(GZ-19-2021) |
Bernd Reisenweber |
Erster Bürgermeister der Gemeinde Ebersdorf bei Coburg, Bezirksverbandsvorsitzender Oberfranken des Bayerischen Gemeindetages Welche Kommune und wie viele Einwohner vertreten Sie? Ich vertrete die Gemeinde Ebersdorf b.Coburg mit 6.219 Einwohnern.
Wann haben Sie Ihr Amt angetreten? Amtsantritt war der 01. Mai 2002.
Was war Ihr persönlicher Anreiz in die Kommunalpolitik zu gehen? Der Anreiz war meine Tätigkeit in den örtlichen Vereinen und in der Feuerwehrführung. Irgendwann merkt man, dass man sich in seiner Gemeinde auch politisch betätigen muss, um etwas nachhaltig auf den Weg zu bringen.
Wie haben Sie sich vorbereitet? Acht Jahre Tätigkeit als Verwaltungsbeamter in unserer Nachbarkommune, der Stadt Rödental, waren eine interessante Vorbereitung auf mein jetziges Amt. Bei Bürgermeister Gerhard Preß konnte ich einiges lernen. Auch waren die vielen Jahre in den Vorstandschaften einiger Vereine und meine Ausbildung im Finanzamt Coburg nicht von Nachteil.
Wo lagen bei Ihrem Amtsantritt die Herausforderungen? Die hohe Verschuldung meiner Gemeinde, der Wandel und Niedergang der Polstermöbelindustrie, die Ansiedlung von Gewerbe in einem neuen Gewerbegebiet an der damals gerade entstehenden Autobahn A 73, die Schaffung neuer Infrastruktur, Sanierung der Kläranlage, Revitalisierung einer Gastronomiebranche, die Erweiterung eines der größten europäischen Wellpappenwerke, usw.
Welche Themen beschäftigen Sie momentan? Die vorherrschenden Themen sind die Schaffung neuer KiTa-Plätze. Wir konnten in den vergangenen Jahren unsere Einwohnerzahl um ca. 500 Neubürger steigern, deshalb müssen wir die bisher schon gute Betreuung unserer Jüngsten weiter ausbauen. Weiterhin die Fertigstellung eines P&R-Platzes an unserem Bahnhof mit E-Ladestationen für Fahrräder und PKW. Außerdem legen wir zwei bisher eigenständige Kläranlagen mittels eines Druckleitungssystems zusammen.
Womit werden Sie sich noch auseinandersetzen müssen/wollen? Die Planung eines guten Radwegenetzes zwischen unseren Gemeindeteilen mit regionaler Anbindung an andere Netze hat hohe Priorität. Nach den jüngsten Starkregenereignissen müssen Maßnahmen zur Schadensminimierung getroffen werden. Die größte Sorge bereiten mir die Spätfolgen der Corona-Krise. Was bleibt nach Ende der Pandemie noch von unseren Vereinsstrukturen, den kulturellen Veranstaltungen, der Gastronomie und dem Engagement vieler Bürger übrig?
Haben Sie einen wichtigen Ratschlag für junge Kolleginnen und Kollegen? Mit einem Zitat von Franz-Josef Strauß: „Everybody’s Darling is everybody’s Depp“. Haben Sie den Mut auch unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen, wenn es dem Wohl Ihrer Gemeinde dient. Das Wohl Ihrer Gemeinde hat oberste Priorität, lassen Sie die Parteipolitik im Stadt- oder Gemeinderat außen vor.
Wie beziehen Sie Kolleginnen und Kollegen/Bürgerinnen und Bürger/Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihre Arbeit und in Ihre Entscheidungsfindung ein? Nach Einführung von regelmäßigen Gesprächsrunden mit den Entscheidungsträgern und der Verwaltung lege ich Wert darauf, dass der Informationsfluss durch alle Abteilungen fließt. Wichtige Themen werden mit den Fraktionen vorbesprochen; sinnvolle Ergänzungswünsche gleich mit eingearbeitet. Wichtig ist, dass in der Verwaltung die linke Hand weiß, was die rechte tut.
Wieviel Einfluss wird die Digitalisierung auf die künftige Kommunalpolitik haben? Digitalisierung muss zur Vereinfachung von Verwaltungsvorgängen für Bürger und Verwaltung führen. Sie kann eine vernünftige Kommunalpolitik nicht ersetzen, nur unterstützen. Kommunalpolitik findet hauptsächlich im Dialog tagtäglich durch persönliche Kontakte und Gespräche statt, in der Gemeinde, mit den Bürgerinnen Bürgern und den Trägern öffentlicher Belange.
Gibt es ein Lebensmotto, das Sie begleitet? Habe niemals Angst etwas Neues auszuprobieren, bedenke die Arche wurde von Amateuren gebaut, die Titanic von Profis.
Wie wollen Sie in Erinnerung bleiben? Es wäre schon nett, wenn sich nach meinem Dienstzeitende in dieser schnelllebigen Zeit überhaupt noch jemand an mich erinnert. Ansonsten: „Das Wohl seiner Gemeinde lag ihm stets am Herzen.“
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