Fachthemazurück

(GZ-11-2022)
gz fachthema

► LEW und Projektpartner ziehen Bilanz zur Illerstrategie:

 

Wieder mehr Fische in der Iller

Fischwanderhilfen, neue Gewässerstrukturen und lebendige Auwälder – in den letzten Jahren haben die Lechwerke (LEW) gemeinsam mit zahlreichen Projektpartnern umfangreiche ökologische Maßnahmen an der Iller zwischen Altusried und Lautrach umgesetzt. Grundlage war die Iller-Strategie, eine Vereinbarung zur nachhaltigen Wasserkraftnutzung an der Iller, die das Bayerische Umweltministerium und LEW 2014 unterzeichnet hatten. Die Bilanz nach Abschluss des Projekts fällt positiv aus: Die Maßnahmen haben den Lebensraum der dort heimischen Tier- und Pflanzenwelt aufgewertet und sorgen dafür, dass wieder mehr Fische und Fischarten im Fluss vorkommen.

V.l.: Dr. Dietrich Gemmel (LEW-Vorstand), Alex Eder (Landrat des Landkreises Unterallgäu), Prof. Dr. Martin Grambow (Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft und Bodenschutz im Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz), Michael Bohlinger (Geschäftsführer LEW Wasserkraft) und Hans-Joachim Weirather (Präsident des Fischereiverbandes Schwaben) an der Iller in der Nähe des Kraftwerks Maria Steinbach. Bild: LEW AG / Christina Bleier
V.l.: Dr. Dietrich Gemmel (LEW-Vorstand), Alex Eder (Landrat des Landkreises Unterallgäu), Prof. Dr. Martin Grambow (Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft und Bodenschutz im Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz), Michael Bohlinger (Geschäftsführer LEW Wasserkraft) und Hans-Joachim Weirather (Präsident des Fischereiverbandes Schwaben) an der Iller in der Nähe des Kraftwerks Maria Steinbach. Bild: LEW AG / Christina Bleier

LEW hat für die Umsetzung der Iller-Strategie rund 30 Mio. Euro investiert und damit den nachhaltigen Betrieb der Wasserkraftwerke für die Zukunft gesichert. Die Iller-Strategie bezog sich auf einen etwa 30 Kilometer langen Iller-Abschnitt zwischen Altusried und Lautrach, an dem LEW fünf Wasserkraftwerke betreibt. An der Planung und Umsetzung der Maßnahmen waren neben LEW zahlreiche Partner beteiligt. Dazu zählten Vertreter der bayerischen Wasserwirtschaft, die Fischereifachberatung des Bezirks Schwaben, der Fischereiverband Schwaben, die Universität Augsburg und das Aueninstitut Neuburg.

Die Iller-Strategie bestand aus vier zentralen Bausteinen: dem Bau von Fischwanderhilfen, einem Fischschutzkonzept, der Dynamisierung von Umgehungsbächen und einer Verbesserung der Gewässerstruktur im Fluss.

Durchgängigkeit mit Fischwanderhilfen

An allen fünf Staustufen entstanden in den letzten Jahren naturnahe Umgehungsgewässer, sodass die Fische nun auf einer Strecke von rund 30 Kilometern in der Iller ohne Hindernisse wandern können. Die fünf Umgehungsbäche haben eine Gesamtlänge von mehr als drei Kilometern. Sie bilden nicht nur einen einfachen Bypass für die Staustufen, sondern haben sich in kurzer Zeit zu wertvollen Lebensräumen für Flora und Fauna entwickelt. Jungfische finden in den mit Totholz, großen Steinen und anderen Materialen gestalteten Bächen eine ideale Kinderstube.

Auch an den Kraftwerken selbst hat LEW Wasserkraft den Fischschutz verbessert. Spezielle Turbinen sowie neue engmaschige Rechen an den Turbineneinlässen der Kraftwerke tragen dazu bei, dass sich die Anströmgeschwindigkeit verringert. So gelangen immer weniger Fische zum gefährlichen Turbinenbereich. Zudem wurden durch eine Anpassung der Durchflussmengen der Kraftwerke und der Ableitung einer Mindestwassermenge die Bedingungen in den fließenden Bereichen der Iller deutlich verbessert.

Lebendiger Auwald

Ein intakter Auwald stellt einen wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen dar. Im Rahmen der Iller-Strategie wurden neue Seitengewässer angelegt, in die gezielt Wasser ausgeleitet wird. So kann die für Auwälder typische Dynamik des Wassers wiederhergestellt werden.

Um eine dynamische Gewässerentwicklung zu ermöglichen, wurden einzelne Uferabschnitte gezielt abgeflacht. Ein zentraler Baustein ist das Projekt „ISOBEL – Kies für die Iller“. Im Mittelpunkt dieses Teilprojekts der Iller-Strategie 2020 steht ein zielgerichtetes Geschiebemanagement, um geeignete Gewässerstrukturen und neue Lebensräume für Fische und Kleinlebewesen zu schaffen.

Durch das gezielte Einbringen von Kies sollte der Lebensraum im Fluss verbessert werden. An den vier Illerstaustufen Altusried, Fluhmühle, Legau und Maria Steinbach erprobten die Projektpartner auf einer Länge von je 200 Meter dazu unterschiedliche Verfahren. So wurde zum Beispiel Kies in Kombination mit Buhnen oder großflächig in der Flussmitte eingebracht. An anderen Stellen bauten die Projektpartner die Uferbefestigungen gezielt zurück und förderten damit die eigenständige naturnahe Entwicklung der Ufer. Das Projekt wurde über LIFE, ein Förderprogramm der EU für Umwelt, Naturschutz und Klimapolitik, gefördert und 2020 abgeschlossen.

Belegter Erfolg der Maßnahmen

Die Projekte an der Iller wurden und werden weiterhin wissenschaftlich eng begleitet. Eine zentrale Rolle spielte dabei ein umfangreiches Fischmonitoring-Programm: An jedem Umgehungsbach sind speziell entwickelte Zählbecken entstanden mit deren Hilfe das Wanderverhalten der Fische systematisch untersucht werden konnte.

Unter der wissenschaftlichen Begleitung der Universität Augsburg und der Fischereifachberatung des Bezirks Schwaben wurden von August 2016 bis Ende 2020 rund 65.000 Fische aus 34 verschiedene Arten gezählt. Am häufigsten landeten Laube, Döbel und Flussbarsch im Zählbecken. Besonders stark zugenommen haben in den letzten Jahren die Bestände von Äsche und Barbe. Ein Hinweis darauf, dass die Lebensräume für gefährdete Arten durch die Maßnahmen deutlich verbessert werden konnten, denn beide Fischarten benötigen klare, kühle und sauerstoffreiche Gewässer mit teils starken Strömungen. Erfasst wurden auch die nach der Roten Liste gefährdeten Fischarten Huchen und Nase.

Durch die Markierung der Fische konnten die Projektpartner belegen, dass die Fische teilweise über bis zu vier Fischwanderhilfen hinweg aufgestiegen sind. Manche wanderten sogar über 28 Kilometer – ein Beleg dafür, dass die Umgehungsgewässer gut angenommen werden. Auch Abstiege über die Wehre und Grundablässe konnten nachgewiesen werden.

Mit dem Monitoring-Programm an der Iller wurde erstmals im bayerischen Donaueinzugsgebiet das Wanderverhalten von Fischen systematisch untersucht. Durch diese bislang einzigartige Erhebung kann die Iller-Strategie als Referenzprojekt für viele weitere vergleichbare Flussabschnitte dienen.

 

Am 20.7.2022 fragen wir auf dem 8. Bayerischen Wasserkraftforum nach dem „Mehrwert Wasserkraft“. Sie sind herzlich eingeladen dabei zu sein.

Bitte melden Sie sich an unter www.bayerisches-wasserkraftforum.de.

 

Dieser Artikel hat Ihnen weitergeholfen?

Bedenken Sie nur, welche Informationsfülle ein Abo der Bayerischen GemeindeZeitung Ihnen liefern würde!
Hier geht’s zum Abo!

 

GemeindeZeitung

Fachthema

AppStore

TwitterfacebookinstagramYouTube

Google Play

© Bayerische GemeindeZeitung