Aus den Kommunenzurück

(GZ-19-2019)
gz aus den kommunen

► Interkommunale Allianz Oberes Werntal:

 

So gelingt dörfliche Innenentwicklung

 

Um den Flächenverbrauch einzudämmen, setzt Bayern seit Jahren verstärkt auf die Innenentwicklung der Kommunen. Dass dieses Konzept zur Belebung der Ortskerne wirksam und erfolgreich ist, belegt eine aktuelle Studie, die Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber vorgestellt hat.

Für die Untersuchung wurde die Entwicklung der zehn Gemeinden der Interkommunalen Allianz Oberes Werntal (Landkreis Schweinfurt) zwischen 2008 und 2017 wissenschaftlich begleitet und ihre Anstrengungen zur flächensparenden Innenentwicklung ausgewertet.

Die Kommunen hatten sich verpflichtet, vorrangig die Ortskerne zu entwickeln, die Potenziale flächendeckend mit der Flächenmanagement-Datenbank und dem Vitalitäts-Check (Flächennutzung, Bevölkerungsentwicklung, Versorgung oder Arbeitsmarkt etc.) zu erfassen sowie leerstehende Gebäude und Baulücken konsequent zu nutzen. Begleitet und unterstützt wurde die Entwicklung durch das Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken.

Das Ergebnis: Allein in diesen Kommunen wurden die Neuausweisung von 50 Hektar Land und 270 Leerstände vermieden. Zudem wurden den Bürgern insgesamt über vier Mio. Euro für Straßen, Kanalisation, Stromleitungen und Wasserleitungen erspart.

Im Einzelnen zeigt die Bilanzierung im Zeitraum 2008 bis 2017, dass besonders hohe Aktivierungsraten bei den Wohngebäudeleerständen (59 %) anzutreffen sind. 102 von 173 Leerständen sind wieder bewohnt. 40 % der leerstehenden Hofstellen sind wieder in Nutzung gebracht (61 von 152 Hofstellen) sowie rund 33 % bzw. 31 % der Hofstellen mit Restnutzung (178 von 543) und der Hofstellen ohne Hofnachfolger (17 von 54). Bei der Aktivierung der Hofstellen ist besonders ins Blickfeld zu rücken, dass die häufigste Nachnutzung Wohnen häufig mit „nur“ einer Wohneinheit anzurechnen ist, gleichzeitig jedoch die Hofstellen große Teile der Ortskernbereiche einnehmen und deren Wiedernutzung – verbunden mit Sanierung, Pflege und Belebung – „weiträumig“ zur Aufwertung im Ortskern führt.

Wirksames Konzept

545 Grundstücke konnten einer Bebauung zugeführt werden (30 % von 1.814 Baulücken 2008). Von den 2008 vergleichsweise wenigen erfassten Gewerbebrachen mit Restnutzung konnte mehr als die Hälfte wiedergenutzt werden (6 von 11). Die im Vergleich insgesamt höchste Aktivierungsquote an innerörtlichen Potenzialen liegt bei 48 % der 2008 erfassten Potenziale. Bemerkenswert ist, dass alle Kommunen mindestens ein Viertel ihrer Potenzialflächen 2008 (wieder) in Nutzung haben.

Die seit 2008 neu entstandenen Innenentwicklungspotenziale halten sich in Grenzen (insgesamt 357 Potenziale), zumal fast die Hälfte dieser Flächen von einer Kommune rückgemeldet wurden und es sich um Leerstandrisiken handelt, d. h. Wohngebäude, bei denen aufgrund des Alters der Bewohner ein Generationswechsel ansteht, der jedoch nicht zwingend in einen Leerstand führen muss.

Allerdings deuten 80 neu hinzugekommene Wohngebäudeleerstände auf einen Handlungsbedarf hin, der auch in Zukunft bestehen bleibt. Die Bilanz der Innenentwicklung im Vergleich 2008 zu 2017 zeigt jedoch auch, dass noch in großem Umfang Innenentwicklungspotenziale vorhanden sind. Insgesamt stehen rechnerisch in der interkommunalen Allianz noch 2.221 Potenzialflächen oder Gebäude „zur Verfügung“ (rund 201 Hektar), wenn auch Eigentumsinteressen und sonstige Rahmenbedingungen in vielen Fällen einer kurzfristigen Verfügbarkeit im Sinne von Verkauf oder Eigennutzung entgegenstehen. Beispielhaft sei hier auf die nach wie vor 1.269 vorhandenen Baulücken verwiesen.

Wichtig für die Beurteilung der Siedlungsentwicklung in der Interkommunalen Allianz Oberes Werntal ist zudem, in welchem Umfang Neubaugebiete am Siedlungsrand entwickelt wurden. Hier sind seit 2008 in insgesamt acht Gemeinden bzw. deren Teilorten Neubaugebiete erschlossen worden, in denen von der Größenordnung her Baugebiete zwischen 2 und 32 Bauplätzen entstanden sind. In zwei Kommunen wurden 2 bis 5 Bauplätze bereitgestellt. Überschlägig ermittelt wurden so 141 Bauplätze angeboten, von denen der Großteil der Bauplätze (94) bereits bebaut ist.

„Diese Studie belegt eindeutig, welches Potenzial in der Innenentwicklung und der Ortskernbelebung stecken. Wenn, wie hier, alle an einem Strang ziehen und konsequent das Ziel Flächensparen verfolgen, kann sehr viel erreicht werden“, hob Ministerin Kaniber hervor. Dieses Engagement sei beispielgebend für den ländlichen Raum.

DK

GemeindeZeitung

Aus den Kommunen

AppStore

TwitterfacebookinstagramYouTube

Google Play

© Bayerische GemeindeZeitung