Aus den Kommunenzurück

(GZ-9-2018) 
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► Straubing:

 

Ein Tag Schadensregulierung im Straubinger Rathaus

Eine Flamme frisst sich durch Holz und Vorhänge, die Stühle und Tische brennen und schließlich kracht der Kronleuchter zu Boden. In der Ferne schrillt eine Sirene, kurze Zeit später rollen Feuerwehrleute ihre Schläuche aus: Sie pumpen tausende Liter Wasser in das historische Rathaus – doch das Feuer ist zu mächtig. So kann die Feuerwehr nicht mehr tun, als zuzusehen, wie eine Flammensäule durch das Dach schießt und den Straubinger Nachthimmel erleuchtet.Straubing in Tag der Schadensregulierung im Straubinger Rathaus
Ein Bild des Jammers: Das Straubinger Rathaus verbrannt und überschwemmt.

Günther Handke, der Sachverständige der Versicherungskammer Bayern in Straubing, hat am Tag nach dem Brand erste Notmaßnahmen veranlasst und sitzt ein paar Tage später zusammen mit 26 anderen Personen in einem großen Raum und erklärt, wie die Regulierung ablaufen soll. Unter seinen Zuhörern sind neben zahlreichen Vertretern der Stadt auch Günter Selentin, Wolfgang Fux und Simone Aberle. Die wiederum haben Spezialisten für Großschäden mitgebracht, darunter einen Chemiker, der die Schadstoffbelastung im Rathaus misst, und einen Restaurator, der auch schon im Kloster Maria Medingen dabei war. Sie alle nicken als Handke sagt: „Das Wichtigste ist, dass wir das Wasser aus der Decke kriegen. Sonst schimmelt die durch.“ Das wäre schade, denn unter mehreren Schichten verbirgt sich eine historische Decke mit einem Putz aus Schilfrohrmatten, die die Stadt unbedingt erhalten möchte.

Verheerendes Ausmaß

Nach dem Treffen brechen Aberle, Handke, Selentin und Fux auf, um sich selbst ein Bild von den Schäden zu machen. Von außen ist das Rathaus nicht wiederzuerkennen. „Als erste Maßnahme haben wir den Giebel stabilisiert“, sagt Handke. Ein Gerüst stärkt die Mauer und sorgt dafür, dass der Schaden nicht noch größer wird. Im Rathaus wird das ganze Ausmaß deutlich – das Feuer hat zwar nur im vorderen Teil des Gebäudes gewütet, aber noch fünfzig Meter weiter hinten sind dunkle Flecken an den Wänden zu sehen. Das
Löschwasser ist tief ins Mauerwerk eingedrungen und schält Tapeten und Putz von den Wänden.

Massive Löschwasserschäden

Die Wiederherstellung wird voraussichtlich einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Die Mitarbeiter der Stadt müssen ihrer Arbeit in Ausweichbüros nachgehen und die Läden im Erdgeschoss sind ebenfalls geschlossen – zu massiv sind die Löschwasserschäden. Akribisch begutachten die Kollegen aus dem Großschaden jeden Raum und kämpfen sich vom Erdgeschoss bis auf den Dachboden. „Hier war einmal der große Saal, zwei Stockwerke ohne Decke. Das war schon beeindruckend.“ Handke deutet auf das riesige Loch, wo früher einmal das alte Rathaus stand. Jetzt sind nur noch Holzreste übrig, die Außenmauern und ein halber Meter Schutt.

Im ehemaligen Saal sägen zwei Bauarbeiter verbrannte Balken in handliche Stücke und verstauen diese in einem Container. Die Räumung hat längst begonnen und auch die Regulierung läuft schon seit Tagen. Handke trifft sich regelmäßig mit Ansprechpartnern der Stadt und des Denkmalschutzes. Sie kommen gut voran und hatten zudem Glück, denn es hat seit dem Brand nicht geregnet. „Jetzt muss aber dringend ein Dach über das Gebäude gespannt werden, sonst wird’s unschön“, erklärt er. „Dann können wir mit der Wiederherstellung beginnen.“ Eine Arbeit, die ihn viele Monate lang beschäftigen wird.

Hintergrund: Am 25.11.2016 brannte das Rathaus in Straubing. Die Stadt ist, wie viele andere bayerische Kommunen auch, bei der VKB versichert. Daher kümmern sich deren Experten um die Regulierung. Wir begleiten sie dabei und geben Ihnen immer wieder Einblicke in die Welt der Großschäden.

RED

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