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(GZ-24-2020)
Neues von Sabrina
 

Die Freundschaft der Generationen nicht verspielen!

Gestern hat mein Chef gesagt...

„Weihnachten ist kein Zeitpunkt und keine Jahreszeit, sondern eine Gefühlslage. Frieden und Wohlwollen in seinem Herzen zu halten, freigiebig mit Barmherzigkeit zu sein, das heißt, den wahren Geist von Weihnachten in sich zu tragen“, meint der Bürgermeister gemeinsam mit Calvin Coolidge.

„Wir sind in einer Zeit hoffnungsvoller Erwartung. Wenn er kommt, sollte sich allmählich alles zum Besseren wenden.“ Mein Chef, der Bürgermeister, hat einen für meinen Geschmack zu weihnachtlichen Ton gewählt, als er in dem im Aufbau befindlichen Impfzentrum in unserer Stadt einen kurzen Besuch machte.

Aber ich denke, die Zuhörer werden es ihm nachsehen. Nachdem ja noch keine wirksame Therapie gegen COVID-19 gefunden wurde, ist halt für den Chef wie für viele andere Mitbürger „er“, der Impfstoff, die derzeit beste Hoffnung auf ein sich wieder normalisierendes Leben.

Noch steht ja wohl nur fest, dass die Impfung freiwillig sein wird, aber der Impfstoff nicht frei verfügbar sein soll, sondern in Tranchen besonderen Gruppen zugänglich gemacht wird. Was allerdings bisher an Empfehlungen verschiedener Gremien an die Öffentlichkeit gekommen ist, lässt einen ratlos zurück. Ein primär am Alter orientiertes System nach dem Motto: Je älter, desto eher geimpft. Wenn das so kommt, werden wir wahrscheinlich das einzige Land sein, das die Menschen, die die Gesellschaft am Laufen halten, also Polizisten, Feuerwehrler, Notfallsanitäter, Lehrkräfte, Erzieher oder die Entscheidungsträger in Behörden, die Verantwortung für viele Menschen tragen, erst unter „ferner liefen“ in der Priorität führt und weiß der Henker wann erst impfen wird.

Wer natürlich wieder gar nicht in der Prioritätenliste vorkommt sind die jungen Leute. In einer Sonntagszeitung war von einem 28jährigen zu lesen, der aufgrund einer Muskelerkrankung zur red-level-Risikogruppe gehört, sich seit Februar nur für unaufschiebbare Behandlungen aus dem Haus traut und der – würde das empfohlene Szenario Wirklichkeit – zusehen müsste, wie ein 70jähriger Träger des goldenen Sportabzeichens statt seiner geimpft wird.

Das ist so typisch für den gesamten Umgang mit den jüngeren Generationen während der Pandemie. Wie vielen anderen auch, geht mir dieses ewige bashing der Jüngeren absolut ge-gen den Strich. Immer und überall wird gefordert, dass die Jungen solidarisch sein sollen und die Älteren schützen. Schaut man aber genau hin, wird der älteren Generation außer den Besuchseinschränkungen in den Altern- und Pflegeheimen rein gar nichts zugemutet. Sogar die Renten sollten trotz schwerer Wirtschaftskrise steigen, während man den aktiven Generationen einen Schuldenberg vor die Nase setzt, an dem noch die heute Ungeborenen knabbern müssen.

Dagegen die Jungen: Einschränkungen in der Schulbildung durch Schulschließungen und Wechselunterricht. Bisher haben es die Lehrkräfte sicherlich ganz gut hingekriegt, aber spätestens in der Ausbildung und im Studium werden sich die Lücken bemerkbar machen.

Stichwort Studium: Manche Erstsemester kennen ihren Studienort nur von der Landkarte, weil ganze Studiengänge seit März komplett digital durchgeführt werden – kann man auch von Muttern zuhause aus teilnehmen. Austausch mit Gleichaltrigen? Diskussionen? Flirten? Fehlanzeige! Und sage mir niemand, der auch einmal jung war, dass das alles nur Luxusprobleme seien.

Mein Chef, der Bürgermeister, ist auch besorgt, dass die Freundschaft der Generationen gegenwärtig auf eine harte Probe gestellt wird. Natürlich müssen alle Maßnahmen den Gesundheitsschutz für alle in den Blick nehmen. Aber von den jungen Generationen zu verlangen, nur zu funktionieren und ihre Bedürfnisse nicht zu sehen, wird einer solidarischen Gesellschaft nicht gerecht.

Vielleicht können die kommenden Tage etwas zum Innehalten und Nachdenken anregen, im Sinne des früheren amerikanischen Präsidenten Calvin Coolidge:

„Weihnachten ist kein Zeitpunkt und keine Jahreszeit, sondern eine Gefühlslage. Frieden und Wohlwollen in seinem Herzen zu halten, freigiebig mit Barmherzigkeit zu sein, das heißt, den wahren Geist von Weihnachten in sich zu tragen“.

Sehr verehrte Leserin, sehr geehrter Leser, ein Jahr geht zu Ende, wie wir es noch nie erlebt haben – ein Jahr voll Einschränkungen, voll Sorgen, voll Existenzängsten, aber auch voll Solidarität und Mitmenschlichkeit. Das Jahr hat uns viel abverlangt, aber auch gezeigt, was Nächstenliebe bewirken kann. Die Nächstenliebe, die der Mann uns gelehrt hat, dessen Geburt wir in ein paar Tagen gedenken – gesengte Weihnachten!

Ihre Sabrina

 

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