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(GZ-23-2023 - 7. Dezember)
Franz Heilmeier, Erster Bürgermeister der Gemeinde Neufahrn b.Freising
 

Franz Heilmeier

Erster Bürgermeister der Gemeinde Neufahrn b.Freising

Welche Kommune und wie viele Einwohner vertreten Sie?

Neufahrn ist eine junge, in den letzten Jahrzehnten durch die Nähe zu München und einer sehr guten Verkehrsanbindung schnell gewachsene Kommune mit etwa 21.000 Einwohnern.

 

Wann haben Sie Ihr Amt angetreten und sind Sie hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig?

Ich bin seit 2014 Erster Bürgermeister und hauptamtlich tätig.

 

Welchem Beruf sind Sie vor Ihrem Amtsantritt nachgegangen bzw. üben Sie diesen nach wie vor aus?

Ich habe Katholische Theologie studiert, war als Pastoralreferent in der Gemeinde-, Jugend- und Hochschulseelsorge tätig und bin bis heute ehrenamtlicher Leiter von Wortgottesdiensten.

 

Was war Ihr persönlicher Anreiz in die Kommunalpolitik zu gehen?

Ich bin seit meiner Zeit in der Jugendverbandsarbeit politisch interessiert. Nach meinem Studium bin ich berufsbedingt nach Neufahrn gezogen und habe die Gemeinde mit ihrer Mischung aus ländlichen Wurzeln und städtischer Entwicklung sehr schätzen gelernt. Als damaliger Sprecher des Ortsverbands unserer Partei habe ich einige Entscheidungen, aber auch die Polarisierung, sehr bedauert und kritisch gesehen und mich interessiert, für die Gestaltung unserer Gemeinde Verantwortung zu übernehmen.

 

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Ich war zuvor nicht im Gemeinderat, habe aber das Gemeindegeschehen schon immer verfolgt und kannte viele Menschen innerhalb wie außerhalb des Gemeinderates schon durch meinen Beruf sehr gut. Aus vielen Gesprächen heraus hatte ich einige Ideen, Anliegen und Ziele, was ich in der Gemeinde bewegen und verbessern möchte. Es war aber dennoch ein Sprung ins kalte Wasser. Ich weiß allerdings von vielen Kolleginnen und Kollegen, dass dies wohl fast alle am Anfang so erleben.

 

Wo lagen bei Ihrem Amtsantritt die Herausforderungen?

Die Gemeinde war kommunalpolitisch polarisiert, hatte trotz ihrer guten Lage das Image eines Logistikstandorts mit relativ schwachen Gewerbesteuereinnahmen und war kaum vorbereitet auf Aufgaben in der Mobilitäts- und Energiewende. Daher spielten von Anfang an die Kommunikationskultur, die Verbesserung der Standortqualität, der Aufbau vielfältiger Mobilitätsmöglichkeiten und der Umstieg in regenerative Energieträger in möglichst kommunaler bzw. regionaler Hand eine wichtige Rolle.

Welche Themen beschäftigen Sie momentan?

Die vorhin genannten anfänglichen Herausforderungen beschäftigen uns auch heute. Hinzu kommen die Sicherung und der Ausbau unserer Kinderbetreuungs- und Bildungsangebote, aber auch die Gewinnung und Entwicklung von Personal sowie die Digitalisierung unserer Verwaltung.

 

Womit werden Sie sich noch auseinandersetzen müssen/wollen?

Ich halte die kommunalpolitische Interessensvertretung für zunehmend wichtig. Bund und Freistaat betonen regelmäßig die Bedeutung der Kommunen und stellen gerne ihre Geldzuwendungen an uns in den Fokus. Ich bin im Vorstand des Bayerischen Städtetags und im Kreisvorstand des Gemeindetags und sehe, dass die frühzeitige Einbindung unserer Spitzenverbände in Gesetzgebungsprozesse deutlich schlechter geworden ist und dass die vorgegebenen, gewaltigen Ausgabensteigerungen vielfach verharmlost werden. Dem müssen wir uns dringend entgegenstellen.

 

Haben Sie einen wichtigen Ratschlag für junge Kolleginnen und Kollegen?

Ja, gleich mehrere: Behaltet trotz mancher Verärgerungen die Wertschätzung für die Menschen in Eurer Gemeinde, haltet die Einsamkeit in Leitungsverantwortung aus, denkt über die Gemeindegrenzen hinaus, schätzt die parteiübergreifende Kollegialität, nützt die praxisnahe Fachkompetenz in den Geschäftsstellen der Kommunalen Spitzenverbände und pflegt private Freundschaften, vor allem auch zu denen, die Euch widersprechen.

 

Wie beziehen Sie Kolleginnen und Kollegen / Bürgerinnen und Bürger / Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihre Arbeit und in Ihre Entscheidungsfindung ein?

Wichtig ist ein Mix aus klarer und verlässlicher Regelkommunikation einerseits und eine Zeitplanung andererseits, die noch Luft lässt für kurzfristiges Reagieren und Handeln. Das gilt für die Gespräche und Einbeziehung von Bürger/innen ebenso wie für ein gutes Miteinander mit den Gemeinderät/innen und für eine produktive und fördernde Arbeitskultur im Rathaus und den anderen Stellen der Gemeindeverwaltung.

 

Wieviel Einfluss wird die Digitalisierung auf die künftige Kommunalpolitik haben?

Sie hat schon heute einen großen Einfluss, der noch wachsen wird. Wichtig ist dabei, dass die Digitalisierung im Dienst der Aufgaben steht und nicht umgekehrt.

 

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie begleitet?

Eigentlich nicht, eher Grundhaltungen wie Achtung und Respekt gerade auch in Konfliktsituationen.

 

Wie wollen Sie in Erinnerung bleiben?

Als ein Bürgermeister, der die Gemeinde zusammen gehalten und sie für gegenwärtige und künftige Aufgaben vorbereitet und fit gemacht hat und der fair mit den Menschen umgegangen und in diesem Sinn auch in der Gemeindepolitik ein guter „Seelsorger“ gewesen ist.

 

Foto © Franz Heilmeier

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