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(GZ-20-2016)
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►  Strategiepapier der ICUnet.AG:
 
„So schaffen wir das“
 

Bestandsaufnahme und konkrete Handlungsempfehlungen für politische Entscheider zur Integration von Flüchtlingen, Asylbewerbern und Migranten

Die Diversität der Bevölkerung Deutschlands nimmt zu und damit die Relevanz interkultureller Fragestellungen. Die ICUnet.AG mit den bayerischen Standorten München und Passau beschäftigt sich seit ihrer Gründung im Jahr 2001 erfolgreich mit dem Thema Integration.

Als Interkulturelles Beratungshaus und Global Mobility Experte mit Know-how für 75 Länder und mehr als 150 festen und 350 freien Mitarbeitern ist das Unternehmen überzeugt: Gegenseitiges Verständnis zwischen den Kulturen ist Voraussetzung für erfolgreiche Integration und eine funktionierende Gesellschaft. Die ICUnet.AG ist sich ihrer Verantwortung bewusst, hier Impulse für eine konstruktive Diskussion zu liefern und mit konkreten Lösungen voranzugehen.

Werkstatt für Vielfalt

Interdisziplinäre Lösungsvorschläge entstehen bei der ICUnet.AG in der hausinternen „Werkstatt für Vielfalt“. Neben konkreten Aktionen und Konzepten rund um die erfolgreiche Integration von Flüchtlingen, Asylbewerbern und Migranten (FAM) in den Arbeitsmarkt und in Unternehmen sieht man sich in der Verantwortung, bewusst gesamtgesellschaftlich zu denken: Im Strategiepapier „So schaffen wir das“ werden Handlungsempfehlungen ausgesprochen. Das von der ICUnet.AG entwickelte und derzeit erforschte Integrationsphasenmodell (von Phase 1 „Erwartung/Vor der Ankunft in Deutschland“ über „Ankunft“, „Entdeckungsphase/Euphorie)“, „Ernüchterung/Enttäuschung/Entfremdung“, „Eskalation/Kulturschock“ bis zu Phase 6 „Jahr 1 bis 2 – Anpassung“) illustriert nachdrücklich die Herausforderungen und Chancen des Integrationsprozesses für individuelle FAM sowie für die deutsche Bevölkerung.

Eine zentrale Herausforderung beschäftigt sich mit der Frage, wie der deutsche Spracherwerb bei FAM verbessert werden kann. Während Arbeitgeber und Ausbildungsbetriebe sich zunehmend für Flüchtlinge als Arbeitnehmer öffnen, setzen sie jedoch das Beherrschen der deutschen Sprache in vielen Fällen voraus. Neben der Sprache werden Kenntnisse über implizite kulturelle Verhaltensweisen teilweise erwartet, so zum Beispiel im Umgang mit Hierarchien oder Kommunikationsweisen.

Vorbereitungskurse

Der Lösungsansatz ist laut ICUnet in der Kombination von Sprachunterricht und kulturellen Vorbereitungskursen zu suchen. In einem Pilotprojekt des Wirtschaftsforums Passau in Kooperation mit der ICUnet.AG wurde ein Curriculum für Flüchtlinge, Asylbewerber und Migranten konzipiert und durchgeführt, das sowohl Sprach- als auch interkulturelle Qualifizierungen (IQ) umfasste. Hierbei stellte man fest, dass das Zusammenwirken beider Komponenten einen messbar positiven Einfluss auf den Lernerfolg hatte. Dieses Programm wurde unter dem Arbeitstitel „Passauer Modell“ präsentiert.

Konkret heißt dies, dass durch das Erlernen zentraler Werte und kulturbedingter Begriffe wie deutsches Zeitverständnis und insbesondere deutsche Pünktlichkeit, hohe Sachorientierung oder deutsche Präzision die deutsche Kultur für Flüchtlinge und Migranten greifbar gemacht wird. Neben der ersten Sensibilisierung wird eine Basis für das Verständnis der deutschen Kultur sowie Sprache geschaffen. Teilnehmende Flüchtlinge und Migranten schlossen im Schnitt mit einer Note besser ab als Teilnehmer ohne interkulturelle Vorab-Qualifizierung und fanden im Anschluss schneller einen Ausbildungsplatz.

Aufklärung

„Aufklärung und realistische Darstellung der Chancen und Risiken“ ist eine weitere, im Strategiepapier beschriebene Herausforderung. Dort heißt es: „Ein realistisches Bild des Ziellandes ist absolut notwendig, um die Erwartungen von Flüchtenden nicht fehlzuleiten. Integration funktioniert nicht in nur eine Richtung gewandt, daher ist es wichtig, auch die deutsche Bevölkerung entsprechend über die Herkunftsregionen der FAM aufzuklären, um wechselseitiges Verständnis zu generieren. Dazu gehören insbesondere Sensibilisierung und Aufklärungsmaßnahmen über Werte und Religion aus den Heimatländern der FAM.“

Wissenstransfer

Um Schwierigkeiten der Integration vergangener Einwanderungswellen zu vermeiden, empfiehlt die ICUnet.AG die Weitergabe von Erfahrungen und Wissenstransfer. „Fakten alleine werden FAM in der großen Mehrzahl nicht überzeugen, Geschichten jedoch sehr wohl. Das heißt, dass insbesondere Zuwanderer vorheriger Generationen als Vorbilder für Integration dienen können. Es ist authentischer, aber auch inspirierender und motivierender, persönliche Erfolgsgeschichten von Personen zu verfolgen, die einen ähnlichen Hintergrund haben wie FAM.“

Vor allem für die mittel- bis langfristige Integration von Flüchtlingen ist Bildung das vielleicht entscheidendste Kriterium. Lösungsansätze sind aus Sicht von ICUnet die Schaffung von Schulplätzen, die adäquate Ausbildung und Einstellung von Lehrkräften sowie die bedarfsgerechte Ausbildung der Flüchtlingsschüler.

Überdies werden als Rahmenbedingungen für erfolgreiche Integration die Schaffung von Begegnungsplattformen, die Interkulturelle Öffnung deutscher Behörden/Institutionen und die Einbeziehung muslimischer Gemeinden als Facilitator genannt.

Neben den Bereichen Gesundheit (Wie reagiert man auf den Zustrom Hunderttausender Flüchtlinge, die, wenn sie es bis nach Deutschland geschafft haben, zum Teil gesundheitlich unterversorgt ankommen?) und Infrastruktur (Gemeinschaftsunterkünfte sind keine Dauerlösung) führt das Strategiepapier die politische Partizipation als wichtige Rahmenbedingung für Integrationsprozesse an. Die Gesellschaft müsse neue Wege bereiten, um Flüchtlingen frühzeitig die Möglichkeit zu geben, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Nur so lasse sich die Bildung von Parallelgesellschaften verhindern.

Positive Signale

„Unternehmen als Motor der Integration“ lautet eine weitere Handlungsempfehlung. Laut ICUnet senden bereits verschiedene Unternehmen positive Signale: So führen bereits erste große Arbeitgeber wie BMW umfangreiche Programme rund um eine erfolgreiche Arbeitsmarktintegration durch. Konkret werden hier in einem Pilotprojekt „Integrationswelt Leben und Arbeiten in Deutschland“ 250 FAM in Praktika integriert. Hier leistet die ICUnet.AG durch zielgerichtetes On-Boarding Unterstützung.

Bedarfsanalyse

„Um Planungssicherheit für Unternehmen herzustellen und damit einen Beitrag für eine erhöhte Bereitschaft, Flüchtlinge auszubilden, herzustellen, ist die von der Wirtschaft massiv geforderte 3+2-Regelung sinnvoll“, heißt es in dem Papier. Das Schaffen einer Bleibe-Perspektive wirke sich zudem positiv auf Engagement und Lernbereitschaft von FAM aus. Zudem müssten potenziell besonders relevante Berufsbilder identifiziert werden. In diesen Branchen seien Integrationsleistungen besonders zu fördern und zu honorieren.

Aus demographischen Gründen werden an dieser Stelle Pflegeberufe sowie Tätigkeiten im Handwerk hervorgehoben - jedoch ohne sich auf diese beiden Bereiche beschränken zu wollen. Eine fundierte Bedarfsanalyse und entsprechende Weichenstellungen, etwa durch das Schaffen von Kapazitäten im Berufsbildungsbereich, sind nach Auffassung der ICUnet.AG vor diesem Hintergrund notwendig.
Weitere Informationen unter: http://www.icunet.ag 

DK

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