Aus den Kommunenzurück

(GZ-17-2023 - 14. September)
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► „Kampf“ gegen die Austrocknung:

 

Die Kunst des nachhaltigen Wasserspeicherns

 

Der mittelfränkische Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim (NEA) nimmt den „Kampf“ gegen die weitere Austrocknung durch den Klimawandel auf. Mit einer widerstandfähigen, also klimaresilienten Wasserwirtschaft will sich der Landkreis in eine Art Schwammregion verwandeln und als nachhaltig und zukunftsorientiert positionieren. Nicht nur die für den Landkreis repräsentative Auswahl von 14 Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern sowie das Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfrankens, sondern vor allem auch das zuständige Wasserwirtschaftsamt in Ansbach sind „Treiber“ des Pilotprojekts, das die versiegelten Böden für Niederschlagswasser aufnahmefähig wie einen Schwamm machen soll.

V.l.: Wolfgang Neukirchner, Leiter des Amts für Ländliche Entwicklung, Mittelfranken, Dieter Springmann, Erster Bürgermeister der Gemeinde Ergersheim, Thomas Keller, Leiter Wasserwirtschaftsamt Ansbach und Dr. Birgit Kreß, Erste Bürgermeisterin der Gemeinde Markt Erlbach. Bild: Ulrike Ganter/Fränkische Landeszeitung
V.l.: Wolfgang Neukirchner, Leiter des Amts für Ländliche Entwicklung, Mittelfranken, Dieter Springmann, Erster Bürgermeister der Gemeinde Ergersheim, Thomas Keller, Leiter Wasserwirtschaftsamt Ansbach und Dr. Birgit Kreß, Erste Bürgermeisterin der Gemeinde Markt Erlbach. Bild: Ulrike Ganter/Fränkische Landeszeitung

Die seit Jahren immer heißer werdenden Sommermonate ohne nennenswerte Niederschläge führen einerseits zu längeren Dürren mit dauerhaft niedrigeren Grundwasserständen in einer ohnehin relativ trockenen Region. Andererseits kommt es immer häufiger zu heftigen Starkregen- bzw. Unwetterereignissen mit messbaren Auswirkungen auf die Landwirtschaft, den Wasserkreislauf mit Wasserknappheit, aber auch Überschwemmungen, Bodenerosion und einer Verschlechterung der Wasserqualität. In Summe führen die sich im Zuge des Klimawandels absehbar wiederholenden Wetterkapriolen zu einer fortschreitenden Austrocknung der Böden mit spürbaren Auswirkungen auf das gesamte Leben und Wirtschaften vor Ort.

Spärliches Wasserdargebot

Neben der Umwelt sind die Landkreisbürger schon jetzt direkt vom spärlichen Wasserdargebot betroffen. Deshalb ist es unverzichtbar, Konzepte und Maßnahmen zu entwickeln, um auch in Zukunft die Trinkwasserversorgung sicherzustellen, gesundheitlich unbedenkliche Badegewässer beizubehalten, eine umweltverträgliche Beregnung von Sonderkulturen wie Wein ebenso zu ermöglichen wie die Bewirtschaftung von Fischteichen.

Mit einem nachhaltigen Konzept für eine ressourcenschonende Wasserwirtschaft und einem fortschrittlichen Hochwasserschutz soll dem Klimawandel die Stirn geboten werden und das Lebenselixier Wasser im Boden wie in einem saugfähigen Schwamm gehalten werden.

Großes Engagement

Wie wichtig das Thema für die Kommunen im klimaresilienten Pilot-Landkreis NEA inzwischen ist, zeigt auch die große Bereitschaft, sich für das Nachhaltigkeitsthema mit Ideen und deren Umsetzung zu engagieren.

Landkreis, Kommunen, das Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken und das Wasserwirtschaftsamt Ansbach erarbeiten praxisnahe und unkonventionelle Wege für einen zukunftsorientierten Wasserrückhalt und ein wasserorientiertes Handeln vor Ort.

Die Landkreis-Arbeitsgruppe will die Wasserwirtschaft neu denken. In vier Arbeitsgruppentreffen wurden im laufenden Jahr die vom geringen Wasserdargebot Betroffenen und die damit verbundenen Auswirkungen sowohl innerhalb der Kommunen als auch auf den freien Land(wirt)schaftsflächen identifiziert. In Fokus standen Möglichkeiten an Gewässern und Talauen, in Siedlungsgebieten, in der Land- und Forstwirtschaft sowie bei Sonderkulturen und der Teichwirtschaft. Das Spektrum reichte von einer wesentlichen Erweiterung von Versickerungsflächen, naturnahen Rückhalteräumen und Gewässerrenaturierung, Aufforstung, Entsiegelung, Bau von Zisternen, sparsamer Umgang mit der Ressource Wasser, Wassernutzungsalternativen in der Landwirtschaft und auf Privatgrundstücken bis hin zur umfassenden Sensibilisierung der Bevölkerung für das Wasserschutzthema schon ab dem Schulalter. Erklärte Ziele des klimaresilienten Landkreises sind eine zukunftsorientierte Wasserspeicherung, ein funktionierendes Überschwemmungsma-
nagement, sauberes Trinkwasser und wasserorientiertes Handeln Aller – auch und gerade in Trockenzeiten.

Erarbeitet wurden neue und innovative Lösungsansätze für ein von Trockenheit geprägtes Wassermanagement im Landkreis. Wo notwendig und sinnvoll wurden Experten und Betroffene je nach Themenstellung gehört und konnten sich einbringen. Im Frühjahr 2024 ist die Präsentation der Ergebnisse aus der Arbeitsgruppe geplant. Die Ergebnisse der Landkreis-Arbeitsgruppe werden ein elementarer Baustein zur kommunalen Umsetzungsverpflichtung des vom Bundeskabinett beschlossenen Klimaanpassungsgesetzes sein und der Bundesregelung sogar vorgreifen. Die Bundesregierung will erst Ende 2024 die erste Klimaanpassungsstrategie mit konkreten Zielen verabschieden.

NEA als Modell für andere Landkreise

Bei der Umsetzung der dann vorgeschlagenen, eigenen Klimaanpassungsstrategien, die sicher auch mit Kosten verbunden sind, kommt dem Landkreis NEA entgegen, dass es ein breites Bündnis und den Willen aller Beteiligten gibt, die gemeinsam entwickelten Ideen vor Ort umzusetzen. Das Projekt ist langfristig angelegt und sollte mit einer flexiblen Strategie auf die sich ändernden klimatischen Bedingungen reagieren können. Eine kontinuierliche Strategieüberprüfung kann sicherstellen, dass der Landkreis mit seinem Pilotprojekt die Region auf die Herausforderungen des Klimawandels zielgerichtet vorbereitet und klimabedingte Risiken entsprechend verringert. Und der Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim kann als Modell für andere Landkreise dienen, die mit ebensolchen Problemen konfrontiert sind.

JK

 

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