Aus den Kommunenzurück

(GZ-11-2018) 
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► Straubing:

 

Mit Klebstoff, Sieb und roter Farbe

Brand im Straubinger Rathaus: Der Denkmalschutz beeinflusst die Regulierung

Auch der Blaue Salon muss wieder instand gesetzt werden.Auch der Blaue Salon muss wieder instand gesetzt werden. r

Nach dem Feuer kommt die Leere. Was nicht verbrannt ist, wird beiseite geräumt. Handwerker zersägen verkohlte Balken, reißen durchnässte Tapeten von den Wänden und schaffen allen Schutt aus dem Rathaus. In einigen Räumen sind sogar die Böden verschwunden.

Ein Gebäude, das nicht unter Denkmalschutz steht, würde abgerissen werden. In Straubing geht das nicht, weil das Rathaus historisch ist und aus Baumaterialien aus mehreren Jahrhunderten besteht. Deshalb begutachten Denkmalschützer, was abgerissen werden darf und welche Teile des Rathauses nachgebaut werden müssen, um sie für die Nachwelt zu erhalten. Schützenswerte Teile des Rathauses markieren sie mit roter Farbe.

„Das kann eine langwierige Angelegenheit sein“, sagt Günter Selentin, der seit dem Brand im November mehrmals vor Ort war. „Die Kollegen vom Denkmalschutz nutzen die Gelegenheit und untersuchen jeden Winkel des Rathauses auf historische Bausubstanz.“ Das geht so weit, dass ein Denkmalschützer den ganzen Tag nichts anderes tut als Schutt zu sieben. Wenn er historische Substanz findet, sortiert er die Überreste und klebt sie wie ein Puzzle zusammen.

Diese Arbeit ist langwierig und hat einen ernsten Hintergrund. „Wir haben keinerlei Interesse, die Identität des Straubinger Rathauses zu verfälschen und möchten den Bürgern ihr Wahrzeichen so originalgetreu wie möglich zurückgeben. Deshalb unterstützen wir den Denkmalschutz und die Zusammenarbeit klappt gut“, erklärt Selentin.

Die Regulierung dauert dadurch aber deutlich länger und sie wird auch teurer. Um den Prozess zu beschleunigen, haben Selentin und seine Kollegen vor Ort mehrere Spezialisten im Einsatz, die viel Erfahrung mit der Restaurierung historischer Gebäude haben. Nun soll in Straubing ein Verfahren eingesetzt werden, das ein Handwerker in Zusammenarbeit mit der Versicherungskammer Bayern entwickelt hat. Dabei befreit ein Laser Wände von Ruß und Dreck, ohne darunterliegende Fresken und Bilder zu beschädigen. Dieses Verfahren hat die Versicherungskammer Bayern im vergangenen Jahr zum ersten Mal eingesetzt und die Ergebnisse haben sogar die Erwartungen des Denkmalschutzes übertroffen.

Denkmalschutz macht kreativ

Die Zweckgemeinschaft hat also positive Effekte, denn der Denkmalschutz hat Wünsche, die verschiedene Methoden der Reinigung und Wiederherstellung erfordern. Das zwingt Selentins Team, kreativ zu werden und so wächst die Expertise mit jedem Einsatz. „Mittlerweile haben wir sehr viel Erfahrung“, sagt Selentin. „Wenn wir wollten, könnten wir in ganz Deutschland historische Gebäude sanieren.“

Hintergrund: Am 25. November 2016 brannte das Rathaus in Straubing. Die Stadt ist, wie viele andere bayerische Kommunen auch, bei der Versicherungskammer Bayern versichert. Daher kümmern sich deren Experten um die Regulierung. Wir begleiten sie dabei und geben Ihnen immer wieder Einblicke in die Welt der Großschäden.

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