Welche Kommune und wie viele Einwohner vertreten Sie? Ich vertrete den Landkreis Regensburg mit rund 200.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, die in 41 Gemeinden leben.
Wann haben Sie Ihr Amt angetreten? Ich bin seit 2014 hauptamtlich als Landrätin im Einsatz. 2020 wurde ich mit knapp 70 Prozent der Stimmen wiedergewählt und setze mich seither weiterhin mit vollem Engagement für die Menschen in meiner Region ein.
Welchem Beruf sind Sie vor Amtsantritt nachgegangen bzw. üben Sie diesen nach wie vor aus? Nach meinem Abitur habe ich eine Ausbildung zur Bankkauffrau absolviert, anschließend Betriebswirtschaft studiert und weiter in der Bank gearbeitet. Von 2008 bis 2014 war ich Abgeordnete der Freien Wähler im Bayerischen Landtag.
Was war Ihr persönlicher Anreiz in die Kommunalpolitik zu gehen? Politik war für mich lange kein Thema. Erst durch ein Gespräch mit einem Kommunalpolitiker, der von meinem Wissen und meinem Interesse an regionalen Themen begeistert war, begann ich mich intensiver mit der Kommunalpolitik auseinanderzusetzen. Besonders die Verkehrspolitik in Regensburg hat mich von Anfang an beschäftigt. Nach mehreren Gesprächen kam dann die überraschende Frage, ob ich nicht für die Freien Wähler als Landrätin kandidieren wolle. Ich habe mir Zeit genommen, darüber nachzudenken, mit Freunden und Familie gesprochen. Als ich von allen Seiten nur positives Feedback bekam, war mir klar: Ich probiere es. Denn wegducken gilt nicht, wenn man die Chance auf eine derart exponierte Position bekommt.
Wie haben Sie sich vorbereitet? Ich habe mir vor allem Zeit genommen, um mir über die Tragweite dieser Entscheidung klar zu werden. Statt vorschnell abzusagen, habe ich mich intensiv mit politischen Themen befasst, mich eingelesen und Gespräche mit erfahrenen Kommunalpolitikern geführt. Vor allem mein Umfeld hat mich bestärkt und mir das Vertrauen gegeben, diesen Schritt zu wagen.
Wo lagen bei Ihrem Amtsantritt die Herausforderungen? 2014 war ein herausforderndes Jahr, denn die Flüchtlingskrise begann kurz nach meinem Amtsantritt. Plötzlich mussten innerhalb kürzester Zeit Unterkünfte, Integrationskonzepte und Verwaltungsstrukturen angepasst werden. Gleichzeitig war im Landkreis ein akuter Wohnraummangel spürbar, weshalb es dringend notwendig war, neue Baugebiete auszuweisen. Die Verkehrssituation in Regensburg war ebenfalls ein großes Thema, mit dem ich mich von Anfang an intensiv auseinandergesetzt habe.
Welche Themen beschäftigen Sie momentan? Derzeit gibt es zahlreiche Themen, die mich und unser Amt intensiv fordern. Die Integration von Geflüchteten ist nach wie vor eine wichtige Aufgabe, insbesondere im Hinblick auf Arbeitsmarktchancen und gesellschaftliche Teilhabe. Die Digitalisierung der Verwaltung spielt ebenfalls eine große Rolle, um Bürgerinnen und Bürgern einen besseren Service zu bieten. Besonders am Herzen liegt mir die Förderung des Ehrenamts, denn ohne die vielen engagierten Menschen in unserer Region wäre vieles nicht möglich. Ein weiteres großes Zukunftsthema ist die Energiewende. Mit einer eigens gegründeten Genossenschaft setzen wir verstärkt auf erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie, wobei wir die Gemeinden aktiv einbinden.
Womit werden Sie sich noch auseinandersetzen müssen/wollen? In den kommenden Jahren wird es darum gehen, bürokratische Hürden weiter abzubauen, damit Menschen schneller in Arbeit kommen und Unternehmen mehr Planungssicherheit haben. Der Breitbandausbau bleibt eine zentrale Aufgabe, denn eine starke digitale Infrastruktur ist essenziell für den Wirtschaftsstandort. Zudem möchte ich weiterhin bürgerschaftliches Engagement stärken, denn die Vereine und Initiativen in unserer Region sind ein wichtiger Bestandteil unseres gesellschaftlichen Lebens.
Haben Sie einen wichtigen Ratschlag für junge Kolleginnen und Kollegen? Mein wichtigster Rat ist: Einfach machen! Traut euch, Verantwortung zu übernehmen und euch aktiv in die Politik einzubringen. Kommunalpolitik bedeutet, ganz konkret das Lebensumfeld der Menschen zu gestalten – und genau hier kann man wirklich etwas bewegen.
Wie beziehen Sie Kolleginnen und Kollegen / Bürgerinnen und Bürger / Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihre Arbeit und in Ihre Entscheidungsfindung ein? Mir ist es wichtig, Entscheidungen nicht im stillen Kämmerlein zu treffen, sondern den Dialog zu suchen. Ich tausche mich regelmäßig mit Bürgerinnen und Bürgern aus, sei es in persönlichen Gesprächen oder über Umfragen. Auch die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Gemeinden sind wertvolle Ansprechpartner. Mein Ziel ist es, möglichst viele Perspektiven einzubeziehen, bevor ich eine Entscheidung treffe.
Wieviel Einfluss wird die Digitalisierung auf die künftige Kommunalpolitik haben? Die Digitalisierung wird die Kommunalpolitik grundlegend verändern. In unserer Verwaltung nutzen wir bereits digitale Lösungen wie einen Chatbot, der Bürgeranfragen beantwortet. Dennoch gibt es noch viel Potenzial, insbesondere bei der Vernetzung mit Landes- und Bundesbehörden. Digitalisierung darf aber nicht zu unpersönlich werden – ein guter Mix aus digitalen Angeboten und persönlichem Kontakt ist für mich der richtige Weg.
Gibt es ein Lebensmotto, das Sie begleitet? Mein Motto ist: „Nicht wegducken, sondern Verantwortung übernehmen.“ Das gilt sowohl für meine Arbeit als Landrätin als auch für das Leben im Allgemeinen. Ich bin überzeugt, dass wir nur dann etwas verändern können, wenn wir uns aktiv einbringen.
Wie wollen Sie in Erinnerung bleiben? Ich möchte als eine Landrätin in Erinnerung bleiben, die zugehört, zugepackt und wirklich etwas bewegt hat. Mir geht es darum, den Landkreis Regensburg weiterzuentwickeln, sodass die Menschen hier gerne leben, arbeiten und sich engagieren. Wenn man in ein paar Jahren sagt: „Die hat’s angepackt, hatte uns alle im Blick und für die Region viel Gutes bewirkt“, dann wäre das für mich die schönste Anerkennung.
Bildnachweis: Cornelia Lehmann (ZDF), Sendung Markus Lanz 2024
|