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(GZ-14-2017)
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► Christian Stettner / Südwärme AG:
 
Contracting in Kommunen – Vorgehensweise, Planung und erfolgreiche Umsetzung

SD Stettner

Christian Stettner, Südwärme AG. RED

Laut Christian Stettner (Technischer Vertrieb) liefert ein Contractor das „fertige“ Produkt Wärme/Strom“. Er plant, baut, finanziert und betreibt speziell auf das Objekt zugeschnittene Energieerzeugungsanlagen und versorgt zu einem festgelegten Preis auf der Grundlage von Versorgungsverträgen Immobilien aller Art mit Energie in Form von Wärme, Kälte und Strom. Vor dem Hintergrund, dass ein erheblicher Sanierungsstau in den Liegenschaften (Heizräumen) besteht, die Wärmeversorgung der kommunalen Liegenschaften mit hohen Kosten verbunden ist sowie ganzheitliche und zukunftsweisende Studien erstellt werden, ist Contracting eine Lösungsmöglichkeit, betonte Stettner. 

Vorteile für die Kommunen sind die Reduzierung des Sanierungsstaus, die Einbindung externen Kapitals und externen Know-hows sowie Planungssicherheit, d. h. Kostensicherheit und -transparenz durch die komplette Übernahme der wirtschaftlichen Verantwortung. Zudem ist keine Rücklagenbildung für Instandhaltung, Reparatur und Erneuerung nötig. Auch kann durch die Bündelung der Einkaufsmengen der Bezug von Brennstoff finanziell günstig gestaltet werden.

Verfahrensschritte einer Ausschreibung sind die Vorbereitungsphase, die Bekanntmachungsphase sowie die Angebotsund Annahmephase. Zunächst wird eine qualifizierte Leistungsbeschreibung erarbeitet. Versorgungsaufgabe und Schnittstellen werden ebensoexakt definiert wie Eignungsund Wertungskriterien für die eingehenden Angebote.

Verfahrensschritte einer Ausschreibung

Mit der Bekanntmachungsphase ist die Veröffentlichung mit Aufforderung zur Abgabe von Angeboten verbunden. Eine Besichtigungsmöglichkeit muss diskriminierungsfrei gewährleistet werden. Die Frist zwischen der Veröffentlichung und der Angebotsabgabe beträgt 52 Tage. In Phase 3 schließlich werden die eingegangenen Angebote auf Vollständigkeit, Richtigkeit und Plausibilität geprüft. Die nichtberücksichtigten Anbieter werden 15 Tage vor Zuschlag informiert. Nach Ablauf der Frist kann der Vertrag geschlossen werden. 

Als Schlüssel zum Erfolg bezeichnete Stettner einen ausreichenden Zeithorizont, die VOL-Ausschreibung mit klaren Leistungs- und Liefergrenzen, eindeutigen Preisindizes sowie klar definierte Wertungskriterien, ein Ingenieurbüro mit Erfahrung in VOL-Ausschreibung, Wertung und Vergabeverfahren (eventuell rechtlicher Beistand) sowie die Unterstützung durch Ausschreibungsleitfäden wie VfW, CIB oder dena.

Am Praxisbeispiel eines Seniorenheims (Ausgangssituation: Bestandsgebäude; Heizanlage ist am Ende der Nutzungsdauer - Erdgaskessel; Kunde möchte das Objekt mittels Contracting mit Energie versorgen lassen; Ingenieurbüro ist zuständig für die Durchführung der Ausschreibung; Laufzeit des Contracting-Vertrages 15 Jahre; technisches Konzept frei wählbar; Schnittstelle: „Heizrauminnenkante“; Mittelwert 2016; definierter Energiebedarf Heizlast: ca. 330 kW; Wärmebedarf: ca. 750.000 kWh; Strombedarf: ca. 330.000 kWh) zeigte Stettner mögliche Anlagenvarianten der  Neuanlage und die Vorteile des umgesetzten Konzepts auf.

Dazu zählen:

  • Keine eigenen Investitionen in die Energieerzeugungsanlage
    (Entlastung des Vermögenshaushalts; mehr liquide Mittel für andere öffentliche Aufgaben)
  • Einbindung externen Know-hows für den optimalen Betrieb der Anlage
  • Sichere Haushaltsplanung durch feststehenden, transparenten Wärmepreis
    (keine Rücklagenbildung für Instandhaltung, Reparatur oder gar Anlagenerneuerung erforderlich)
  • Brennstoffkosten werden durch Kapital und Know-how ersetzt.

Stettners Fazit: „Die Bezugskosten aller Energieträger steigen auf Dauer. Es ist eine diametrale Entwicklung ersichtlich. Durch Investition in eine komplexe und effiziente Anlagentechnik reduziert sich der Brennstoffeinsatz. Für einen optimalen Betrieb der Anlage ist die Einbindung externen Know-hows sinnvoll.“ Unternehmen Meitingen für 20 Jahre zu, diese Abwärme kostenfrei bereitzustellen.

Einige Wohngebäude befinden sich bereits im Rohbau. Das Nahwärme-Projekt wird voraussichtlich im Herbst 2017 ans Netz gehen. Der Bezug für die ersten Wohnungen ist für Januar 2018 geplant. Das Nahwärmenetz sowie das Neubaugebiet werden von der Marktgemeinde selbst finanziert. 

 RED

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