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(GZ-4-2024 - 15. Februar)
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► Landkreis Lindau:

 

Baumwettbewerb abgeschlossen

 

Lindau (Bodensee) – In einer kleinen Feierstunde hat Landrat Elmar Stegmann die Gewinnerinnen und Gewinner des Wettbewerbs „Bäume unserer Heimat erzählen Geschichten“ ausgezeichnet. „Das ist auch ein Tag zu Ehren des Baumes“, betonte der Landrat im gemeinsamen Gespräch mit den Geehrten.

Landrat Elmar Stegmann zeichnet Gina Jäckel und ihre Linde mit dem ersten Preis aus. Der zweite Preis geht an Rosa Asmussen und ihren Walnussbaum. Theophil Pflaum und seine Araucaria werden mit dem dritten Preis geehrt. Der Landrat zeigt ein Foto des drittplatzierten Baumes – Theophil Pflaum konnte nicht zur Preisverleihung kommen. Gemeinsam mit dem Landrat und den Preisträgerinnen freuen sich Bernd Brunner, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege sowie Dr. Julia Lorenzen und Hildegard Nagler vom Heimatkundlichen Dokumentationszentrum des Landkreises Lindau. V.l.: Hildegard Nagler, Gina Jäckel, Landrat Elmar Stegmann, Rosa Asmussen, Bernd Brunner und Dr. Julia Lorenzen. Bild: Landkreis Lindau/Nadja Krassik
Landrat Elmar Stegmann zeichnet Gina Jäckel und ihre Linde mit dem ersten Preis aus. Der zweite Preis geht an Rosa Asmussen und ihren Walnussbaum. Theophil Pflaum und seine Araucaria werden mit dem dritten Preis geehrt. Der Landrat zeigt ein Foto des drittplatzierten Baumes – Theophil Pflaum konnte nicht zur Preisverleihung kommen. Gemeinsam mit dem Landrat und den Preisträgerinnen freuen sich Bernd Brunner, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege sowie Dr. Julia Lorenzen und Hildegard Nagler vom Heimatkundlichen Dokumentationszentrum des Landkreises Lindau. V.l.: Hildegard Nagler, Gina Jäckel, Landrat Elmar Stegmann, Rosa Asmussen, Bernd Brunner und Dr. Julia Lorenzen. Bild: Landkreis Lindau/Nadja Krassik

In Zusammenarbeit mit dem Heimatkundlichen Dokumentationszentrum des Landkreises Lindau (Bodensee) und der Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege hatte Landrat Elmar Stegmann im August 2023 den Wettbewerb „Bäume unserer Heimat erzählen Geschichten“ ausgeschrieben. Die Palette der eingereichten Geschichten war breit. Besonders beeindruckt war die Jury von drei Beiträgen.

Über das Werden ihrer „Manitu-Linde“ hatte Gina Jäckel aus Bad Schachen geschrieben. „Unsere Baumgeschichte lässt sich nicht mit Stichworten beschreiben, weil sie so ungewöhnlich ist: Sie geht auf den Indianer-Speer eines zehnjährigen Buben in Hochbuch zurück.“ 1979, kurz vor dem Umzug nach Bad Schachen, machte sie eine Nachbarin auf eine kleine, junge Linde aufmerksam, die aus der Ligusterhecke herauswuchs. „Während wir noch am Gartenzaun über die Herkunft dieses Bäumchens an dieser ungewöhnlichen Stelle rätselten, kam unser Sohn dazu und klärte uns auf“, schrieb Gina Jäckel. Als kleiner Junge hatte er nach dem Spielen als großer Häuptling der Apachen ein Versteck für seinen außergewöhnlichen Stammes-Speer in der Ligusterhecke gesucht. Der Speer des großen Manitu geriet dabei offenbar in Vergessenheit. „Mit viel Magie, Glück und Ausdauer vollzog sich seine außergewöhnliche Verwandlung in ein wunderschönes Lindenbäumchen“, erinnert sie sich. Schnell war beschlossen: Dieser Baum würde mit umziehen. „Beim Umpflanzen wurde uns klar: Hier ist viel Zauberei im Spiel – die Wurzel war zweigeteilt.

Dieses Bäumchen stand mit beiden Wurzelbeinen in der Welt, um möglichst viel Nahrung aus dem Boden zu bekommen – genauso wie sein ursprünglicher Schöpfer, der große Manitu“, schrieb Gina Jäckel. Lindaus oberster Stadtgärtner half bei der Bewältigung der Eingewöhnungsschwierigkeiten des ungewöhnlichen Baumes mit. „Zwischenzeitlich steht die ,Manitu-Linde‘ groß und mächtig da. Sie beeindruckt mit ihren Ausmaßen immer wieder aufs Neue diejenigen, die ihr (wirklich) begegnen“, schloss Gina Jäckel ihre Erzählung.

Rosa Asmussen aus Mellatz hatte die Geschichte eines Baumriesen eingereicht. „Zur Erstkommunion meines Vaters im Jahr 1928 hatte sich auch sein Patenonkel aus Österreich angekündigt, was zu dieser Zeit eine kleine Weltreise war. Im Gepäck hatte er nicht etwa Süßigkeiten, Spielzeug oder Geld – nein, sein Geschenk für den Buben war der Sämling eines Walnussbaumes. Dieser wurde auch hoffnungsvoll eingepflanzt, und er enttäuscht bis heute nicht“, schilderte sie. Mittlerweile misst der Baum, der fast jedes Jahr reichlich Nüsse trägt, in der Höhe 20 Meter, in seiner Breite gut 15 Meter und in seinem Stammumfang knappe drei Meter. „Mein Vater hat bei allen Erweiterungs- und Umbauprojekten rund um den Hof stets darauf geachtet, die Wurzeln sowie die Krone nicht zu beschädigen“, schrieb Rosa Asmussen. „Aus meiner Kindheit erinnere ich mich an so manche unheimliche Gewitternacht, in der mir der Gedanke an den starken Walnussbaum nahe beim Haus Trost, Schutz und Erdung gab.“ Für Wanderer lohne sich nach dem Besuch der neu errichteten Sebastianskapelle in Litzis auch ein staunender Blick auf die beeindruckende Schönheit des nahen Baumes. „Mein großer Wunsch ist es, dass alle künftigen Bewohner meines Elternhauses den inzwischen 98-jährigen Riesen erhalten, lieben und schätzen lernen“, schloss Rosa Asmussen ihre Erzählung.

Theophil Pflaum machte die Jury auf die Geschichte seiner rund 14 Meter hohen Araucaria aufmerksam. Diese hatte sein Onkel Paul Renz, ein Botaniker aus Leidenschaft, von einem Ausflug in südliche Gefilde mitgebracht. „Ich war immer dabei, wenn mein Onkel Paul sie im Herbst für den harten Winter in einen dicken Mantel einpackte“, erinnert sich Theophil Pflaum. „Das ging etliche Jahre ohne Winterschäden gut. Doch mit zunehmender Baumgröße bedurfte es immer umfangreicherer Verpackungstechnik.

Schließlich aber – es war an einem schönen Herbsttag, an den ich mich bis heute erinnere – entschloss sich mein Onkel angesichts des mannsgroßen Stammes, ihn ungeschützt den folgenden Wintermonaten anzuvertrauen. Er postierte sich vor dem Araucaria-Jüngling und sprach: ,Entweder du schaffst‘s, dann isch‘s guat, oder ebe et.‘“ Die Pflanze, so Theophil Pflaum, scheine dies verstanden zu haben. „Sie gab sich einen Wachstumsruck und hielt durch.“ Bis heute blühe die imposante Araucaria jährlich und schmücke sich mit ihren mächtigen Zapfen.

Landrat Elmar Stegmann zeichnete Gina Jäckel und ihre „Manitu-Linde“ mit dem ersten Preis aus. Der zweite Preis ging an Rosa Asmussen und ihren Walnussbaum. Mit dem dritten Preis wurde Theophil Pflaum und seine Araucaria ausgezeichnet. Er konnte bei der Feierstunde nicht persönlich anwesend sein.

Bäume sind „unverzichtbarer Teil unserer Heimat“

„Bäume gestalten nicht nur unseren Lebensraum, prägen unser Landschaftsbild und sind wichtig für unsere Gesundheit. Sie schützen zudem unser Klima, bieten einen vielfältigen Lebensraum und sind unverzichtbarer Teil unserer Heimat. Ich hoffe, dass die Geschichten der ausgezeichneten Bäume ein Bewusstsein für die Bedeutung von den Bäumen in unserem Landkreis schaffen und die Menschen verleiten, auch mal wieder einen Blick in die Natur zu werfen“, betonte Landrat Elmar Stegmann abschließend. Die Geschichten und Fotos der ausgezeichneten Bäume mit Hintergrundinformationen sind in einer Ausstellung im Heimatkundlichen Dokumentationszentrum in Weiler zu sehen.

 

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