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(GZ-14-2023 - 20. Juli)
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► Kommunen fit für die Zukunft machen:

 

Chancen der Energiewende strategisch nutzen

Teil 3: Wie kommunaler Klimaschutz gelingen kann

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Die dramatischen Entwicklungen im Osten Europas haben die Verfehlungen der deutschen Klimaschutzpolitik der letzten Dekade sichtbar gemacht. Die Energieversorgung sichern, zugleich den Ausbau der erneuerbaren Energien massiv forcieren und die vernachlässigten Klimaschutzziele konsequent umsetzen setzt nicht nur die Bundespolitik unter Druck, sondern auch die Kommunen vor Ort. Denn hier liegen große Potenziale, die es zur Zielerreichung in kurzer Zeit zu heben gilt.

In immer mehr Kommunen und Landkreisen werden für die Erarbeitung und Umsetzung von Klimaschutzzielen Stellen geschaffen. Dabei sind die Erwartungen an den kommunalen Klimaschutz – häufig besetzt mit jungen Einzelkämpfern – hoch. Doch gerade in letzter Zeit mussten sich Kommunen und Landkreise immer wieder damit auseinandersetzen, dass Klimaschutzmanager oder -managerinnen in die Wirtschaft abwandern. Eine Nachbesetzung oder auch Besetzung einer neugeschaffenen Stelle wird zunehmend schwieriger. Was sind die Gründe dahinter? Gerät die Transformationen in Landkreisen und Kommunen dadurch ins Stocken oder scheitert gar? Was muss passieren, damit kommunaler Klimaschutz gelingt?

Die Zeit drängt — viele Jahre wurden verschlafen. Was in Kommunen, Unternehmen und in Privathaushalten getan werden muss, ist längst hinreichend bekannt und in der Praxis bewährt. Das wissen auch die Klimaschutzmanager, die in vielen deutschen Kommunen und Landkreisen für diese komplexe Aufgabe verantwortlich gemacht werden. Sie stehen vor der Herausforderung, dass sie mit wenigen Ressourcen in kurzer Zeit eine riesige Transformation erreichen müssen. Dabei sind sie häufig als Einzelperson mit einer Verwaltung konfrontiert, die auf ihre jeweiligen Aufgaben fokussiert ist und Klimaschutzaspekte als belastende Zusatzaufgabe sieht. Denn die Umsetzung von Energiewendemaßnahmen, meist dezidiert ausgearbeitet in Klimaschutzkonzepten, Energienutzungsplänen und weiteren Konzepten, ist nach wie vor keine kommunale Pflichtaufgabe!

So zeigt die Erfahrung im kommunalen Klimaschutz, dass der notwendige Veränderungsprozess selten an den Potenzialen und technischen Aspekten, sondern allzu häufig an fehlenden Ressourcen, unzureichendem Mindset, an mangelnder Unterstützung und Autorisierung, darüber hinaus auch gerade an sozialen und psychologischen Aspekten scheitert.

Ob Industrie oder Kommune: Die typischen Blockaden in Veränderungsprozessen sind ähnlich. Was aber macht die Umsetzung der so dringend notwendigen Transformation schwierig? Eine Transformation, bei der Kommunen viel gewinnen können, sowohl für ihre kommunale Infrastruktur, Sicherheit und Attraktivität als auch für ihre Wertschöpfung vor Ort.

„Wir haben uns die Herausforderungen im kommunalen Umfeld genau angeschaut“, betont Kerstin Gollner, Expertin mit über 20-jähriger Erfahrung in Veränderungsprozessen in der Industrie, „es kann schon an der fehlenden Zielsetzung scheitern, wenn es kein klares Bild, keine Leitplanken gibt, wie sich die Kommune konkret entwickeln und welche Art von Gemeinschaft sie darstellen soll.“

Allzu häufig entstehen auch Blockaden, wenn Parteipolitik über Sachpolitik gestellt wird. „Am Ende arbeiten Politik, Verwaltung und Bürgerschaft gegeneinander: Die Politik stellt unrealistische Anträge und es hagelt Anfragen. Die Verwaltung reagiert passiv, weil es nicht mehr machbar ist und Bürgerinnen und Bürger sind unzufrieden und ungeduldig“, so die Beobachtungen der Beraterin, wobei Ähnliches durchaus auch in der Industrie zu sehen ist, wenn ein Veränderungsprozess zu scheitern droht. Schließlich fehlt es am konstruktiven Miteinander, Zielkonflikte und Hickhack zwischen den Abteilungen tun ihr Übriges. Keine oder auch zu mächtige oder zu komplexe Tools erschweren die Steuerung bei der Maßnahmenplanung und -umsetzung. Defizite kann es sowohl bereits an verpflichtenden Zielen als auch am Reporting, Tracking und vor allem Nachjustieren geben.

Doch hohe Anforderungen an Transformation sind keineswegs nur auf den kommunalen Klimaschutz begrenzt. Kommunen stehen in vielen Bereichen stetig wachsenden Herausforderungen gegenüber. Zugleich tragen sie eine hohe Verantwortung für die zukunftsfähige Gestaltung unserer Gesellschaft. Im Fokus stehen die Digitalisierung, budgetärer Druck und demografischer Wandel. Mehr und mehr drängen dazu auch Aufgaben zur Sicherung der Energieversorgung und zur Vorsorge vor Klimawandelfolgen in den Vordergrund.

Synergien nutzen für kommunale Aufgaben

Für die Lösung dieser zunehmend komplexen kommunalen Aufgaben wird es auf ein konstruktives Zusammenspiel zwischen Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft ankommen. Der Anspruch an Transparenz und Beteiligung wächst, ebenso aber auch die Bereitschaft zur Mitwirkung vieler aus der Bürgerschaft. Das haben gerade im Bereich der Energiewende vielfältige Bürgerprojekte gezeigt. Hier, bei einer der größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft, wird sich entscheiden, ob die Kommunen die Potenziale und Chancen für eine Transformation zu nutzen wissen, eine Transformation, die auch viele andere kommunale Schlüsselfunktionen fit für die Zukunft machen kann.

Was in der Industrie seit vielen Jahren erfolgreich für Veränderungsprozesse eingesetzt wird, wird auch im kommunalen Bereich die Akteure befähigen, Veränderungsprozesse strategisch und effizient zu gestalten, Stakeholder einzubinden und mit Widerständen konstruktiv umzugehen. Über diese Organisationsentwicklung kann es gelingen, Innovation und notwendige Prozesse vor Ort nachhaltig-zu gestalten und zu steuern — kurzum, die Kommune fit für die Zukunft zu machen.

Bärbel Zankl

 

Bärbel Zankl ist Ingenieurin für Physikalische Technik/Schwerpunkt Umwelttechnologie mit langjähriger Erfahrung in unterschiedlichsten Aufgabenfeldern. In der 2014 neu gegründeten Energieagentur Ebersberg ist sie vor allem für die Aufgabenbereiche Öffentlichkeitsarbeit und LED-Beratung zuständig. Seit vielen Jahren auch ehrenamtlich unterwegs, engagiert sie sich nun verstärkt für Transformationsmanagement im kommunalen Klimaschutz und in Windenergieprojekten.

 

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