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(GZ-15/16-2022)
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Windenergie im Wald

Martha Müller, JUWI AG

Mit ihrer Erfahrung aus über 25 Jahren zählt die juwi-Gruppe zu den Marktführern bei der Windenergie in Deutschland. Seit 2006, so Projektleiterin Martha Müller, realisierte das Unternehmen im Wald 350 Windenergieanlagen mit 900 MW, wobei die Standorte in enger Kooperation mit Waldbesitzern und dem Forst-amt festgelegt wurden.

Müller zufolge gibt es gute Gründe, Windenergie im Wald zu installieren. Schließlich gelinge dort die Optimierung mehrerer Standortkriterien oft sehr gut:

  • Bewaldete Höhenlagen sind durch gute Windbedingungen besonders geeignet.
  • WEA-Standorte befinden sich meist auf intensiv forstwirtschaftlich genutzten Flächen – vorzugsweise in Monokulturen oder vorgeschädigten Gebieten.
  • Durch gezielte Ausgleichsmaßnahmen werden der Natur- und Erholungsraum Wald aufgewertet, neue Lebensräume für geschützte Tiere und Pflanzen
  • geschaffen und der Brandschutz im Wald verbessert.
  • Es besteht eine größere Distanz zur Wohnbebauung und zu Großvogelhorsten am Waldrand und damit ein geringeres Konfliktpotenzial.
  • Durch Windenergie geht kein Wald verloren – gerodete Flächen werden in der Regel an anderer Stelle wieder aufgeforstet oder durch forstwirtschaftlich und ökologisch wertvolle Maßnahmen innerhalb des Waldes kompensiert.
  • Die Pachtzahlungen aus der Windenergie bieten Spielraum bei der Finanzierung des notwendigen Waldumbaus.

Nach Angaben der Stiftung Unternehmen Wald bindet ein Hektar Wald pro Jahr über alle Altersklassen der Bäume hinweg 13 Tonnen CO2. Auf der gleichen Fläche spart ein 6-MW-WEA 9.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Das bedeutet: Eine moderne WEA spart auf einem Hektar Wald im Jahr mindestens rund 750mal so viel CO2 ein, wie ein Hektar Wald binden kann. Ausgehend von der reinen, dauerhaft umgewandelten Waldfläche von ca. 0,5 ha pro WEA, ist es sogar 1.500mal so viel CO2.

37 Prozent der Fläche Bayerns, d.h. ca. 26.000 km2, sind bewaldet. Eine Windenergieanlage V162 mit einer Gesamthöhe von bis zu 250 Metern benötigt dauerhaft nur ca. 6.000 m2. Dies entspricht 85 Prozent der Fläche eines Standard-Fußballfeldes.

Als besondere Herausforderungen von Windenergie im Wald nannte Müller die Besonderheiten bei der Planung (Standortwahl und Eingriffsminimierung) sowie Naturschutz und Logistik im Wald. Für eine sorgfältige Planung sei teilweise eine vorzeitige Baumentnahme für die Baugrunduntersuchung nötig, ebenso die Nutzung bestehender Forstwirtschaftswege (Langholzabfuhr). Kurvenradien erforderten eine zusätzliche Rodungsfläche; es gelte, Rodungen und den Freischnitt des Lichtraumprofils einzuplanen, Artenschutz-Auflagen im Zeitplan zu berücksichtigen, und die Umweltbaubegleitung einzubinden.

Dass Windenergie im Wald eine planbare Größe ist, zeigte die Projektleiterin anhand der Tatsache auf, dass Waldbesitzer bei der Projektumsetzung planbare Pachteinnahmen erzielen können, um die Forstbetriebe zu stützen und Klimafolgeanpassungen (für die WEA-Standorte, Zuwegung und Kabeltrasse) zu finanzieren. Für die Kommunen seien umfangreiche natur- und forstrechtliche Kompensationsmaßnahmen für den Eingriff möglich, auch könnten durch den Verkauf von Ökopunkten Einnahmen generiert werden und Maßnahmen für den Naturschutz durch eine Ersatzgeldzahlung umgesetzt werden. Einnahmen gemäß §6 EEG von 0,2 ct/eingespeiste kWh für die im 2,5 Kilometer-Radius angrenzenden Gemeinden ergäben pro Jahr ca. 25.000 Euro pro WEA, insgesamt also 500.000 Euro über einen Zeitraum von 20 Jahren.

Nach der Betriebszeit sei der Rückbau klar geregelt, betonte Müller: „Es gibt keine Bau-Ruinen – wird der Betrieb einer Anlage vollständig eingestellt, muss diese vollständig abgebaut werden.“ juwi biete Verträge an, bei denen auch das komplette Fundament verpflichtend zurückgebaut wird. Eine Rückbaubürgschaft in Höhe von über 150.000 Euro werde vor Baubeginn zu Gunsten der Genehmigungsbehörde gestellt. Damit sei sichergestellt, dass jederzeit genug Geld für den Rückbau zur Verfügung steht.

DK 

 

Martha Müller, JUWI AG
Martha Müller, JUWI AG

 

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