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(GZ-3-2024 - 1. Februar)
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► Ersatz für Trinkwasserspeicher aus Beton:

 
 

Nachhaltige Innovation in der Trinkwasserversorgung

Wasserversorger Achengruppe baute
im Rupertiwinkel Deutschlands größten Röhren-Hochbehälter

 

In nur zehn Tagen entstand vergangenen November in Tengling, einem Ortsteil der oberbayerischen Gemeinde Taching am See im Landkreis Traunstein, ein neuer Hügel. Er verbirgt und sichert den mit einer Million Liter Fassungsvermögen aktuell größten Röhren-Hochbehälter Deutschlands. Durch die Erdüberdeckung fügt sich der Röhrenspeicher defacto unsichtbar in die umgebende Landschaft ein. Das symbolische Richtfest findet am 3. Februar 2024 statt.

Der neue Behälter wird eingebaut. Bild: Michael Obermeier
Der neue Behälter wird eingebaut. Bild: Michael Obermeier

Werkleiter Wolfgang Grösch und Josef Stadler, Wassermeister des Zweckverbands zur Wasserversorgung Achengruppe in Kirchanschöring, setzten auf die in Deutschland noch selten eingesetzte, innovative Technik eines Röhren-Hochbehälters aus vollständig wiederverwertbarem, trinkwassergeeignetem Polyethylen(PE)-Kunststoff zur nachhaltigen Bevorratung von Trinkwasser. Insgesamt betreibt die Achengruppe acht Sammel- und Hochbehälter mit höchsten technischen Anforderungen und einem Fassungsvermögen von insgesamt über 4,2 Millionen Litern Trinkwasser. Mehr als 400 Kilometer angeschlossene Trinkwasserleitungen stellen eine Rund-um-die-Uhr Versorgung mit Trinkwasser und auch Löschwasser in den Mitgliedsgemeinden Fridolfing, Kirchanschöring, Petting, Taching, Tittmoning und Waging.

Auf einem rund 2.400 Quadratmeter Grundstück neben dem bisherigen Beton-Hochbehälter wurde im November 2023 der Oberboden bis 60 Zentimeter Tiefe und mit einem leichten Gefälle von 0,5 Prozent weggeschoben und so präpariert, dass dort die drei Kunststoffröhren und die Schieberkammer aufgebaut werden konnten. Die 14 Meter lange Schieberkammer, an der die Speicherröhren angedockt worden sind, wurde mit Drucktür, Armaturen, Filteranlagen, Kompressoren und Steuerungskomponenten im etwa 20 Kilometer entfernten Freilassinger Stammsitz der Traditionsfirma Hawle komplett vormontiert und in einem Stück per nächtlichem Sondertransport nach Tengling überführt.

In weiteren nächtlichen Spezialtransporten erfolgte auch die Anlieferung der neun jeweils knapp 14 Meter langen Röhrensegmente im Rupertiwinkel. Diese wurden zu drei jeweils 40 Meter langen Speicherröhren mit einem Durchmesser von je 3,5 Meter verschweißt. Die gesamte Wandungsdicke der Röhren mit einem PE-Außen und Innenmantel sowie dazwischen mit einem verschweißten „Wickelrohr“ liegt bei insgesamt 12 Zentimeter. Nach vier Tagen lagen Röhren und Schieberkammer vollständig in ihrem vorbereiteten „Bett“ und nach zehn Tagen war die Montage samt erfolgreicher Druckprüfung beendet.

Röhrenspeicher ersetzt Trinkwasserspeicher aus Beton

Der Tenglinger Röhrenspeicher ersetzt 1:1 den in die Jahre gekommenen „klassischen“ Trinkwasserspeicher aus Beton, der 1960 an selber Stelle errichtet und in den 1970er Jahren erweitert worden war. Dessen Sanierung hätte etwa ein Drittel mehr gekostet und ein traditioneller Neubau aus Beton wäre bei höheren Langzeitkosten gut doppelt so teuer geworden. Das Neubaukonzept mit einem Röhrenspeicher aus drei Röhren mit einem Speichervolumen von jeweils 335.000 Litern zur Trinkwasserversorgung war daher nicht nur in der Bauumsetzung wesentlich wirtschaftlicher, sondern ist langfristig, das heißt gerechnet auf die weitgehend wartungsfreie Mindestlebensdauer von rund 100 Jahren, in Sachen Unterhalt, Pflege und Instandhaltung deutlich nachhaltiger und kostengünstiger.

Regionaler Partner

In der Freilassinger Traditionsfirma Hawle fand die Achengruppe zudem einen regionalen Partner, der das Projekt für rund eine Million Euro realisierte. Bis in den Sommer 2024 muss noch die rund 120 Meter lange Verbindungsleitung zwischen der bisherigen Trinkwasserzufuhr zum alten Hochbehälter und dem neuen Röhrenhochbehälter gebaut werden.

Sinnvolle Weiternutzung des alten Hochbehälters

Auch der alte Hochbehälter soll abgekoppelt von der Trinkwasserversorgung sinnvoll weiter genutzt werden. Die Ideen reichen von der Speicherung von Oberflächenwasser als Regenrückhaltespeicher und dessen Nutzung für Bewässerungsmaßnahmen in der Landwirtschaft und im Gartenbau bis hin zur Erzeugung von regenerativer Energie: Der Hochbehälter dient als Oberbecken für ein kleines Pumpspeicherkraftwerk. Die offizielle Inbetriebnahme dieses richtungweisenden Nachhaltigkeitsprojekts ist für Sommer 2024 geplant.

JK

 

 

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