Aus den Kommunenzurück

(GZ-11-2017) 
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 ► 60 Jahre Akademie für Politische Bildung Tutzing:
 
Glücksfall für die Demokratie

3 11 Gluecksfall

Von links: Markus Rinderspacher, Fraktionsvorsitzender der SPD im Bayerischen Landtag, Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Akademiedirektorin Ursula Münch, Timothy Garton Ash, Ministerpräsident Horst Seehofer, Kuratoriumsvorsitzender Friedrich W. Rothenpieler. Bild: Rolf Poss

Dort, wo alles seinen Anfang nahm, nämlich im Bayerischen Landtag, feierte die Akademie für Politische Bildung Tutzing ihr 60-jähriges Jubiläum. Schließlich begann mit der Ausfertigung des Gesetzes über die Errichtung einer Akademie für Politische Bildung am 27. Mai 1957 (rückwirkend zum 1. April 1957) durch den damaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner die Zeitrechnung der Akademie.

Gegründet als „geistig-pädagogisches Kraftzentrum“, um die „politische Bildung auf breitester Grundlage zu entwickeln“ und den „in die demokratische Freiheit gestellten Staatsbürger zu einem mitdenkenden, zuverlässigen und zur Verteidigung bereiten Bewahrer dieser Freiheit“ zu machen, ist eine unabhängige überparteiliche Institution entstanden, die aktuelle Fragen und grundsätzliche Probleme aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft untersucht. Die Akademie versteht sich als Dreiklang: Sie ist ein Forum für den Gedankenaustausch, ein Kompetenzzentrum für politische Bildungsarbeit und eine Forschungseinrichtung.

Lebenslanges Lernen

Vor mehr als 400 geladenen Gästen bezeichnete Landtagspräsidentin Barbara Stamm in ihrer Begrüßung die Demokratie als „die anspruchsvollste und verantwortungsvollste Regierungsform“. Sie erfordere lebenslanges Lernen und Zeiten des ruhigen Nachdenkens. Daher sei politische Bildung wichtiger denn je.

SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher erinnerte seinerseits daran, dass in seiner Partei Waldemar von Knoeringen, Wilhelm Hoegner und vor allem Hans-Jochen Vogel die Akademiegründung vorangetrieben hatten. Glücklicherweise habe sich die CSU bald dem Leitsatz „Das Gespräch ist die Seele der Demokratie“ angeschlossen und das Akademiegesetz 1957 mitgetragen.

Aktiv mitgestalten

Ministerpräsident Horst Seehofer nannte die Akademie für Politische Bildung mit ihrer Direktorin Ursula Münch als „Glücksfall für unseren Freistaat und die Demokratie in unserem Land“. Seehofer zufolge „lebt unsere Demokratie vom Engagement mündiger und mutiger Bürgerinnen und Bürger, von Menschen, die sich einmischen und unser Land aktiv mitgestalten. Dafür brauchen wir Bildung, Erziehung und gute Vorbilder.“

Die Akademie mache mit ihren unabhängigen Analysen das komplexe Politikgeschäft verständlich und entwickle im gemeinsamen Dialog Antworten auf brennende Fragen unserer Zeit, so Seehofer. Mit ihren Veranstaltungen und Foren begeistere sie Jung und Alt für die Grundwerte und leiste so „einen wertvollen Beitrag für Freiheit und Demokratie in unserem Land“.

Timothy Garton Ash, britischer Historiker und Träger des Internationalen Karlspreises zu Aachen, umriss in seiner Festrede die Rolle der Bundesrepublik innerhalb der Europäischen Union und in der Weltpolitik. Die Europäische Union und der gesamte Westen befinden sich seiner Ansicht nach in einer „existenziellen Krise“. Die Bedrohung durch einen nationalistischen Populismus sei so stark, dass nur die Hälfte der jungen Europäer die Demokratie für die beste Regierungsform hielten.

Balance zwischen Idealismus und Realismus

Dieses Europa müsse in der Praxis funktionieren, unterstrich der Historiker. Losgelöst von der ständigen Diskussion um Reformen oder einem Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten könne es in einer Balance zwischen Idealismus und Realismus handeln. Garton Ash erinnerte daran, dass „ruhiges Benennen eigener Interessen beim Finden von Kompromissen hilfreich“ sei.

„Wir leben in einer Zeit, in der politische Bildung nötiger ist denn je, und ich wünsche Ihnen mindestens weitere 60 Jahre erfolgreicher Arbeit“, betonte Garton Ash abschließend. 

DK

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