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(GZ-12-2023)
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► Jahrestagung Wasserkraft in Bayern:

 

„Kleine“ Wasserkraft und große Politik

 

Die diesjährige Mitgliederversammlung und Jahrestagung Wasserkraft in Bayern der Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern (VWB) im Mai glänzte mit großer Politikprominenz. Nicht nur rund 200 VWB-Mitglieder konnte Fritz Schweiger, 1. Vorsitzender der VWB im Münchner Augustiner Schützengarten der Königlich Privilegierten Hauptschützengesellschaft München von 1406 begrüßen, sondern auch starke politische Unterstützer der bayerischen Wasserkraft.

Dr. Florian Herrmann (Mitte), Leiter Bayerische Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien, hielt die Eröffnungsrede; Altlandrat und MdL a.D. Hermann Steinmaßl (li.), 2. Vorsitzender der Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern e.V. (VWB), und Fritz Schweiger (re.), 1. Vorsitzender der VWB, dankten mit einem „Flusskiesel“ für die Wasserkraftunterstützung. Bild: VWB 2023
Dr. Florian Herrmann (Mitte), Leiter Bayerische Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien, hielt die Eröffnungsrede; Altlandrat und MdL a.D. Hermann Steinmaßl (li.), 2. Vorsitzender der Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern e.V. (VWB), und Fritz Schweiger (re.), 1. Vorsitzender der VWB, dankten mit einem „Flusskiesel“ für die Wasserkraftunterstützung. Bild: VWB 2023

Den Auftakt machte Dr. Florian Herrmann (MdL), Leiter der bayerischen Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien. Herrmann betonte, dass die Wasserkraft in Bayern für eine zuverlässige und planbare Stromversorgung unverzichtbar ist. Sie ist mit knapp 30 Prozent Anteil an den Erneuerbaren in Bayern noch vor der Photovoltaik die wichtigste Quelle für CO2-freien Strom. Die rund um die Uhr verfügbare Wasserkraft trägt mit 14 Prozent zur gesamten Stromerzeugung im Freistaat bei. Deshalb forderte Hermann, dass auch Berlin die Belange der Wasserkraft gleichwertig gegenüber den anderen Formen der Erneuerbaren Energien anerkennen müsse. Daher war und ist es auch ein zentrales Anliegen Bayerns, sich für die Zukunft der Wasserkraft und deren Speicherung in Pumpspeicherkraftwerken konsequent einzusetzen, so der Staatsminister. Deshalb solle bis 2030 die bayerische Wasserkraft jährlich um rund eine Milliarde Kilowattstunden gesteigert werden. Bayern solle bei den Erneuerbaren Wasserkraft, Biomasse und Photovoltaik Platz 1 einnehmen. Um den Ausbau-Turbo zu zünden, müsste man mehr Mut zur Lücke bei den Genehmigungsverfahren zeigen. Dass sich ein starkes Engagement für die Wasserkraft lohnt, habe Bayern bei der letzten Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes sehr erfolgreich bewiesen, so Hermann und fuhr fort: „Gemeinsam mit der Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern konnten wir eine geplante Diskriminierung der Wasserkraft durch die Bundesregierung verhindern. Modernisierungen und Leistungssteigerungen bieten erhebliche Potentiale, die wir im Freistaat gerne heben wollen.“

Wasserkraft ist unverzichtbar

Einen weiteren starken Verbündeten in Sachen Wasserkraft fand die VWB in Christian Dürr (MdB), Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion. Er wies mit Nachdruck auf den wachsenden Stellenwert der Wasserkraft in der aktuellen energiepolitischen Lage in Deutschland hin. Wasserkraft ist für Deutschlands und insbesondere Bayerns Stromversorgung unverzichtbar, denn sie ist sauber, grundlastfähig, leistungsstark und hat eine hohe Jahresnutzung. Dürr versprach, dass die FDP sich auf Bundesebene besonderes einsetzen wird, dieser Form der Stromerzeugung in Deutschland eine dauerhafte Zukunft zu sichern. So habe gerade auch die FDP bei der Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes darauf gedrungen, dass die Wasserkraft genau wie andere Erneuerbare Energien im überragenden öffentlichen Interesse steht und somit bei den Planungs- und Genehmigungsverfahren priorisiert werden muss. Dürr sprach sich auch dafür aus, die finanzielle Förderung der Wasserkraft sicherzustellen, um Nachteile gegenüber anderen regenerativen Energieformen zu verhindern. Leider klaffen Realität und Vision weit auseinander. Der Bundestagsabgeordnete Christian Dürr plädierte daher nachdrücklich dafür, Naturschutzbelange pragmatischer zu betrachten und in der Energiepolitik mehr Rationalität Raum zu geben. Dann ließen sich auch vorhandene Wasserkraftpotenziale erschließen und neue Wasserkraftwerke bauen.

Nutzung von vorhandenen Querbauwerken

Wie groß die Potenziale für die bayerische Wasserkraft sind, stellte Stefan Thums, Ministerialrat des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, vor. Sein Ministerium hat in einer Studie die mögliche energetische Nutzung an Querbauwerken in Bayerns Gewässern analysiert. Dabei wurde zwischen Standorten mit einem Leistungspotenzial von mehr als 100 Kilowatt und solchen zwischen 50 und 99 Kilowatt unterschieden. Thums betonte, dass die Potenzialanalyse keine Festlegung von Standorten ist, sondern vor allem eine Unterstützung darstellt, geeignete Standorte mit einer rechnerisch mittleren Kraftwerksleistung von mindestens 50 Kilowatt identifizieren, dort Akzeptanzinstrumente zu schaffen und Ausbauhemmnisse zu minimieren. Natürlich ist für jeden Standort bei Planung einer Wasserkraftnutzung eine wasserrechtliche Genehmigung zu beantragen. Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens erfolgt dann eine ergebnisoffene Einzelfallprüfung. Schließlich liegen Wasserkraftanlagen nun im überragenden öffentlichen Interesse und dienen der öffentlichen Sicherheit. Daher muss es neben der Modernisierung und Nachrüstung (Stichwort: Repowering) vor allem auch einen weiteren Wasserkraftzubau geben, um den Belangen des Gemeinwohls gerecht zu werden und sich den angestrebten Klimaziele anzunähern, so Thums weiter. Die Ergebnisse der Potenzialanalyse sind im Internet auf den Seiten des Energieatlas Bayern ausführlich dargestellt.

Wasserkraft ist Heimatenergie

Fritz Schweiger, 1. Vorsitzender der Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern e. V. (VWB) appellierte an die anwesenden VWB-Mitglieder, in der positiven Darstellung der Wasserkraft als Heimatenergie für Bayern nicht nachzulassen, nachdem durch das reformierte EEG die Wasserkraftnutzung eine unverhoffte politische und rechtliche Stärkung erfahren hat. Schweiger betonte, dass Bayern einmal mehr auf die heimische, klima- und ressourcenschonende Wasserkraft setzen muss, denn sie weist im Gegensatz zu den schwankenden Energieträgern Wind und Sonne eine sichere und zuverlässige Stromerzeugung auf und bietet eine gute, weil systemstabilisierende Ergänzung zur Photovoltaik- und Windkrafttechnologie. Der Erzeugungsmix machts; jede regenerative Energieerzeugung wird gebraucht, um von den Fossilen soweit wie möglich wegzukommen bei gleichzeitiger Berücksichtigung von Netzstabilität, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit der Energiewende, so Fritz Schweiger.

JK

 

 

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