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(GZ-20-2022)
Stefan Rößle, Landrat im Landkreis Donau-Ries und Landesvorsitzender der KPV Bayern
 

Stefan Rößle

Landrat im Landkreis Donau-Ries und Landesvorsitzender der KPV Bayern

Welche Kommune und wie viele Einwohner vertreten Sie?

Ich bin Landrat des Landkreises Donau-Ries. Unser Landkreis hat knapp 137.000 Einwohner.

 

Wann haben Sie Ihr Amt angetreten und sind Sie hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig?

Ich bin seit 1. Mai 2002 Landrat und in dieser Funktion hauptamtlich tätig.

 

Welchem Beruf sind Sie vor Ihrem Amtsantritt nachgegangen bzw. üben Sie diesen nach wie vor aus?

Vom 1. Mai 1996 bis 30. April 2002 war ich hauptamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Oberndorf a.Lech. Zuvor war ich in meinem Beruf als Polizeibeamter bei der Kripo tätig.

 

Was war Ihr persönlicher Anreiz in die Kommunalpolitik zu gehen?

Die Idee entstand sehr kurzfristig, als ganz unerwartet der frühere Bürgermeister meiner Heimatgemeinde schwer erkrankte und nicht weitermachen konnte. Bei der Polizei wusste ich damals nicht, wo mich meine berufliche Zukunft noch hinführt. Als Bürgermeister konnte ich aber direkt für meine Heimatgemeinde wirken.

 

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Ich habe zwei Monate frei genommen und bin täglich mit meinem Amtsvorgänger unterwegs gewesen, der mir alles zeigte. Zudem habe ich einige Seminare bei der Hanns-Seidel-Stiftung und beim Bürgermeisterkolleg besucht.

 

Wo lagen bei Ihrem Amtsantritt die Herausforderungen?

Im Jahr 2002 legte ich meinen Fokus auf die Förderung der Wirtschaft, die Themen Familie, Jugend und Schule wie auch auf das Zusammenwachsen unseres Landkreises. Mein besonderes Augenmerk richtete ich dabei auf eine fortschrittliche und bürgernahe Verwaltung, da eine effektive Arbeit nur von einer modernen und funktionierenden Behörde geleistet werden kann.

 

Welche Themen beschäftigen Sie momentan?

Die Themenpalette ist äußerst umfangreich. Einzelne Themen nach ihrer Wichtigkeit in der Kürze zu nennen, ist gar nicht so einfach. Natürlich stehen auch in unserem Landkreis die überall gegebenen Herausforderungen durch den Krieg in der Ukraine und die Corona-Pandemie mit an oberster Stelle. Trotzdem beschäftige ich mich genauso intensiv mit Themen wie Schule und Bildung, wo wir sehr hohe Investitionen in alle unsere Landkreisschulen tätigen. Der gleichen Bedeutung kommen aber von meiner Seite auch dem Ausbau eines flexiblen Angebots im öffentlichen Nahverkehr, der Gesundheitsversorgung, dem Ausbau erneuerbarer Energien, dem Naturschutz und der Förderung des Ehrenamtes zu. Zudem arbeite ich momentan auch weiterhin an der Weiterentwicklung der Initiative „1.000 Schulen für unsere Welt“ – mit diesem Projekt nehmen wir mittlerweile deutschlandweit eine Vorreiterrolle innerhalb der kommunalen Entwicklungspolitik ein.

 

Womit werden Sie sich noch auseinandersetzen müssen/wollen?

In der Zukunft sehe ich die drei Themenblöcke Investitionen/Innovationen, Jugend/Familie/Senioren/Gesundheit und Nachhaltigkeit im Vordergrund. Wobei natürlich jeder Block an sich eine Vielzahl von Einzelaufgaben und Anforderungen beinhaltet. Als wenige Beispiele möchte ich auf die kürzlich erfolgte Anerkennung unseres Geoparks Ries als UNESCO Global Geopark verweisen, was völlig neue Perspektiven eröffnet.

Die Errichtung eines Besucherzentrums ist meiner Meinung nach ein wichtiger Baustein in diesem Gesamtkonstrukt. Ein breites Feld wird auch die Umsetzung der in unserem Landkreis bereits beschlossenen Nachhaltigkeitsstrategie einnehmen, die sich beispielsweise auf die Bereiche Energie, Umwelt, Digitalisierung oder Mobilität erstreckt. Zudem dürfen wir nach wie vor nicht in unseren Bemühungen nachlassen, das Thema Fachkräftegewinnung voranzutreiben, wozu auch gehört, dass wir uns weiterhin intensivst darum bemühen, junge Mediziner für unseren Landkreis zu gewinnen.

 

Haben Sie einen wichtigen Ratschlag für junge Kolleginnen und Kollegen?

Unterschätzt die Aufgabenfülle und Vielfalt der Themen nicht, auch nicht die hohen Anforderungen an das Amt. Lernt die Freiheit und die Möglichkeiten zu schätzen, mit eigenen Ideen und Strategien Themen maßgeblich mit weiter zu entwickeln und vor allem: lernt, die Menschen zu mögen (die Bandbreite ist aber sehr, sehr groß).

 

Wie beziehen Sie Kolleginnen und Kollegen / Bürgerinnen und Bürger / Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihre Arbeit und in Ihre Entscheidungsfindung ein?

Ich habe immer ein offenes Ohr für die Anliegen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamtes. In wöchentlichen Gesprächen mit meinen Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleitern sowie regelmäßigen Runden mit allen Führungskräften im Hause bespreche ich alle wichtigen Themen. Die Einbindung der Bürgerinnen und Bürger erfolgt in unterschiedlichen Formen. So informieren wir über meine Arbeit und die Arbeit unseres Hauses anhand zahlreicher Veröffentlichungen über alle Medien. Werden Bürgeranliegen an mich herangetragen, ist mir die persönliche Kontaktaufnahme wichtig. Bei Themen von allgemeinem hohen Interesse, wie zuletzt beispielsweise die Corona-Pandemie oder der Krieg in der Ukraine, biete ich den Bürgerinnen und Bürgern Informationsveranstaltungen an.

 

Wieviel Einfluss wird die Digitalisierung auf die künftige Kommunalpolitik haben?

Die Digitalisierung wird all unsere Lebensbereiche betreffen, sie wird verstärkt im Gesundheitswesen, im öffentlichen Personennahverkehr, ja letztendlich in allen Bereichen der öffentlichen Daseinsvorsorge eine Rolle spielen. Wir wollen hier in unserem Landkreis daher Zeichen setzen und mit der Digitalisierungsbeauftragten am Landratsamt Donau-Ries dieses wichtige Aufgabenfeld landkreisweit koordinieren. Dabei gilt es auch, die Menschen mitzunehmen und die Sorgen der Menschen ernst zu nehmen. Schließlich soll die Digitalisierung unser Leben ja erleichtern. Der Kreistag des Landkreises Donau-Ries hat daher bereits im Dezember 2020 ein Digitalisierungskonzept mit fünf Handlungsfeldern verabschiedet: Verwaltung und Mobilität, Infrastrukturausbau, Digitale Teilhabe, Digitale Bildung, Tourismus. Auf dieser Grundlage werden wir die Digitalisierung in unserem Landkreis Schritt für Schritt voranbringen.

 

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie begleitet?

Ehrlich währt am längsten.

 

Wie wollen Sie in Erinnerung bleiben?

Da noch einige Jahre Amtszeit vor mir liegen, habe ich mir hierüber noch keine großen Gedanken gemacht. Ich denke, dass mir wichtig wäre, als Landrat gesehen zu werden, der nach zukunftsweisenden Lösungen suchte, dabei seine Ermessensspielräume nutzte, aber immer auf die Rechtmäßigkeit seiner Entscheidungen achtete und sich stets von Populismus distanzierte.

 

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