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(GZ-23-2023 - 7. Dezember)
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► Bayerische Wassertage in Augsburg:

 

Wasserversorgung in Zeiten des Klimawandels

 

Lösungen, wie die Wasserversorgung bei fortschreitendem Klimawandel sichergestellt werden kann, zeigten die diesjährigen Bayerischen Wassertage in Augsburg auf. Veranstaltet wurde die Tagung vom Förderverein KUMAS e. V. in Zusammenarbeit mit den Partnern Bayerisches Landesamt für Umwelt, der Grünbeck Wasseraufbereitung GmbH, HPC AG, MVV-Industriepark Gersthofen GmbH, IHK Schwaben und den Stadtwerken Augsburg.

Die Bayerischen Wassertage präsentierten sich auch im Jahr 2023 als wichtiger Treffpunkt und Austauschplattform für Betreiber genehmigungspflichtiger Anlagen, kommunale Träger der Wasserver- und Abwasserentsorgung, Behörden, Planungs- und Gutachterbüros und dienten wie immer dem Update zu wasserrechtlichen und wasserwirtschaftlichen Fragestellungen.

Prof. Dr. Harald Kunstmann, Leiter des Zentrums für Klimaresilienz der Universität Augsburg, berichtete eingangs anhand der Beobachtungen in der Erdsystemmodellierung darüber, dass sich die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf den künftigen Wasserhaushalt noch drastisch verschärfen werden. Es ergebe sich weiter dringender Handlungsbedarf in der Reduzierung von Treibhausgasen. Daraus folge die gesamtgesellschaftliche Aufgabe, sich sehr schnell auch mit den Klimafolgen auseinanderzusetzen Dabei könne es nicht nur darum gehen, den Folgen von Starkregenereignissen und Sturzfluten zu begegnen, sondern auch die Wasserbewirtschaftung neu zu denken.

Wasserzukunft Bayern 2050

Aufgrund der negativen Prognosen und in dem Bewusstsein, dass eine sichere Wasserversorgung die wichtigste Daseinsvorsorge ist, hat das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz eine Strategie zur „Wasserzukunft Bayern 2050“ und daraus das Programm „Wassersicherheit 2050“ entwickelt. Dieses umfasst laut Ministerialrat Roland Kriegsch im Wesentlichen die Aspekte Trockenheit und Dürre, nimmt dabei aber auch auf die Herausforderungen durch Starkregen, Sturzfluten und Hochwasser Bezug.

Insbesondere solle gemeinsam mit allen Akteuren und Betroffenen aus Staat, Kommunen, und Verbänden Maßnahmen initiiert und evaluiert werden, um etwa die grundlegende Daseinsvorsorge, zu der eine sichere Versorgung mit Trinkwasser gehört, zu verbessern, sowie technische Wasserinfrastrukturen zu überprüfen und anzupassen (z. B. öffentliche ortsnahe Wasserversorgung, Fernwasserversorgung, Abwasseranlagen, Speicher und Überleitungen). Darüber hinaus gelte es, den Landschaftswasserhaushalt zu stärken und, wo notwendig, die Bewässerung nachhaltig und umweltverträglich zu gestalten, die Entwicklung urbaner Räume nach dem „Schwammstadtprinzip“ voranzubringen sowie wasser- und wasserabhängige Umweltqualität auch unter Stressfaktoren zu sichern. „Man will und muss nun die Weichen stellen, um auch den Anforderungen und Zielen der neuen Bayerischen Staatsregierung Rechnung hinsichtlich der Bewältigung des Klimawandels zu tragen“, betonte Kriegsch.

Weltweit kostbares Gut

Detailliert gingen die Betreiber von Trinkwasserversorgungsanlagen auf die technischen und organisatorischen Herausforderungen einer gesicherten Trinkwasserversorgung ein. Vor allem die Situation in Franken hält besondere Herausforderungen bereit, da dort die Grundwasserneubildungsraten – wie auch insgesamt in Bayern – seit Jahren rückläufig seien, erläuterte Dr. Hermann Löhner von der Fernwasserversorgung Franken. Langfristig werde Franken auf Verbundlösungen angewiesen sein, um die Nachfrage nach qualitativ hochwertigem Trinkwasser befriedigen zu können.

Trinkwasser ist weltweit ein kostbares Gut, das es sinnvoll zu nutzen gilt. Die Wasseraufbereitung werde deshalb immer wichtiger, verdeutlichte Christian Zehetgruber (Grünbeck Wasseraufbereitung GmbH, Höchstädt). Er zeigte u.a. auf, wie eine komplette Kühlturm-Wasseraufbereitung mit Umkehrosmose aussehen kann und welch enormes Einsparpotenzial sich in der Schwimmbadtechnik verbirgt. Gerade laufende Betriebskosten ließen sich durch die Aufbereitung von Spülwasser und Wärmerückgewinnung langfristig reduzieren. Durch eine entsprechende nachhaltige Anlagenschaltung könnten bis zu 80 Prozent Wasser und 70 Prozent Heiz-
energie gespart werden.

Auch unkonventionelle Konzepte können in Erwägung gezogen werden, wie etwa die Wassergewinnung aus Abwasser in Dubai – ein Projekt des KUMAS-Mitglieds Abwa-tec aus Oberndorf, das Geschäftsführer Harald Braun vorstellte. Damit sei es möglich, Bedarfe für Bewässerungssysteme, z. B. für den Gemüseanbau, sicherzustellen.

Ein weiterer Programmteil befasste sich mit dem Umgang mit per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen, kurz „PFAS“, die bis zu 10.000 Einzelsubstanzen umfasst und in unterschiedlichsten Bereichen zum Einsatz kommt. Aufgrund der Persistenz der Substanzen seien PFAS inzwischen global verbreitet und führten zu Akkumulationen in der Nahrungskette, informierte Dr. Michael Gierig vom Bayerischen Landesamt für Umwelt. Neben punktuell hohen Belastungen von Boden und Gewässern durch Schadensfälle oder den arglosen Umgang mit Löschschaum würden auch Belastungen in unberührten Naturlandschaften festgestellt, wie am Beispiel des Nationalparks Berchtesgaden dargestellt wurde.

Niederschlagsmanagement

Stichwort Niederschlagsmanagement: Aus Sicht von Ralph Prediger und Vita Karoblyte-Smara (Arnold Consult AG, München) müssen Wassergefahren bereits in den Grundzügen der Planung (Parzellierung, Straßentrassierung, Geländemodellierung) frühzeitig und ausreichend berücksichtigt werden. Darüber hinaus sollten die Festsetzungs- und Hinweismöglichkeiten in den Baubauungsplänen konsequent genutzt werden, um zukünftige Schäden und die Risiken für Leib und Leben zu minimieren.

Flächenvorsorge in Bezug auf Starkregengefahren habe somit ein großes Potenzial bei der Minimierung von Risiken. Die Kommunen könnten hierzu über die Bauleitplanung steuernd eingreifen und durch Freihaltung von Flächen oder durch Vorgaben für die detaillierte Planung und Gestaltung von Nutzungen und Bauwerken in Gefahrenbereichen Risiken mindern.

Anhand des Entwicklungsprojekts Alfred-Delp-Quartier in Donauwörth wurde aufgezeigt, wie die Planungsschritte bei der Aufstellung des Bebauungsplans durch hydraulische Untersuchungen begleitet und so die Voraussetzungen für risikominimierende Festsetzungen im Bebauungsplan geschaffen wurden. Für alle planerischen Aspekte sollten neben den Hochwassergefahrenkarten künftig auch die in den Starkregengefahrenkarten identifizierten Überflutungsbereiche berücksichtigt werden.

Gerade in Zeiten des Klimawandels, in denen wir mit Problemen wie Bodendürre und sinkenden Grundwasserständen konfrontiert sind, ist es nach Auffassung von Dr. Annika Beckmann (HPC AG) von großer Bedeutung, den lokalen Wasserkreislauf zu unterstützen. Eine wassersensible Planung der Grundstücksentwässerung könne dabei helfen, das Kleinklima positiv zu beeinflussen. Zum Beispiel sei es möglich, durch eine Anregung der Verdunstung über das Grün im Garten oder der Dächer bei Hitzesommern eine natürliche Kühlung zu fördern. Generell seien die Möglichkeiten der schadlosen Ableitung von Starkregenereignissen in Baugebieten so vielfältig wie die geplante Bebauung eines Grundstücks, unterstrich Beckmann.

DK

 

 

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