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(GZ-11-2018)
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► Deutscher StiftungsTag 2018 in Nürnberg:

 

Digitaler Wandel im Visier

Sparkassen-Finanzgruppe bundesweit stifterisch aktivste Unternehmensgruppe

Mit mehr als 130 Veranstaltungen stand der Deutsche StiftungsTag in Nürnberg dieses Jahr unter dem Motto „Update! Stiftungen und Digitalisierung“. Gefördert wurde der Deutsche StiftungsTag 2018 durch 16 Stiftungen und Organisationen aus ganz Deutschland sowie einer großen Zahl von Förderpartnern.

Zum Auftakt des größten Stiftungstreffens in Europa stellte der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen Prof. Dr. Michael Göring fest: „Stiftungen sind auf dem Sprung in die nächste Generation. Was noch fehlt: ein Stiftungsrecht, das ihnen erlaubt, ihre Arbeit flexibel an den digitalen Wandel, einen volatilen Kapitalmarkt und komplexe globale Problemlagen anzupassen.“ Konkret fordert der Bundesverband Haftungserleichterungen in der Vermögensanlage, damit Stiftungen mehr Anlageformen nutzen können, die Ermöglichung von Satzungsänderungen sowie die Erleichterung von Zulegungen und Zusammenlegungen von Stiftungen.

Deutscher Stifterpreis

Beispielhaft für die Neuaufstellung des Verbandes war die Verleihung des Deutschen Stifterpreises an die Philanthropin Ise Bosch. Die Enkelin von Robert Bosch, Gründer der Robert Bosch GmbH und ebenfalls Stifter, hat Anteile am großväterlichen Unternehmen verkauft, um ihren eigenen philanthropischen Weg zu gehen. Mit ihrem Buch „Besser Spenden!“ will sie andere Vermögende motivieren, Mittel für sozialen Wandel zu geben und die für sie richtige Engagement-Strategie zu finden.

Ein weiterer Höhepunkt des Stiftungstages war die Verleihung des Qualitätssiegels für gute Treuhandstiftungsverwaltung an 14 Organisationen. Die vom Bundesverband Deutscher Stiftungen initiierte Auszeichnung gilt für drei Jahre und wurde sechs Treuhändern zum ersten und acht Siegelträgern bereits zum zweiten Mal verliehen. Erstmals erhielten das Siegel unter anderem die Münchner Stiftungen Don Bosco und Stifter für Stifter.

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Stiftungen in Deutschland um 549 Neuerrichtungen auf 22.274 gestiegen. Auf 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner kommen deutschlandweit 27 Stiftungen. Die meisten Stiftungen beschäftigen sich mit den Themen Gesellschaft (52 Prozent), Bildung (35 Prozent) sowie Kunst und Kultur (32 Prozent). Das bekannte Kapital von Stiftungen aller Rechtsformen liegt bei 68 Milliarden Euro.

Fast 4.000 Stiftungen bayernweit  

Bayern zählt aktuell insgesamt 3.997 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts. Mehr Stiftungen gibt es nur in Nordrhein-Westfalen (4.370). 87 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts wurden im Jahr 2017 in Bayern errichtet.

Auf 100.000 Einwohner kommen in Bayern knapp 31 Stiftungen. Damit liegt der Freistaat deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 27 Stiftungen pro 100.000 Einwohner und im Vergleich der Stiftungsdichte der Länder auf Platz 4. Im bundesweiten Vergleich der Großstädte liegt Würzburg mit 94 Stiftungen pro 100.000 Einwohner an der Spitze. Die Landeshauptstadt München liegt mit 68 Stiftungen pro 100.000 Einwohnern auf Platz 7.

„Stiftungswirken ist überall: Stiftungen tragen zum Beispiel rund 150 Krankenhäuser und 270 Museen oder pflegen mindestens 154.000 Hektar Naturschutzflächen. So wie Wagniskapital in der Wirtschaft wirken Stiftungen an entscheidender Stelle im System“, erklärte Prof. Göring.

Die stifterisch aktivste Unternehmensgruppe in Deutschland ist die Sparkassen-Finanzgruppe. Die Anzahl der Sparkassen-Stiftungen erhöhte sich im vergangenen Jahr auf nunmehr 748, die ein Stiftungskapital von 2,6 Mrd. Euro aufweisen und fast 76 Millionen Euro ausschütteten.

Für strategische Optimierung der Vermögensanlagen 

Wie Dr. Heike Kramer, Leiterin Gesellschaftliches Engagement und Veranstaltungsmanagement, Deutscher Sparkassen- und Giroverband, erläuterte, sind Stiftungen der Sparkassen-Finanzgruppe mit einem Stiftungskapital von 2,6 Milliarden Euro in den Regionen und im ländlichen Raum unverzichtbarer Förderer von Kultur, Sport und Sozialem. „Aber auch unsere Stiftungsvermögen sind in Gefahr. Im Hinblick auf die Niedrigzinsen und das wertebasierte Engagement der Sparkassenstiftungen ist die strategische Optimierung unserer Vermögensanlagen das wichtigste Gebot. Hier ist es wichtig, sich mit zeitgemäßen Anlageformen auseinanderzusetzen.“

Generalsekretär Felix Oldenburg sieht auch die Politik in der Pflicht: „Wenn die Erträge weiter sinken, stehen viele Ideen und Engagierte allein da. Und auch die zunehmende Bürokratie macht Engagierten in Stiftungen das Leben schwer. Daher erwarten wir von der neuen Bundesregierung die zügige und längst fällige Umsetzung der Stiftungsrechtsreform – wie im Koalitionsvertrag angekündigt. Es darf nicht um weniger, es muss um mehr Stiftungswirken gehen. Nur mit flexiblen und modernen Modellen werden wir die nächste Generation gewinnen.“

Hybridstiftung 

So wie zum Beispiel die IOTA Foundation, gegründet im Herbst 2017 in Berlin. Sie ist die erste Stiftung in Deutschland, die auf einer Kryptowährung basiert. Zudem haben die Stiftenden die seltene Form der Hybridstiftung gewählt. Dabei kann ein Teil des Vermögens für den Zweck verbraucht werden. Dazu Felix Oldenburg: „Auch Startup-Gründer sind die Stifter und Stifterinnen von morgen. Und Stiftungen sind die Start-ups, die Innovatoren, der Zivilgesellschaft. Allein die dem Bundesverband bekannten jährlichen Stiftungsausgaben in Höhe von 4,3 Milliarden Euro entsprechend der Höhe des Risikokapitals, das 2017 in Start-ups investiert wurde.“

DK

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