Aus den Kommunenzurück

(GZ-1/2-2023)
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► Rupertiwinkel:

 

Energiewende mit Heimatenergien

Der Landkreis Traunstein, „Zentrum“ des Rupertiwinkels, will in Sachen Energiewende den vielen Reden auch Taten folgen lassen. Auftakt bildete im vorweihnachtlichen Fridolfing eine Diskussionsveranstaltung der Traunsteiner Mittelstandsunion und der CSU-Ortsverbände im Traunsteiner Teil des Rupertiwinkels, einer Region im äußersten Südosten Oberbayerns. Angesichts der deutschen Energiekrise wurde die Dringlichkeit des Themas durch die Teilnahme von der Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber, CSU und MdL aus dem Berchtesgadener Land, unterstrichen, denn auch auf Landwirtschaft und Wälder wirken sich die Folgen von Ukrainekrieg und Klimawandel aus. Kaniber referierte über „Die Bedeutung der Heimatenergien für unsere Stromversorgung“ in Bayern. CSU-Urgestein Dipl.-Ing. Hermann Steinmaßl, MdL a.D und Altlandrat von Traunstein, moderierte mit höchster energiefachlicher Kompetenz die Diskussion, wie der Rupertiwinkel sich künftig den Herausforderungen der Energiewende im Spannungsfeld von bestmöglichem Klima- und Umweltschutz, sicherer Stromversorgung rund um die Uhr und Bezahlbarkeit stellen will.

V.l.: Hermann Steinmaßl, Dr. Birgit Seeholzer, Staatsministerin Michaela Kaniber und Bürgermeister Gerhard Holzner aus dem benachbarten österreichischen Ostermiething. Bild: CH
V.l.: Hermann Steinmaßl, Dr. Birgit Seeholzer, Staatsministerin Michaela Kaniber und Bürgermeister Gerhard Holzner aus dem benachbarten österreichischen Ostermiething. Bild: CH

Zur Einstimmung in das Thema beleuchtete Dr. Birgit Seeholzer, Geschäftsführerin der Chiemgau GmbH und zuständig für die Wirtschaftsförderung, die Energiepotenziale im Landkreis Traunstein speziell im Strombereich. Handeln ist schon allein deswegen angebracht, weil der Energiehunger auch in der Region beständig steigt. Die Wirtschaft wächst seit Jahren. Damit der daraus resultierende Wohlstand in der Region dauerhaft gesichert wird, muss eine starke erneuerbare Energieversorgung dazu beitragen.

Ein ausbaufähiges Potenzial bietet die Windkraftnutzung. Dazu muss allerdings die kommunale Bauordnung einen entscheidenden Beitrag leisten, indem zusätzliche geeignete Flächen aktiviert werden, bei denen der reduzierte Mindestabstand zur Wohnbebauung auf 1.000 Meter eingehalten werden kann. Dies lässt sich ermöglichen bei Vorranggebieten für Windkraft, Flächen bei Gewerbe- und Industriegebieten, vorbelasteten Flächen, im Rahmen von Repoweringmaßnahmen und schließlich auch in Waldgebieten. Auch Flächen für Agri-PV-Anlagen, also Solarkraftwerke, unter denen Landwirtschaft betrieben werden kann, werden im Landkreis Traunstein gesucht.

Raus aus der Komfortzone

Steinmaßl, der auch stv. Sprecher der Landesvertretung Bayern des Bundesverbands Erneuerbare Energien (LEE Bayern) ist, konnte am Ende der Veranstaltung feststellen, dass Konsens dahingehend herrsche, dass in Zukunft alle Formen erneuerbarer Energien und Speichertechnologien für eine erfolgreiche Energiewende notwendig sind. Für dieses Ziel muss sich die Bereitschaft aller Menschen deutlich verbessern. Wenn die Energiewende zum Erfolg werden soll, dann müssen sehr viele ihre Komfortzone verlassen und das sehr beliebte Sankt- Florians- Prinzip ein Ende finden. Dazu zählt auch der allseits bekämpfte Netzausbau. Neben Bürokratieabbau bei auch privaten Vorhaben sind Gemeinsamkeit und Kompromissfähigkeit die Zauberworte für eine erfolgreiche und beschleunigte Energiewende.

Der Anteil des Stroms am Energieverbrauch wird weiter spürbar steigen. Die Verknüpfung von Stromerzeugung, Wärmebedarfsdeckung und Elektromobilität, die sogenannte Sektorkopplung, ist ein wichtiger Ansatz zur bestmöglichen Nutzung der wetter- und tageszeitabhängigen Stromproduktion aus Wind und Sonne. Ein weiterer Aspekt ist der zeitnahe Auf- und Ausbau großer Speicherkapazitäten, deren Technologien sich vornehmlich an den Bedarfsanforderungen der Menschen und weniger an den Ideologien von politischen Vertretern orientieren sollten.

Vorhandene Heimatenergien

Ein Herzensanliegen Steinmaßls schon zur Zeit als Landrat ist die Rettung der Salzach vor weiterer Eintiefung: der Bau eines ökologisch vertretbaren hochmodernen Wasserkraftwerks im Tittmoninger Becken. Damit könnte das Flussbett der Salzach saniert und gleichzeitig durch die Erzeugung CO2-freien Wasserkraftstroms die Ökologie und der Klimaschutz gestärkt werden.

Staatministerin Kaniber ließ an der Dringlichkeit, die Energiewende zu beschleunigen, keinen Zweifel. Dazu ist die konsequente Nutzung vorhandener Heimatenergien für die Stromversorgung in Bayern unverzichtbar. Es geht nicht mehr um die Bewertung, was ist eine „gute“ (Wind/Sonne) und was eine „schlechte“ (Wasser, Biomasse) erneuerbare Energiequelle oder Speichertechnologie (Pumpspeicher vs. Batterien/Wasserstoff), sondern um die Nutzung des gesamten verfügbaren Energie- und Speicherspektrums, um die Wende vorwärtszubringen. In dem ganzen Prozess soll der Wohlstand in der Gesellschaft erhalten bleiben, denn nur so lässt sich die Energiewende auch durchsetzen.

Im Gegensatz zu bundesdeutschen Meinungsäußerungen von Medien und Politik ist Bayern durchaus ganz vorne beim Ausbau von erneuerbaren Energien. In der Solarstromproduktion ist Bayern mit Abstand Spitzenreiter. Gemessen an der Verfügbarkeit und Nutzbarkeit erzeugten Stroms ist die Wasserkraft traditionell führend in Bayern. Als weitere grundlastfähige Energiequelle steht Biomasse zur Verfügung. Und beim Wind sind die Weichen auf Zubau gestellt, nachdem die 10-H-Abstandregelung für Windkraftanlagen reformiert wurde.

In Sachen Wärmewende setzt die bayerische Staatsregierung auf die Geothermie, die gut 25 Prozent des Wärmebedarfs von Immobilien bis 2050 decken soll. Und schließlich soll auch das Thema grüner Wasserstoff aus erneuerbaren Energien gestärkt werden.

Im Namen der bayerischen Staatsregierung forderte Kaniber von den Naturschutzverbänden, dass es sicher hilfreicher ist, statt der Konfrontation den Dialog zu suchen.

JK

 

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