Aus den Kommunenzurück

(GZ-10-2020)
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► MVV-Verbundlandkreise übergeben Positionspapier S-Bahn München:

 

Außenäste stärken, neue Verkehrslösungen durchdenken

 

Der Großraum München boomt – das spürt auch die S-Bahn. Gebaut wurde sie für 250.000 Menschen, heute nutzen sie bis zu 840.000 Menschen jeden Tag. Gefragt sind deswegen neue Lösungen, um die S-Bahn als Rückgrat des Nahverkehrs rund um München fit für die Zukunft zu machen. In einem überarbeiteten und an Verkehrsministerin Kerstin Schreyer übergebenen Positionspapier haben die MVV-Verbundlandkreise dazu ihre Gedanken und Wünsche dargelegt.

Die Landräte bei der Übergabe des Positionspapiers an Verkehrsministerin Kerstin Schreyer. Das Bild entstand vor der Corona- Pandemie. Bild: STMB
Die Landräte bei der Übergabe des Positionspapiers an Verkehrsministerin Kerstin Schreyer. Das Bild entstand vor der Corona-Pandemie. Bild: STMB

„Zahllose Rückmeldungen der Pendler, die nahezu tagtäglich mit den Schwierigkeiten im System konfrontiert sind, sind für mich gleichermaßen Anspruch und Triebfeder, für weitergehende und schnell umsetzbare Verbesserungen im System einzustehen“, betonte Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß, Sprecher der MVV-Verbundlandkreise.

Rückgrat des ÖPNV

Laut MVV-Geschäftsführer Dr. Bernd Rosenbusch „ist die S-Bahn München, mit der Stammstrecke in der Innenstadt, nicht nur für die Landeshauptstadt eine Hauptschlagader des Verkehrs. Sie ist auch und gerade auf den Außenästen – zusammen mit den Busverkehren als Zubringer – das Rückgrat des ÖPNV in den Verbundlandkreisen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir gemeinsam Ideen entwickeln, diese umsetzen und an Stabilität und Angebot des Schienenpersonennahverkehrs im MVV-Raum arbeiten.“

Ergänzend zu den bereits vorgebrachten Schwerpunktforderungen werden in dem aktuellen Positionspapier weitere Handlungsschwerpunkte deutlich gemacht. So fordern die Landkreise sowohl Maßnahmen zur sofortigen und dauerhaften Verbesserung der Pendlersituation, auch und gerade während der anstehenden Bauphase, als auch die kurz-, mittel- und langfristige Sicherstellung einer auskömmlichen Finanzierung verkehrlich sinnvoller Infrastruktur- und Betriebsmaßnahmen.

Kluge Planung erforderlich

„In diesem Zusammenhang gilt es auch den Grundsatz zu hinterfragen, wonach die DB Schienenstrecken nicht auf Vorrat und stets nach dem Gebot der Sparsamkeit planen und realisieren darf“, heißt es in dem Positionspapier. „Wir brauchen eine kluge und weitblickende Planung, damit eine Infrastruktur entsteht, die auch den Anforderungen künftiger Generationen gerecht wird.“

Aus Sicht der Landkreise gibt es vielfache Optionen, sowohl die Schieneninfrastruktur als auch das Angebot von S-Bahn München und Regionalzugverkehr entscheidend zu verbessern.

Ergänzend zum Positionspapier aus 2017 wurden die Handlungsfelder „Angebotsverbesserungen bei der S-Bahn München“ (Schließen von Taktlücken, Frühfahrten, Fahrten in der SVZ / nachts, etc.), wo infrastrukturell und betrieblich möglich sofort und nicht erst mit Inbetriebnahme der 2. Stammstrecke umsetzen), „Angebotsverbesserungen bei den Regionalzügen“ (zusätzliche Halte und Angebote), „Prüfung und ggf. Weiterentwicklung vorliegender Störfallkonzepte“, „Erarbeitung stabiler Fahrplankonzepte“ sowie „kurzfristige Maßnahmen zur Ergänzung des SPNV“ in die Auflistung aufgenommen.

Vielfache Optionen

Daneben liegt der Fokus u.a. auf der Ausstattung der S-Bahnstationen (Modernisierung, Barrierefreiheit, Fahrgastinformationsanlagen an allen Stationen), der Schieneninfrastruktur (durchgehende Zweigleisigkeit, Beseitigung von Mischbetrieb, Gesamtkonzept für die Weiterentwicklung, insbesondere tangentiale Schienenverbindungen), den Regionalexpressverbindungen (z.B. Ostbahnhof – Ottobrunn – Aying – Bad Aibling – Rosenheim), der Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln (Hub-Stationen), dem Lärmschutz (nach Neubaustandard, abgestellte Fahrzeuge, Güterverkehr) sowie auf Tarif und Ticketing (Vertrieb, Kundencenter, Mobilitätsplattform etc.).

Kurzfristig kann das öffentliche Verkehrsangebot nach Auffassung der MVV-Verbundlandkreise nur verbessert werden, „wenn der SPNV durch zusätzliche Verkehrsangebote flankiert und ergänzt wird, die einfach, schnell und vergleichsweise kostengünstig realisiert werden können“. Der SPNV bilde nach wie vor als Rückgrat die Grundlage, sollte jedoch durch sog. BusRapidTransit-Systeme (BRT oder Schnellbussystem) ergänzt werden.

Außerdem sei zu prüfen, ob auch Seilbahnen oder eine „Magnetbahn light“ kurzfristiger und kostengünstiger als konventionelle Schienensysteme realisiert werden könnten. Einige Landkreise arbeiteten bereits gemeinsam mit dem MVV an derartigen Prüfungen. Unterstützung sei dabei sowohl bezüglich der Planungsabläufe wie auch bei der Finanzierung von Seiten des Bundes und des Freistaats erforderlich, um eine rasche Umsetzung erreichen zu können.

Wichtige Partner

„Wir müssen uns den gesamten Großraum München anschauen, um das Verkehrssystem noch intelligenter aufzustellen. Die Landkreise und der MVV sind dafür wichtige Partner“, erklärte Verkehrsministerin Schreyer. Sie dankte den Landkreisen ausdrücklich für ihr Engagement in Bezug auf den ÖPNV.

„Es ist unser gemeinsames Ziel, das System zuverlässig und fit für die Zukunft zu machen. Wir müssen alle Möglichkeiten durchdenken, von U-Bahn-Verlängerungen bis zur Seilbahn. Aber aus meiner Sicht braucht es vor allem eine erhebliche Beschleunigung des Ausbaus der Außenäste der S-Bahn und zusätzlich sinnvolle Querverbindungen. Hier müssen wir mit den zuständigen Landkreisen überlegen, wie wir uns noch besser aufstellen“, erläuterte die Ministerin.

Fahrgastinformation

Die Gedanken und Forderungen aus dem Papier der Landkreise würden nun im Rahmen des Programms „Bahnausbau Region München“ bewertet. Schreyer: „Mein Haus hat auch das erste Positionspapier aus dem Jahr 2017 aufgegriffen. Derzeit werden 40 Maßnahmen auf ihre Machbar- bzw. Umsetzbarkeit untersucht, weitere 28 Maßnahmen – darunter die 2. Stammstrecke als das zentrale Element – befinden sich bereits in der konkreten Planung, im Bau oder sind schon umgesetzt.

Gemeinsam mit der DB, dem MVV und den Landkreisen konnte der Freistaat bereits zahlreiche Verbesserungen erzielen, so beispielsweise im Bereich der Fahrgastinformation. Aber wir dürfen nicht nachlassen: Gerade bei großen Störungen muss die Information der Fahrgäste noch deutlich besser werden.“

DK

 

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