(GZ-1/2-2025 - 16. Januar) |
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Alois Held |
Erster Bürgermeister der Stadt Thannhausen Welche Kommune und wie viele Einwohner vertreten Sie? Ich darf Erster Bürgermeister der Stadt Thannhausen mit ca. 6.500 Einwohnern sein.
Wann haben Sie Ihr Amt angetreten und sind Sie hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig? 2020 wurde ich gewählt, gemäß der Einwohnerzahl im Hauptamt.
Welchem Beruf sind Sie vor Ihrem Amtsantritt nachgegangen bzw. üben Sie diesen nach wie vor aus? Ursprünglich hatte ich Schreiner gelernt, in dem Beruf noch etwas gearbeitet, später dann noch vor einem BWL-Studium eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten gemacht. Vor Amtsantritt war ich Personalleiter einer mittelständischen Unternehmensgruppe mit ca. 500 Mitarbeitenden.
Was war Ihr persönlicher Anreiz in die Kommunalpolitik zu gehen? Es ist immer leicht, sich als Außenstehender über politische Missstände zu beklagen. Die Realität ist dagegen oft komplex und dieser sollte man sich auch in Verantwortung direkt stellen. Ich hatte mir einmal vorgenommen, Herausforderungen in meinem Leben anzunehmen. Dass ich dann 1. Bürgermeister werden würde, hatte ich damals aber eigentlich nicht vorgesehen. Ich habe diese Entscheidung nicht bereut und bringe mich bisher sehr gerne ein in der Kommunalpolitik.
Wie haben Sie sich vorbereitet? Da ich bereits im Stadtrat war und auch in der öffentlichen Verwaltung gearbeitet hatte, war ich mit gewissen Dingen bereits vertraut. Alles andere kommt mit der Erfahrung, außerdem hat man ja viele Mitarbeitende in der Verwaltung die beratend unterstützen – bei dieser Gelegenheit darf ich mich bei diesen ganz herzlich bedanken.
Wo lagen bei Ihrem Amtsantritt die Herausforderungen? Begonnen hat meine Amtszeit mitten in der Coronapandemie, was durch den Wegfall vieler Präsenztermine auch Vorteile hatte. Thannhausen ist sehr gut aufgestellt, sodass die Fußstapfen schon sehr groß waren. Zusammengefasst bin ich sehr gut in mein Amt gestartet.
Welche Themen beschäftigen Sie momentan? Grundsätzlich und mittelfristig geht es darum, strukturelle Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass alle Akteure im Ort gute Bedingungen vorfinden. Konkret ist mit der Renovierung der Mittelschule gerade viel Abstimmungsbedarf verbunden, in der Masse beschäftigen mich allerdings oft tagtägliche Themen von der Kläranlage, Wasserversorgung, Hallenbadbetrieb, personelle Ausstattung der Verwaltung bis hin zu Bürgeranfragen. Eine Aufzählung ließe sich beliebig lange fortsetzen …
Womit werden Sie sich noch auseinandersetzen müssen/wollen? Die finanzielle Lage bei uns ist zwar noch gut; es wird aber absehbar immer schwieriger. Handlungsspielräume werden immer kleiner und wir müssen es schaffen, hier auch die Bevölkerung mitzunehmen. Die Politik hat es offenbar in den letzten Jahren versäumt, den Bürgerinnen und Bürgern verständlich zu machen, dass der Staat die umfangreichen Leistungen auch finanzieren muss. Alles erscheint irgendwie selbstverständlich und wir müssen uns dagegen trauen, auch unbequeme Entscheidungen in der Öffentlichkeit ehrlich zu kommunizieren.
Haben Sie einen wichtigen Ratschlag für junge Kolleginnen und Kollegen? Man darf sich vieles wirklich nicht allzu sehr zu Herzen nehmen. Auf manche Kritik sollte man sich schlicht nicht einlassen, denn diese ist es oft nicht wert. Da ich zwei Kinder habe, würde ich auch empfehlen, feste Zeiten für die Familie einzuplanen. Ich habe mir z.B. den Dienstagnachmittag dafür reserviert.
Wie beziehen Sie Kolleginnen und Kollegen / Bürgerinnen und Bürger / Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihre Arbeit und in Ihre Entscheidungsfindung ein? Selbstverständlich ist man vernetzt über den eigenen Freundeskreis und man bietet unterschiedliche Formate, um auch niederschwellig allen die Möglichkeit des unkomplizierten Austausches zu geben. Umgekehrt kann ich jeden nur ermuntern sich auch selbst einzubringen, denn die Entscheidungswege in der Politik sind durchaus so kurz dass man auch Gehör finden kann in der Kommune.
Wieviel Einfluss wird die Digitalisierung auf die künftige Kommunalpolitik haben? Die Welt ändert sich rasant, besonders bei der Digitalisierung. Natürlich müssen wir zunehmend digitale Prozesse auch in den öffentlichen Verwaltungen implementieren. Das dazu erforderliche Change Management lässt sich allerdings aufgrund offenbar noch nicht ausgereifter Softwarelösungen, fehlenden rechtlichen Rahmenbedingungen und wohl auch noch fehlender Akzeptanz nicht so umsetzen wie gewünscht. Wo es geht, wird natürlich zum bewährten Service vor Ort auch eine digitale Lösung geboten.
Gibt es ein Lebensmotto, das Sie begleitet? Nein, ich bin wohl ein rationaler Mensch und lege auf inspirierende Weisheiten keinen Wert. Im Kern geht es darum, dass man mit sich, der Familie, Gott und den Mitmenschen im Reinen ist – man muss guten Gewissens „in den Spiegel schauen können“ wie man so sagt. Bisher gelingt mir das sehr gut.
Wie wollen Sie in Erinnerung bleiben? Da möchte ich mich nicht festlegen, denn jeder nimmt einen ja anders wahr. Das Amt des Bürgermeisters ist herausfordernd und auch mit viel Ärger verbunden, es ist aber selbstverständlich auch schön und sinnstiftend. Es ist eine Ehre, ein solches Amt überhaupt ausüben zu dürfen.
Foto © Alois Held |
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