Aus den Kommunenzurück

(GZ-14-2020)
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► „Ein starkes Stück Bayern und ein starkes Stück Oberfranken“

 

100 Jahre Coburg bei Bayern

 

Vor 100 Jahren ist Coburg dem Freistaat Bayern beigetreten. Seit dem 1. Juli 1920 gilt der „Staatsvertrag zwischen den Freistaaten Bayern und Coburg über die Vereinigung Coburgs mit Bayern“. In einer Abstimmung hatten sich die Bürger vor allem aus sicherheitspolitischen Gründen gegen einen Anschluss an Thüringen entschieden.

Zwar sei die Region Coburg über die Herzogtümer eng mit dem entstehenden Thüringen verbunden gewesen, berichtet Alexander Wolz, Leiter des Staatsarchivs in Coburg. Die Benachteiligungen bei der Lebensmittelzuteilung in Kriegszeiten sei bei der Bevölkerung aber im Bewusstsein geblieben. Bayern hingegen bot Sicherheit und Stabilität.

In den Verhandlungen konnte Coburg auch zahlreiche Sonderrechte durchsetzen, die bis heute gültig sind. Neben einem eigenen Landgericht, dem Erhalt der Handels- und Handwerkskammern, der vier Gymnasien und der Coburger Landesstiftung, garantierte der Staatsvertrag auch den Fortbestand des Landestheaters, des Krankenhauses und eine deutliche Verbesserung der verkehrstechnischen Anbindung.

Zwar fiel wegen der Corona-Krise der geplante Staatsakt aus, jedoch trafen sich Politiker aus Oberfranken zu einer Feierstunde in kleiner Runde. In Vertretung von Ministerpräsident Dr. Markus Söder empfing die Regierungspräsidentin von Oberfranken, Heidrun Piwernetz, ihre Gäste auf Schloss Ehrenburg.

Wie Piwernetz gegenüber dem Bayerischen Rundfunk betonte, sei Coburg „ein starkes Stück Bayern und ein starkes Stück Oberfranken“. Nach 100 gemeinsamen Jahren sei der Beitritt Coburgs zu Bayern eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Die Coburger hätten damals klug verhandelt und sich beispielweise mit der Landesstiftung die kulturelle Eigenheit bewahrt. Ebenso sei der Freistaat Bayern ein guter Vertragspartner gewesen, der in der Vergangenheit viel investiert habe.

Coburgs Oberbürgermeister Dominik Sauerteig sprach von einer wegweisenden Entscheidung, aus der auch eine Verpflichtung für die Zukunft der Stadt und des Landkreises erwachse und unterstrich das gegenseitige Geben und Nehmen. Der Freistaat unterstütze beispielsweise das Landestheater finanziell, auf der anderen Seite verzeichne Coburg hohe Gewerbesteuereinnahmen, von denen auch der Rest Oberfrankens über die Bezirksumlage profitiere.

Dem Verhandlungsgeschick der Coburger Vertreter vor 100 Jahren verdanke man die heutige wirtschaftliche Stärke, die kulturelle Vielfalt und eine besondere regionale Identität.

Aus Anlass der 100-jährigen Zugehörigkeit Coburgs zu Bayern zeigt das Staatsarchiv Coburg eine Ausstellung, die die gemeinsame Geschichte anhand von Originalquellen aus den Beständen des Staatsarchivs in den Blick nimmt. Dabei soll der Fokus bewusst weggehen von den „Anschlussverhandlungen“ in den Jahren 1919 und 1920, die bereits in früheren Jahren Gegenstand eingehender Analysen gewesen sind.

Vielmehr soll sich der Blick weiten auf die gesamte Spannbreite der 100 Jahre, in denen Coburg nun ein Teil von Bayern ist.
Die Ausstellung stellt die Frage, wie sich die Erwartungen, die man beim Übergang an Bayern hegte, erfüllt haben. Wie hat sich die Stadt seit dem Übergang an Bayern entwickelt? Und nicht zuletzt: Wie haben sich die Mentalität und das Selbstverständnis der Coburgerinnen und Coburger entwickelt, seitdem sie unter dem bayerischen Dach wohnen?

Diesen Fragen wird sich die Ausstellung auf zweifache Weise nähern. Der Zeitraum von 1920 bis 1945 wird in einem eher chronologischen Zugriff zeigen, wie die Stadt Coburg in den ersten Jahren nach dem Beitritt zu Bayern sich in den Freistaat hineinentwickelte.

Der Zeitraum von Kriegsende bis zur Gegenwart (1945 bis 2020) wird dagegen schwerpunktmäßig in einem systematischen Zugriff die Entwicklung wichtiger Bereiche zeigen, die Leben und Handeln der Coburgerinnen und Coburgern entscheidend geprägt haben und noch prägen. Hierbei sind zu erwähnen: das Leben in unmittelbarer Nachbarschaft zum Eisernen Vorhang, die Entwicklung von Mobilität und Fremdenverkehr, das Leben in der Landwirtschaft, Wiedervereinigung und die jüngsten politischen Entwicklungen.

In gestalterischer Hinsicht orientiert sich die Ausstellung an dem Konzept einer Zeitleiste, die den gesamten Zeitraum der 100 Jahre umfasst. Hierbei können einzelne Schlüsseljahre besonders hervorgehoben werden, um an ausgewählten Stationen besondere Themenbereiche erläutern zu können.

DK

 

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