumann, Kurt Aue, Walter Eichler, Christian Knauer, Leo Schön, Dr. Hella Gerber und Dietmar Heller. Foto: Susanne Marb / Pressestelle BdV Bayern
v.l.: MdL Andreas Jäckel, Herbert Müller, Franz Feigl, Maximilian Wellner, Sabine Grünwald, Johanna „Hansi“ Metzner, Heinrich Bachmann, Staatsministerin Carolina Trautner, Christa Eichler, Herbert Kinzel (Oberottmarshausen), Stadtpfarrer Bernd Leumann, Kurt Aue, Walter Eichler, Christian Knauer, Leo Schön, Dr. Hella Gerber und Dietmar Heller. Foto: Susanne Marb / Pressestelle BdV Bayern

In einer kurzen Ansprache vor dem Gottesdienst erinnerte ich als Orts- und Kreisobmann, zugleich Kreisvorsitzender des Bundes der Vertriebenen, an die Vertreibung der Sudetendeutschen und an die Gründerjahre der Landsmannschaft in der ‚neuen Heimat‘. Auch ich bin im Sudetenland geboren. Die Abläufe der Vertreibung haben sich in unser Gedächtnis eingebrannt.

„Achtung, Polizei, aufmachen“ und Pochen an der Haustür. „Sie haben sich in vier Stunden mit nur vier Kilogramm Gepäck am Marktplatz zum Abmarsch einzufinden. Bei Nichteinhalten werden Sie erschossen“, hallte es durch Hennersdorf-Arnsdorf im Kreis Jägerndorf.

Mit einem Zehn-Kilometer-Marsch flankiert von russischen Soldaten ging es nach Freiwaldau. Dort wurden wir in Viehwaggons verladen und abtransportiert wurde. Dass es mit uns nach Bayern ging, merkten wir erst bei der Ankunft.

In gemeinsamer Armut zusammengerauft

Mit „Hurra, Flüchtling“ wurden wir „begrüßt“. Und auch noch einige Jahre danach musste man sich so einiges anhören.

Nachdem aber die Einheimischen genauso arm wie die Ankömmlinge waren und weil wir dieselbe Sprache sprachen und demselben Kulturkreis entstammten, konnten wir uns schnell zusammenraufen. 

Nach Königsbrunn kamen 1201 Heimatvertriebene, was bei der damaligen Einwohnerzahl 43 Prozent der Bevölkerung ausmachte. Fünf Jahre nach der Ansiedlung und als die Hoffnung, man dürfe irgendwann zurück in die angestammte Heimat, verflog, gründeten viele die Sudetendeutsche Landsmannschaft. So auch in Königsbrunn. Am 25. April 1950 versammelten sich einige Sudetendeutsche im Gasthof Krone und wählten mit Alfred Adler den ersten Obmann der Königsbrunner Ortsgruppe.

Hilfe bei der Eingliederung

In diesem Zusammenhang wählte man auch gleich den Kreisobmann für den Landkreis Augsburg. Seit dieser Zeit fungiert der Ortsobmann von Königsbrunn immer auch als Kreisobmann. Die Familien Adler, Treutler, Weisser und Metzner taten sich besonders hervor, wenn es darum ging, den Sudetendeutschen bei der Eingliederung zu helfen.

Auch die Bürgermeister Fritz Wohlfarth, Adam Metzner, Ludwig Fröhlich und Franz Feigl waren und sind großartige Unterstützer der sudetendeutschen Organisation. Ebenso waren und sind die Landräte des Landkreises Augsburg bis zur heutigen Zeit mit Martin Sailer allesamt immer gute Helfer in der Not.

Gründung der Egerländer Gmoi z‘ Königsbrunn

1958 wurde die Egerländer Gmoi z‘ Königsbrunn gegründet. Vorsitzender war Hans Langhammer. In der Nachfolge der SL-Obleute standen Alfred Adler, Otto Treutler, Albert Teichner und Lothar Silbernagel. Vor rund drei Jahren übernahm ich dieses Ehrenamt.

Die Ortsgruppe war mit damals mehr als 300 Mitgliedern ein wichtiger Faktor in der Gemeinde Königsbrunn und stellte 40 Prozent der Gemeinderäte. Und auch als Königsbrunn 1967 zur Stadt erhoben wurde, stellte die SL noch 30 Prozent der Stadträte.“

Stadtpfarrer Bernd Leumann ging in seiner Predigt auf das Thema Vertreibung ein. Er mahnte an, dass es keine Kriege mehr geben sollte. Als große Bereicherung des Festgottesdienstes erwies sich die Teilnahme Blasorchesters Königsbrunn, das die musikalische Gestaltung übernommen hatte.

Wahre Friedensstifter im geeinten Europa

In den Grußworten der Bayerischen Sozialministerin Carolina Trautner, zugleich Schirmherrschaftsministerin der Sudetendeutschen, des BdV-Vizepräsidenten Altlandrat Christian Knauer, zugleich Landesvorsitzender in Bayern, und von Bayerns Stellvertretendem SL-Landesobmann Dietmar Heller aus Markt Rettenbach kam zum Ausdruck, dass die Sudetendeutschen wahre Friedensstifter im geeinten Europa sind.

Den Gottesdienst besuchten außerdem Königsbrunns Stadtoberhaupt Franz Feigl, Schwabens BdV-Bezirksvorsitzender Andreas Jäckel MdL, Vize-Landrätin Sabine Grünwald und Hella Gerber, BdV-Kreisvorsitzende von Augsburg-Stadt und Stadträtin.

Ministerin Trautner brachte seitens der Staatsregierung zum Ausdruck, dass Bayern ohne die Sudetendeutschen nicht so gut dastünde. Knauer betonte, es werde Zeit, die Jugend für die Ziele der Vertriebenenverbände zu mobilisieren, sonst könnten wir in 30 Jahren keinen 100. Geburtstag feiern.

Heller ging auf den Versöhnungsgedanken der Sudetendeutschen mit den Tschechen ein, der zur Zeit auf beiden Seiten im Gange sei. Zudem appellierte er, ähnlich wie beim Deutsch-Französischen Vertrag vorzugehen. Mit dem Auszugslied „Tief drin im Böhmerwald“, intoniert vom Blasorchester Königsbrunn, endete der – mit allen notwenigen Hygienemaßnahmen gestaltete – festliche Gottesdienst.

Quelle: Sudetendeutsche Zeitung
Folge 39 | 25.9.2020

 

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