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(GZ-1/2-2022)
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► vbw-Kongress „Rohstoffversorgung langfristig sichern“:

 

VBS unterstreicht Bedeutung der Kreislaufwirtschaft

Im Rahmen des vbw-Kongresses „Rohstoffversorgung langfristig sichern“ hat der Verband der Bayerischen Entsorgungsunternehmen e.V. (VBS) auf die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft zur Rohstoffversorgung der Industrie sowie zum Klimaschutz hingewiesen. Eindeutig positiv werden die Pläne der neuen Bundesregierung zur Kreislaufwirtschaft bewertet.

Präsident Stefan Böhme. Bild VBS
Präsident Stefan Böhme. Bild VBS

Als Produktionsstandort vieler Industrien ist Bayern von Rohstoffimporten abhängig. Das Recycling kann wesentlich zur Rohstoffsicherung und durch den Einsatz der recycelten Rohstoffe in der Produktion zur Einsparung immenser Mengen Energie und CO2 beitragen. Um die ehrgeizigen Ziele im Bereich Klimaschutz erreichen zu können, bedarf es jedoch geänderter Rahmenbedingungen, um das Recycling weiter voranzubringen.

Rezyklatmärkte stärken

Bereits seit vielen Jahren hervorragend funktioniert nach Angaben des neuen VBS-Präsidenten Stefan Böhme das Schließen von Kreisläufen bei einzelnen Stoffströmen, wie zum Beispiel Altpapier oder Glas. Damit die Kreislaufwirtschaft auch für andere Stoffströme, allen voran bei Kunststoffen, weiter ausgebaut werden kann, müsse die Politik die Rezyklatmärkte effektiv stärken – „am besten wie von der EU-Kommission und der neuen Ampelkoalition geplant, über Mindesteinsatzquoten von Rezyklaten“. Die EU hat bereits einen Mindestanteil von 25 % recyceltem Kunststoff in PET-Flaschen ab 2025 und von 30 % in allen Kunststoffflaschen ab 2030 beschlossen. Im Rahmen des Green Deal sind weitere Mindesteinsatzquoten, unter anderem für Verpackungen, Fahrzeuge, Baustoffe und Batterien, geplant.

Begrüßenswert ist aus Böhmes Sicht das klare Bekenntnis der neuen Bundesregierung zum Ausbau der Kreislaufwirtschaft: „Vieles von dem, was unser Bundesverband BDE und wir seit längerem fordern, findet sich im Koalitionsvertrag: Ich denke hier vor allem an die ausdrückliche Forderung von recyclingfreundlichem Verpackungsdesign als Grundvoraussetzung, um Kreisläufe zu schließen, Mindestquoten für den Rezyklateinsatz, ein Recycling-Label, die Entwicklung von Qualitätsstandards für Rezyklate und das Eintreten für ein EU-weites Deponieverbot für Siedlungsabfälle. Auch der geplante digitale Produktpass ist absolut sinnvoll, um Recycling zu fördern.“

Unsichere Versorgung mit wichtigen Rohstoffen

Wie eine von der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. veröffentlichte Studie zeigt, ist die Versorgungssicherheit von mehr als 20 für die bayerische Wirtschaft wichtigen Rohstoffen als besonders kritisch einzuschätzen.

Laut Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt „tragen die Konzentration auf wenige Abbauunternehmen und Abbauländer, industriepolitische Zielsetzungen einzelner Staaten oder instabile politische Verhältnisse zu einer unsicheren Rohstoffversorgung für unsere Wirtschaft bei“. Hinzu kämen die aktuellen Material- und Rohstoffengpässe, die zu massiven Preisanstiegen führen. „Dadurch stockt auch die Produktion unserer Unternehmen: Die Nachfrage kann nicht bedient werden, obwohl die Auftragsbücher voll sind“, so Brossardt.

Rückgrat der Wirtschaft

Aus Sicht der vbw gelte es, den verlässlichen und bezahlbaren Bezug von Rohstoffen außenpolitisch und in der unternehmerischen Planung dringend zu priorisieren:

„Rohstoffe sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. Das zeigt sich vor allem in Zeiten, in denen die Lieferketten stocken. Jetzt müssen wir verlässliche Versorgungsstrategien entwickeln und umsetzen. Denn viele wichtige Rohstoffe werden künftig noch relevanter. Schon jetzt bestehen Engpässe besonders bei stark nachgefragten Rohstoffen für Technologieprodukte. Ein Beispiel: Seltene Erden, die essenziell für die meisten Zukunftstechnologien sind“, betont Brossardt.

Fallbeispiele

Zukunftsfelder, in denen die Rohstoff-Nachfrage deutlich zunimmt, kennzeichnet die Studie in exemplarischen Fallbeispielen: So ist eine wachsende Batterieproduktion für Elektroautos notwendig; ähnliches gilt für Elektrolyseure, die künftig Wasserstoff erzeugen sollen. „Deutschland startet in eine Dekade der Transformation.

Dekarbonisierung und Digitalisierung sind dabei große wirtschaftliche Herausforderungen. Die dafür nötigen Technologien werden den Wettbewerb um viele Rohstoffe nochmals verschärfen. Das müssen wir berücksichtigen“, ergänzt Brossardt. Angesichts der Studienergebnisse fordert die vbw vom Bund mehr Ambition für eine zukunftsfähige, wettbewerbstaugliche und nachhaltige Rohstoffversorgung. Dazu brauche es den Erhalt und die weitere Öffnung internationaler Märkte sowie gleichwertige Wettbewerbsbedingungen. Unternehmen müssten bei internationalen Rohstoffprojekten unterstützt werden.

Brossardt zufolge ist es besonders wichtig, die Rohstoffeffizienz und -substitution durch Forschung voranzutreiben. Daneben müssten dringend mehr Sekundärrohstoffe durch zukunftsfeste Recyclingkonzepte gewonnen werden. Eine ganzheitliche Strategie der Bundesregierung für die Kreislaufwirtschaft könne hier für viel Potenzial sorgen.

DK

 

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