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(GZ-17-2022)
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► Bayerische Abfall- und Deponietage in Augsburg:

 

Ressourcen effizient einsetzen

Aktuelle Themen und Fragestellungen der Kreislaufwirtschaft und der Deponietechnik griffen die 23. Bayerischen Abfall- und Deponietage in Augsburg auf. Im Vordergrund standen der Austausch und die Kommunikation zwischen dem Anlagenbetrieb, den Fach- und Genehmigungsbehörden und der Rechtsprechung. Rund 350 Teilnehmer wohnten der vom Kumas Umweltnetzwerk gemeinsam mit den Kooperationspartnern Bayerisches Landesamt für Umwelt, AU Consult und bifa Umweltinstitut veranstalteten Fachtagung bei. Begleitet wurde der zweitägige Kongress von einer Fachausstellung, in der sich branchenspezifische Unternehmen und Dienstleister präsentierten.

Die thermische Abfallbehandlung ist wesentlicher Bestandteil einer umweltgerechten Entsorgung von Siedlungsabfällen, die nicht weiter verwertet werden können. Die Hygienisierung und Inertisierung der Abfallfraktionen stellt sicher, dass Schadstoffe aus dem Kreislauf ausgeschleust und langwierige Abbauprozesse auf Deponien mit Geruchs- und Grundwasserbelastungen vermieden werden. Im Idealfall wird die bei der Verbrennung freigesetzte Energie zur Erzeugung von Strom und Wärme eingesetzt und kann durch den Ersatz fossiler Energieträger an anderer Stelle zur Umweltentlastung und zum Klimaschutz beitragen.

Abfallbehandlung im Fokus

Die Forderung nach genereller Klimaneutralität führt jedoch zu der Frage, wie die unweigerlich beim Verbrennungsprozess unter atmosphärischen Bedingungen entstehenden CO2-Emissionen gefasst, umgewandelt oder kompensiert werden können. Grundsätzlich stehen mehrere Lösungswege zur Verfügung. Die zentralen Erkenntnisse aus der aktuellen Studie „Nutzungsmöglichkeiten und Potenziale bei Abfallbehandlungsanlagen zur Sektorenkopplung und Energiebereitstellung“, stellte das bifa Umweltinstitut vor.  

Danach sind jegliche Maßnahmen zur Verbesserung der Energieausbeute von Abfallverwertungsanlagen klimaschutzwirksam. Dieser Anhebung der Netto-Wirkungsgrade ist mit Blick auf Energieeffizienz und Klimaschutz oberste Priorität zu geben. Im Bereich der Fernwärme gehen diese Ansätze einher mit Bestrebungen, im Gebäudebereich bestehende Öl- und Erdgas-Heizungen durch Wärmeverbundlösungen zu ersetzen.

Kälteerzeugung aus Fernwärme

Interessantes Potenzial birgt auch die Kälteerzeugung aus Fernwärme. Eine höhere Stromauskopplung wird in der Regel aufwändiger umzusetzen sein, verspricht jedoch gute Erlöse. Zur Umsetzung der Maßnahmen bedarf es vertretbarer Amortisationszeiten und Finanzierungen. Dabei ist eine wirtschaftliche Verbesserung oder zumindest ein im Verhältnis zu anderen Klimaschutzmaßnahmen gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis anzustreben.

Strom nimmt weiterhin eine essenzielle Rolle im Energiesystem ein, seine Bedeutung wächst. Die Erzeugungskonkurrenz Strom – Wasserstoff kann laut bifa letztlich nur über Preissignale geregelt werden: Eine Wasserstofferzeugung an Abfallverbrennungsanlagen (aber auch anderswo) werde sich dann breit etablieren, wenn mit Wasserstoff oder seinen Folgeprodukten mehr zu verdienen ist als mit dem Stromverkauf. Für die Klimaschutzwirkung sei nicht entscheidend, ob zur Wasserstoffherstellung Strom aus Abfallverbrennungsanlagen oder Strom aus dem landesweiten Erzeugungsmix verwendet wird. Entscheidend sei, wie viel erneuerbare Energie erzeugt und genutzt wird. Dies liege kaum im Einflussbereich der Abfallwirtschaft.

Mit der Implementierung eines Elektrolyseurs an einer Abfallverbrennungsanlage und dessen flexibilisierter, strompreisgeführter Fahrweise könnten Betreiber von Abfallverbrennungsanlagen einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten. Eine Treibhausgasminderung sei auf diesem Wege schon vor dem Jahr 2035 zu erreichen.

Ebenfalls durch das bifa Umweltinstitut wurden die Ergebnisse einer Potenzialstudie im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz vorgestellt, die sich mit der Erzeugung von Wasserstoff durch thermochemische Umsetzung von Gewerbeabfällen beschäftigte.

„Die Vergasung von Gewerbeabfällen zur Gewinnung von Wasserstoff bietet wichtige Potenziale zur Abfallverwertung, der Energieeffizienz und des Klimaschutzes. Dabei ist derzeit nicht belastbar auszusagen, ob und welche Verfahrensrealisierungen in verschiedenen Anwendungen Erfolg haben werden“, heißt es in der Untersuchung. Dennoch rechtfertigten die unter heutigen Randbedingungen (Verwertungswege, Wasserstoffbedarf, Klimaschutz) stärker hervortretenden Vorzüge, die Technologie der Vergasung als Möglichkeit mit Potenzialen intensiviert zu betrachten und weiterzuentwickeln.

Abfallvergasung

Die Vergasungstechnologie könne dazu beitragen, Gewerbeabfälle sinnvoll zu verwerten und Wasserstoff zu erzeugen. Der Klimaschutz erfordere, Prozesse zu substituieren, die aktuell fossile Rohstoffe einsetzen, und Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Gegenüber einer Abfallverbrennung mit nachgeschalteter Elektrolyse ermögliche die Abfallvergasung mit nachgeschalteter Elektrolyse eine höhere Wasserstoffausbeute und einen zumeist geringeren CO2-Fußabdruck des Wasserstoffs.

Wie es um den aktuellen Stand und die Perspektive der Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlamm in Bayern bestellt ist, darüber informierte Dr. Lars Zeggel vom Bayerischen Landesamt für Umwelt, Augsburg. „Auch wenn für den Rohstoff Phosphor derzeit kein akuter Mangel besteht, sprechen Umweltschutzgedanken, hohe Cadmium- und Uranbelastungen der Rohphosphate und eine geografische Konzentration der Lagerstätten für ein Phosphorrecycling“, machte Zeggel deutlich.

Die Klärschlammverordnung schreibe ab dem Jahr 2029 bzw. 2032 grundsätzlich die Rückgewinnung von Phosphor aus kommunalem Klärschlamm vor. Das Phosphorpotenzial in bayerischen Klärschlämmen belaufe sich auf ca. 8.200 Tonnen pro Jahr. In Bayern fielen derzeit in den rund 2.400 kommunalen Kläranlagen ca. 280.000 Tonnen Klärschlammtrockenmasse an. Während zahlenmäßig die Kläranlagen der Größenklassen 1 und 2 dominierten, entfalle der Hauptanteil des Klärschlamms auf die wenigen Anlagen der Größenklassen 4 und 5. Zwar würden 80 % des Klärschlamms aus Bayern thermisch verwertet, jedoch liege der Anteil des in Bayern monoverbrannten Schlamms bei lediglich 41 %.

Die derzeit angedachten neuen Klärschlammverbrennungsanlagen würden das Defizit an Monoverbrennungskapazität verringern, betonte der Wissenschaftler. Überkapazitäten seien daraus jedoch nicht abzuleiten. Der weiter anhaltende Trend zur thermischen Verwertung mache den Ausbau der Klärschlammvorbehandlung (Entwässerung und Trocknung) erforderlich. Für eine effiziente Umsetzung böten sich Klärschlammkooperationen an. Somit liege auch hinsichtlich des Phosphorrecyclings das Augenmerk weiter auf einer aschebasierten Rückgewinnung.

Phosphorrecycling

Ein wirtschaftlicher Betrieb von derartigen Anlagen ist aus Zeggels Sicht nur bei ausreichender Dimensionierung zu erreichen, weshalb von einer oder wenigen zentralisierten Anlagen zur Phosphorrückgewinnung auszugehen sei. Die Auswahl eines Verfahrens zur Phosphorrückgewinnung orientiere sich vor allem an den Gegebenheiten vor Ort und dem Willen und den Möglichkeiten der Partner, in einem rechtlich organisierten Zusammenschluss gemeinsam zu agieren. Darüber hinaus beeinflusse die chemische Zusammensetzung des Klärschlamms bzw. der Klärschlammasche sowie die zu behandelnde Menge die Entscheidungsfindung.

„Nachdem die Genehmigung neuer Standorte für Deponien in der Regel aufwändig ist und häufig gegen den Widerstand der Anlieger durchgesetzt werden muss, gewinnt die Schaffung von zusätzlichem Deponieraum an bestehenden Deponiestandorten an Bedeutung“, erläuterten im Anschluss Thomas Mittermayr und Stefan Schatz AU Consult GmbH, Augsburg. Dies resultiere aus der Überlegung, vorzugsweise bestehende Standorte optimal auszunutzen, bevor neue, bisher unbelastete Standorte zur Errichtung von Deponien herangezogen werden müssen.

Die Nutzung von bereits genehmigtem Deponieraum stellt Mittermayr und Schatz zufolge „eine legitime und auch äußerst sinnvolle Möglichkeit“ dar, zusätzliches Ablagerungsvolumen zu schaffen. Dem künftig prognostizierten Mangel an Deponieraum wirkten u.a. die Deponien Obermooweiler II (Landkreis Ravensburg), Unter Kaltenbuch (Alb-Donau-Kreis), Burgau (Landkreis Günzburg), Gosberg (Landkreis Forchheim) und Dorfweiher (Landkreis Konstanz) erfolgreich entgegen.

Neuer Deponieraum

Mit der Schaffung von neuem Deponieraum befasste sich schließlich Christian Pietruska (AWG Donau-Wald mbH, Außernzell). Bei der Deponie Außernzell handelt es sich um eine bestehende Deponie eines öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgers, die weiter ausgebaut wurde. Aufgrund der Tatsache, dass die Genehmigungen schon viele Jahre zurückliegen, wurde vor der Ausführung eine Anpassung der bestehenden Planung auf die aktuellen Anforderungen erforderlich. Dies wurde mit den zuständigen Fach- und Genehmigungsbehörden abgestimmt.

Wie Pietruska darlegte, „empfehlen wir deshalb für ähnliche Projekte einen großzügigen Planungsvorlauf einzukalkulieren, um eine rechtzeitige Inbetriebnahme der neuen Deponieabschnitte zu gewährleisten“. Abhängig von der Größe und der örtlichen Gegebenheiten sollte man mit der Planung erfahrungsgemäß zwei bis drei Jahre vor
der angedachten Inbetriebnahme des neuen Bauabschnittes beginnen.

DK

 

 

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