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(GZ-14-2023 - 20. Juli)
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► Mehr Grün in der Stadt:

 

Weltkongress Gebäudegrün in Berlin

 

Grüne Fassaden und Dächer sind nicht nur ästhetische, sondern auch nützliche Möglichkeiten, die die Stadtarchitektur zum Klima beitragen kann. Wo Deutschland momentan steht und auf welchem Level sich die internationale Szene bewegt, zeigte der vom BuGG organisierte dreitägige Weltkongress Gebäudegrün in Berlin auf.

100 Referenten aus 29 Ländern sprachen über Dach-, Fassaden- und Innenraumbegrünung, wobei das inhaltliche Spektrum sowohl technische Aspekte als auch politische und strategische Themen umfasste. Hier ging es nicht um Flächenkonkurrenz, sondern um Synergieeffekte. Zu den Themenschwerpunkten zählten u.a. Klimaanpassungsstrategien, nachhaltiges Bauen, Regenwasserbewirtschaftung, biologische Vielfalt, städtische Strategien zur Gebäudebegrünung sowie Architektur- und Praxisbeispiele.

Im Panel zum Thema Gesundheit wurden Klimaanpassungsstrategien, Lebensqualität, Feinstaub- und Stickoxid-Bindung erörtert. Zudem diskutierten die Teilnehmer der Sektion Biodiversität Themen wie biologische Vielfalt, Pflanzenauswahl, Arten- und Insektenschutz. Im Schwerpunkt Politik standen Fragen wie „Wie bewegt Gebäudegrün Deutschland, Europa und die Welt?“ auf der Agenda. Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war die begleitende Fachausstellung, die einen guten Überblick über verschiedene Produkt-, System- und Dienstleistungen der Branche gab.

Fulminant war der Kongress mit den Grußworten der parlamentarischen Staatssekretärin Elisabeth Kaiser (Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen) und Staatssekretärin Dr. Britta Behrendt (Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz) sowie den Impulsvorträgen des weltweit bekannten französischen Botanikers Patrick Blanc und des weltweit agierenden Düsseldorfer Architekten Christoph Ingenhoven, der u.a. mit den Objekten Kö-Bogen II (Düsseldorf) und Calwer Passage (Stuttgart) Zeichen gesetzt hat, gestartet.

Erhöhung der Lebensqualität

Urbanes Grün ist ein Mittel zur innerstädtischen Klimaverbesserung und bietet vielfältige Möglichkeiten für die Erhöhung der Lebensqualität wie zu einer generellen Aufwertung des Stadtbildes. Die Neugestaltung des innerstädtischen Zentrums von Düsseldorf (Kö-Bogen II), Europas größter Grünfassade, hat dies beispielhaft demonstriert. Laut Ingenhoven, seit gut zwei Jahrzehnten ein Pionier für eine grüne Architektur und eine umweltfreundliche Philosophie, wurde hier das gesamte Volumen des Gebäudes vollständig mit Hainbuchen – 35.000 Pflanzen, aneinandergereiht eine Hecke von acht Kilometern Länge – umhüllt. Dadurch definierten sie einen neuen Eingang zum Platz, auf dem sich auch das Staatstheater und ein Büroturm befinden. Mehr als ein Gebäude ist es eine lebende Pflanzen-Skulptur.

Mehr Grün in der Stadt – in einem größeren Kontext betrachtet, ist urbanes Grün zugleich ein essenzieller Teil der Antwort von Städten, um auf die zunehmenden Folgen des Klimawandels zu reagieren. Gründächer- und fassaden verbessern das Mikroklima der Stadt, indem sie Kohlendioxid und Staub binden, den Lärm dämpfen, die Biodiversität fördern und das allgemeine menschliche Wohlbefinden stärken. Ihre größte Wirkung entfalten sie jedoch, indem sie den innerstädtischen Wärmeeffekt reduzieren und Regenwasser speichern.

Biokapazität zurückgeben

Mit dem patentierten Begriff „supergreen“ (gemeint ist ein umfassendes Konzept von Nachhaltigkeit) hat Ingenhoven zentrale Parameter definiert, an denen er seine Arbeit ausrichtet. Neben Klimaneutralität für das Betreiben und das Errichten von Gebäuden, zählt dazu unter anderem Replacement, d.h. der Erde die Biokapazität, die durch das Bauen zunächst weggenommen wird, über Gebäude zurückzugeben. Ein essenzielles Anliegen ist das Schaffen öffentlicher Räume sowie darüber hinaus für die Gesellschaft einen Mehrwert zu bewirken, oder mittels resilienter Gebäude Folgen der bereits heute spürbaren Klimaerwärmung aufzufangen.

„Als Architekten müssen wir uns fragen, was unsere Gebäude für die Stadt tun“, lautet Ingenhovens Credo. „Wir können die Dinge nicht machen, nur weil sie schön sind.“

DK

 

 

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